Klimastadt Düsseldorf Flächen für neue Bäume finden

Düsseldorf · Gefällte Bäume müssen ersetzt werden. Doch die Suche nach Flächen ist oft schwierig.

 Trotz ambitionierter Pläne zum Klimaschutz müssen Bäume gefällt werden. Die Suche nach Ersatzflächen ist oft schwierig.

Trotz ambitionierter Pläne zum Klimaschutz müssen Bäume gefällt werden. Die Suche nach Ersatzflächen ist oft schwierig.

Foto: dpa/Moritz Frankenberg

Stadtweit müssen in diesem Winter 437 Bäume gefällt werden. Betroffen sind 55 Straßenbäume und 382 Bäume in Grünanlagen. Wie die Stadt mitteilt, sind davon 199 bereits abgestorben, bei vielen anderen lägen Erkrankungen vor. Durch anstehende Kontrollen seien weitere Fällungen möglich. Insgesamt wurden 2021 rund 2000 Bäume gefällt.

Hinzu kommen Bäume, die im Rahmen von Bauarbeiten auf privaten Grundstücken gefällt wurden. Von 2016 bis 2020 waren das laut Gartenamt 6823 Bäume. Darin mit enthalten sind auch große Bauprojekte wie der Bürokomplex an der Völklingerstraße oder die Wohngebiete Grafental und Reitzenstein-Kaserne.

Bei all diesen Fällungen steht die Frage im Raum, wohin mit dem Ersatz? Das Gartenamt gibt an, die geforderten Pflanzungen würden immer in räumlicher Nähe erfolgen – wobei diese nach Landes- und Bundesverordnungen auch weiter ausfallen kann. Beispielsweise gilt bei einem Wald, der ersetzt werden muss, das gesamte Forstgebiet als räumliche Nähe, bei Einzelbäumen kann auch ein Standort im Radius von mehreren Kilometern noch nah sein.

Standort für Pflanzungen kann
zu Diskussionen führen

Insbesondere bei größeren Abholzungen kann daher der Standort für die Ausgleichspflanzungen zu Diskussionen führen. So sollte die kleine Waldfläche, die im Rahmen der Bauarbeiten zu Airport-City II abgeholzt werden muss, zunächst im Landschaftspark Fuhrkamp in Langenfeld ausgeglichen werden. Diese Fläche von rund 23 Hektar (etwa 32,5 Fußballfelder) verwendet die Stadt Düsseldorf bereits seit 2004 als sogenanntes Ökokonto. „Die Fläche ist inzwischen allerdings schon ziemlich voll“, erzählt Heidi Bartling, die sich im Gartenamt mit diesem Thema intensiv beschäftigt. Inzwischen hat man eine andere Ausgleichfläche für den Bau am Flughafen gefunden, die auch näher an der eigentlichen Stelle gelegen ist: Im Stadtbezirk 5, in Wittlaer, sollen Stand Februar 6900 Bäume die rund 120 Einzelbäume ersetzen.

Neben der Fläche in Langenfeld gibt es derzeit zwei weitere private Ökokonten, die von der Stadt genutzt werden: Eines befindet sich im Bereich des Garather Stadtwalds im Süden, das andere im Bereich der Fliedner Fachhochschule im Düsseldorfer Norden. Außerdem soll in allen Belangen der Grünordnungsplan 2025 beachtet werden, der unter anderem grüne „Verbinder“ zwischen Rhein und Waldflächen im Osten vorsieht.

Insbesondere die Baumschutzgruppe Düsseldorf setzt sich für den Erhalt von Altbestand ein. Aktuell geht es um die Platanen vor dem Hauptbahnhof, die im Zuge der umfangreichen Modernisierung zunächst weichen sollen, um dann wieder mit 58 neuen Bäumen bepflanzt zu werden. „Ich kann nicht verstehen, warum man so viele gesunde alte Bäume fällen muss“, sagt Andrea Vogelgesang, Vorsitzende der Baumschutzgruppe, die darauf verweist, dass man rund 2000 junge Bäume bräuchte, um einen Alten zu ersetzen. Sie klagt zudem an, dass Ausgleiche oft nicht vor Ort vorgenommen würden, sondern weiter entfernt, etwa „auf einer Wiese bei Mettmann, wodurch es keine Vorteile für das Stadtklima“ gebe. Natürlich sei es schwierig, überhaupt Standorte für neue Bäume zu finden, schließlich herrsche in Düsseldorf chronischer Platzmangel.

Tatsächlich müssen bei neuen Standorten, etwa von Straßenbäumen, zunächst sogenannte Umlaufverfahren durchgeführt werden, bis junge Bäume mit 20 bis 25 Zentimeter Stammumfang gepflanzt werden können. Dabei müssen die unterirdischen Leitungen, Abstände zum Verkehr, Brandschutz und vieles mehr beachtet werden – und die Ergebnisse von den politischen Gremien abgesegnet werden. Seit 2018 gibt es zusätzlich noch das Stadtbaumkonzept, das weitere 1000 Bäume für die Stadt vorsieht. 2019 bis 2021 entstanden so 206 neue Baumstandorte, 80 bereits vorhandene Standorte wurden saniert und bei 80 wurden Ersatzpflanzungen vorgenommen. In der kommenden Pflanzphase sollen 100 weitere neue Standorte dazukommen, 40 saniert und 60 ersetzt werden.

Die jungen Bäume brauchen
viel zusätzliche Pflege

Die jungen Bäume brauchen dabei viel zusätzliche Pflege. In den trockenen Monaten werden rund 14 000 Bäume zusätzlich mit je 150 Litern Wasser versorgt. Laut Gartenamt beträgt die Anwachsquote der Jungbäume 97 Prozent.

In der Winterpflanzsaison 2021/22 sollen rund 710 neue Bäume an Straßen und 200 in Grünanlagen hinzukommen. Außerdem teilt die Stadt mit, dass weitere 75 Bäume als Schattenspender an Kinderspielplätzen gepflanzt werden sollen. „Dadurch werden zum Teil entstandene Defizite durch Fällungen aus den Vorjahren ausgeglichen“, heißt es in der Pressemitteilung. Tatsächlich ist es möglich, sollte eine Ausgleichspflanzung nicht möglich sein, stattdessen einen Geldbetrag zu zahlen, der sich am Wert des Baumes misst. Von 2016 bis 2020 kamen so rund 8,5 Millionen Euro zusammen, mit denen neue Bäume finanziert werden. 

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