Nicht nur zu Ostern Wo sich Fuchs und Hase in Düsseldorf Gute Nacht sagen

Düsseldorf · Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen Wo könnte das in Düsseldorf der Fall sein? Wir haben uns in der Stadt umgeschaut, ob es solche Orte gibt – und dabei die eine oder andere Überraschung erlebt.

 Ein Fuchs und ein Feldhase: Sie können sich in Düsseldorf an verschiedenen Orten begegnen, zumindest theoretisch.

Ein Fuchs und ein Feldhase: Sie können sich in Düsseldorf an verschiedenen Orten begegnen, zumindest theoretisch.

Foto: picture alliance / dpa/Britta Pedersen

Wenn man von einem Ort spricht, an dem sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen, dann ist das in der Regel nicht sehr positiv gemeint und so bewegt man sich auf dünnem Eis, wenn man nach eben jenen Plätzen in Düsseldorf sucht. Aber hier soll es nicht um den sprichwörtlichen, sondern um den buchstäblichen Sinn gehen.

Denn auch in Düsseldorf gibt es tatsächlich Orte, an denen sich Fuchs und Hase – zumindest theoretisch – treffen können. „Ich habe hier auch schon Hasen und Füchse in guter Nachbarschaft gesehen“, berichtet Gerd Spiecker. Der Mann kennt sich mit Wildtieren aus, denn er ist der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Düsseldorf und Mettmann. „Die Füchse wissen, dass der ausgewachsene Hase zu schnell für sie ist und versuchen gar nicht erst sie zu fangen.“ Bei Junghasen sieht das anders aus, die können auch schon mal zur Beute eines Fuchses werden. Dann sagt der Fuchs dem Hasen Gute Nacht.

Aber wo treffen sich die Tiere? Füchse gibt es fast überall in der Stadt. Die Raubtiere finden ideale Fressbedingungen vor. „Das sind Nahrungsopportunisten“, sagt Spiecker und die milden Winter der letzten Jahre kommen ihnen auch zu Gute. Die Füchse machen es sich in Böschungen, Hausgärten, auf Friedhöfen und im öffentlichen Gelände gemütlich. Sie ernähren sich von allem, was ihnen zwischen die Zähne kommt, im Zweifel auch von Hausmüll. Natürliche Feinde hat der Fuchs hier nicht. „Außer dem Auto“, fügt Spiecker zu.

Bei Hasen sieht das ganz anders aus. Sie sind gefährdet und stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Die Säugetiere leben bei uns nur auf Feldern und sind bei einer ganzen Reihe heimischer Raubtiere als Nahrungsquelle sehr beliebt. Krähen, Habichte, Bussarde, Dachse und auch Füchse fressen Junghasen. Und ein Hase braucht ein halbes Jahr, bis er ausgewachsen ist. Wenn diese Zeit überstanden ist, gibt es nur noch einen Raubvogel in der Landeshauptstadt, der sich an ausgewachsene Hasen wagt: der Uhu, der nach ersten Bruterfolgen in der Region wieder heimisch wird, weiß Spiecker.

 Der Feldhase steht mittlerweile auf der roten Liste der gefährdeten Arten, weil sein Lebensraum durch intensive Landwirtschaft kleiner wird und die Zahl seiner Feinde zunimmt.

Der Feldhase steht mittlerweile auf der roten Liste der gefährdeten Arten, weil sein Lebensraum durch intensive Landwirtschaft kleiner wird und die Zahl seiner Feinde zunimmt.

Foto: picture alliance / Jens Büttner//Jens Büttner

In Düsseldorf finden sich die wenigen Hasen noch auf den Feldern im Norden und im Osten der Stadt, zum Beispiel in Hubbelrath. Sie legen ihre Jungen auf dem Feld ab. Die Mutter kommt noch zweimal am Tag vorbei und säugt die Jungtiere. Ansonsten sind sie auf sich alleine gestellt. Wenn dann die natürliche Deckung durch hohes Gras und Felder nicht gegeben ist, werden die kleinen Hasen schnell Opfer von Raubvögeln oder auch von Füchsen.

Heute gibt es bundesweit noch rund drei Millionen Feldhasen, dabei waren sie vor ein paar Jahrzehnten auf den Wiesen allgegenwärtig, heißt es bei der Deutschen Wildtier-Stiftung. Schuld daran sei besonders die intensive Landwirtschaft. Mähmaschinen schredderten etliche Hasen, und sie hätten weniger Verstecke vor Feinden.

