Stadtplanung in Düsseldorf Konkurrenzkampf um Flächen

Auf einem Grundstück am Dillenburger Weg sollen nach dem Willen der Besitzer bis zu 600 Wohnungen entstehen. Die Stadt weist jedoch darauf hin, dass die Gewerbebetriebe in der Nachbarschaft nicht in Bedrängnis geraten dürfen.

 Florian Schmitt (GHS;l.) und Carl-Udo

Florian Schmitt (GHS;l.) und Carl-Udo

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Von Nicole Lange

Eller. Der Konflikt zwischen Wohn- und Gewerbenutzung auf den knappen Flächen in Düsseldorf stellt Verwaltung und Nutzer vor große Herausforderungen. Das zeigt sich aktuell am Beispiel eines gewerblich genutzten Geländes in Eller. Nach dem Willen der Besitzer soll dort ein neues Wohnviertel entstehen. Die Verwaltung zeigt sich offen, will aber auch die Interessen der angrenzenden Betriebe wahren. „Wir müssen darauf achten, dass schützenswerte Betriebe nicht durch herannahende Wohnbebauung verdrängt werden“, sagt die Leiterin des Planungsamtes, Ruth Orzessek-Kruppa. Dieses Anliegen haben auch Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer immer wieder deutlich an die Stadt herangetragen, die wegen des Drucks auf dem Wohnungsmarkt fürchten, dass zu viele Flächen umgenutzt werden.

Frühere Karstadt-Warenlager soll Wohnungen weichen

Die GHS Immobilien-Gruppe bemüht sich nach eigenen Angaben seit mehr als zwei Jahren, für ihr Grundstück am Dillenburger Weg 50 sowie das Nachbargrundstück (Nummer 34) ein B-Plan-Verfahren auf den Weg zu bringen. Früher war dort ein Karstadt-Warenlager, momentan wird es als Logistikzentrum genutzt. Eine intensivere Nutzung sei aber wegen der Wohnbebauung auf der gegenüberliegenden Seite nicht denkbar – daher will man dort künftig lieber auf Wohnungen setzen. Bis zu 600 sieht man als möglich an, in verschiedenen Größen und für unterschiedliche Bewohner. „Wir sind entschlossen zu bauen, aber wir kommen kein Stück weiter“, sagen Florian Schmitt und Karl-Udo Tietz, Gesellschafter der GHS. „Dabei wird Wohnraum in der Stadt doch dringend gebraucht.“

Die Stadt erklärt dazu, man habe dem Eigentümer den Start eines sogenannten qualitätssichernden Verfahrens in Aussicht gestellt – „wenn er sich mit seinen nördlich angrenzenden gewerbetreibenden Nachbarn auf ein solches Verfahren einigt“. Dieser Nachweis sei noch nicht erbracht worden. Der Knackpunkt ist die Frage, ob das dortige Gewerbe durch die Pläne in Bedrängnis geraten könnte – denn nahe Wohnungen bedeuten oft auch strengere Auflagen bei Lärm und Emissionen.

„Das besagte Grundstück am Dillenburger Weg ist seit Jahren umstritten, weil die Nachbarn sich über die intensive Logistiknutzung beschwert haben“, sagt Ruth Orzessek-Kruppa. Insofern sei man offen dafür, stattdessen auf diesem Areal Wohnen zu ermöglichen. „Aber wir müssen natürlich auch aufpassen, dass wir die problematische Grenze nicht einfach nach Norden verschieben.“ Insofern sei es sinnvoll gewesen, dem Investor aufzugeben, mit den angrenzenden Betrieben frühzeitig eine Lösung zu finden. „Es ist auch in seinem Sinne, das vernünftig zu regeln, bevor man ein großes öffentliches Verfahren einleitet.“

Sie schließe keineswegs aus, dass man Wohnen und Gewerbe an dieser Stelle zusammenbringen könne, sagt die Amtsleiterin weiter: „Aber das muss streng konfiguriert werden, und für den Wohnungsbau kann es dabei auch Beeinträchtigungen geben.“ Denkbar ist in solchen Fällen etwa, dass in den am nächsten liegenden Wohnungen die Fenster in Richtung Gewerbebetriebe nicht zu öffnen sind.

Handwerkskammer äußert
Kritik an Bebauungsplänen

Der Elektrobetrieb Elektro Kai Hofmann, der an der Waagenstraße liegt und damit rückwärtig an das Plangebiet grenzt, äußert sich positiv zu dem Projekt. Er sei sowohl von der Stadt und dem Investor kontaktiert worden und finde die Pläne gut, sagt Inhaber Kai Hofmann. „Mein Betrieb liegt auf einer 100-prozentigen Gewerbefläche, daher habe ich keine Befürchtungen, dass ich strengere Auflagen bekommen könnte“, sagt er. Zumal sein Unternehmen weder Lärm noch Luftverschmutzung verursache und auch nicht von schweren Lkw angefahren werde. Wohnungen könne die Stadt unterdessen gut brauchen, sagt Hofmann. „Ich fände es auch toll, wenn meine Auszubildenden und Angestellten eine Wohnungen in Düsseldorf finden würden. Die meisten wohnen inzwischen außerhalb.“ Mit einem weiteren gewerblichen Nachbarn wollen die Investoren sich Mitte Oktober treffen.

Kritischer sieht die Düsseldorfer Handwerkskammer die Pläne, zumal sie mögliche Erweiterungspläne der angrenzenden Betriebe einschränke. Man sei dagegen, den Charakter eines Gewerbegebietes in solcher Weise zu verändern, erklärte Kammer-Sprecher Alexander Konrad auf Anfrage – durch heranrückende Wohnbebauung passiere das jedoch zwangsläufig. Es handele sich um eine Fläche, die auch noch für wachsende Handwerksbetriebe hätte zur Verfügung stehen können.

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