Anders sieht es bei den kleineren Verwandten der Hasen aus, den Kaninchen. Die sind nicht nur auf Feldern anzutreffen, sondern „buddeln ihr Loch auch im Stadtgebiet“, weiß der Jäger. In manchen Gebieten scheinen sie sich „wie die Karnickel“ zu vermehren. In Kappes Hamm oder Oberkassel tummeln sich die kleinen Säuger munter auf den Rheinauen.

Aber auch auf dem Flughafengelände leben im östlichen und westlichen Randbereich Kaninchen. Kaninchen werden „von unserem Vogelschlagbeauftragten und Jagdaufseher nach gesetzlichen Vorgaben gejagt und reguliert“, berichtet ein Flughafensprecher. Die Tiere können eine Gefahr für die Luftfahrt darstellen, wenn sie größere Vögel wie Mäusebussard oder den Graureiher anlocken.

Und auch Füchse leben auf dem Flughafengelände. Drei künstliche Fuchsbauten sind hier angelegt. Maximal sieben Füchse würden hier gezählt. Sie werden am Flughafen nicht bejagt. Die Raubtiere sind sogar hilfreich für den Flughafen: Sie fangen Mäuse und Kleintiere, so dass weniger größere Vögel auf das Flughafengelände gelockt werden. Dadurch vermindert sich die Gefahr von Vogelschlägen, also der Kollision eines Vogels mit einem Flugzeug.

Wie viele Wildtiere genau in Düsseldorf leben, ist nicht bekannt. Die Kreisjägerschaft zählt die zu Tode gekommenen Tiere und schließt daraus auf die Gesamtzahl. Das müssen nicht nur geschossene Tiere sein, sondern auch Tiere, die von Autos erwischt wurden oder an Krankheiten gestorben sind.

Im Jagdjahr 2017/18, zwischen dem 1. April und dem 31. März, sind in Düsseldorf 817 Kaninchen zu Tode gekommen. 2014/15 waren es noch fast doppelt so viele. Der starke Rückgang liegt laut Spiecker auch an regelmäßigen Seuchen, die die kleinen Säuger befallen. Die sogenannte Chinaseuche (RHD) und Myxomatose, die Kaninchenpest, dezimieren regelmäßig die Kaninchenpopulationen. „Manche Gegenden werden von Seuchen aber auch komplett ausgenommen und natürliche Fressfeinde wie Dachs, Iltis oder Hermelin kommen auch nicht vor, da gibt es keine natürliche Dezimierung“, weiß Spiecker. Im Ernstfall müssen dann die Jäger einschreiten. Aber im Stadtgebiet natürlich nicht mit Gewehren. Die Kaninchen müssen gefangen werden und mit einem Frettchen aus ihrem Bau gejagt werden.

Im Vergleich dazu sind 2017/18 im Düsseldorfer Stadtgebiet nur 63 Hasen zu Tode gekommen, 43 wurden geschossen, 15 von Autos überfahren und fünf seien anders umgekommen, zählt der Vorsitzende der Kreisjägerschaft auf. Die Zahlen sind in den letzten Jahren zurückgegangen. Spiecker ist aber leicht optimistisch. Das Frühjahr sieht er positiv. Die natürliche Deckung im Feld sei gegeben. Die Raubvögel können die Junghasen so schlechter sehen.

Die Füchse befinden sich zahlenmäßig zwischen Hasen und Kaninchen. 2017/18 sind 317 zu Tode gekommen. Davon seien 42 auf der Straße geblieben, sagt Spiecker. Die Population sei deutlich angestiegen. Aber hier sieht er einen Rückgang voraus. Die Fuchsseuche Staupe ist in den vergangenen Monaten vermehrt aufgetaucht. Die tödliche Krankheit ist im Kreis Mettmann aufgetreten. Auch in Hubbelrath gab es erste Fälle.

Füchse sind aber auch Krankheitsüberträger. Der Fuchsbandwurm kann zu lebensgefährlichen Erkrankungen führen. Wenn sich Füchse zu nah an Kindergärten oder Schulen bewegen, bekommen die Jäger spezielle Jagderlaubnisse, um die Tiere zu jagen. „Der Fuchs wird zum Problem. Es kann aber sein, dass es sich durch die Staupe reguliert“, meint Spiecker. Dann heißt es für den Fuchs Gute Nacht.

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