Pflegeheime Stadt plant, Flächen für den Bau von Pflegeheimen zu reservieren

Düsseldorf · Gut 1000 Heimplätze fehlen schon jetzt. Wie können mehr stationäre und ambulante Angebote geschaffen werden? Womöglich mit Auflagen für Bau-Investoren. Doch es mangelt in Düsseldorf nicht nur an Flächen.

 Eine Altenpflegerin fährt  einen Heimbewohner im Rollstuhl über den Flur. Auch in Düsseldorf fehlen Fachkräfte in der Pflege.

Eine Altenpflegerin fährt  einen Heimbewohner im Rollstuhl über den Flur. Auch in Düsseldorf fehlen Fachkräfte in der Pflege.

Foto: epd/Juergen Blume

Die alternde Stadtgesellschaft führt Düsseldorf über kurz oder lang vor einen Pflegenotstand. Aktuell fehlen schon rund 1000 stationäre Plätze in Pflegeheimen. Noch vor Ostern wollen Oberbürgermeister Thomas Geisel und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche zum Pflege-Gipfel laden, um mit Experten und Vertretern der Liga Wohlfahrt (Awo, Caritas, Diakonie, DRK etc.), die rund 60 Prozent der Pflegeplätze in Düsseldorf anbieten, und privaten Trägern (40 Prozent) Lösungen zu überlegen. Eng eingebunden ist bei der Vorbereitung Bau- und Planungsdezernentin Cornelia Zuschke, denn ein Hauptgrund dafür, dass zu wenig Heime neu gebaut werden, ist der Mangel an (bezahlbaren) Flächen in Düsseldorf.

Im Sozialausschuss sagte Stadtdirektor Burkhard Hintzsche dazu jetzt auf Anfrage der Grünen, dass bei der Planung von neuen Wohngebieten Pflegeeinrichtungen von Anfang an mitgedacht werden müssten, so wie Kitas und Schulen auch, notfalls könnten über verbindliche Vorgaben für Investoren Flächen reserviert werden.

Entlastend wirken kann auch der Ausbau der ambulanten Pflege sowie von Tages- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen. Denn nach wie vor werden in Deutschland mehr als 76 Prozent der Pflegebedürftigen ambulant und zu Hause versorgt. Hintzsche zitierte eine Studie von Gerontologen der Uni Dortmund, die bis zum Jahr  2025 für Düsseldorf einen Bedarf von 365 Tagespflege-, 160 Kurzzeitpflege- und 170 Plätze in ambulant betreuten Wohngruppen ermittelt hat. Diese Bedarfe dürften in Düsseldorf erfüllt oder gar übererfüllt werden, so der Sozialdezernent, weil unter anderem ein Schub bei der Bildung von Tagespflegeeinrichtungen durch ambulante Dienste zu verzeichnen sei – eine Folge davon, dass diese Angebote nun auch von der Pflegeversicherung refinanziert werden. Hintzsche sieht darin eine zumindest temporäre Entlastung, aber: „All diese Versorgungsformen sind kein Ersatz für die Schaffung neuer vollstationärer Plätze.“

Das Land will Angehörigen die Suche nach diesen Plätzen mit ihrer App „Heimfinder NRW“ erleichtern. Das Problem: Für Düsseldorf zeigt die App schlicht viel zu selten und viel zu wenig freie Plätze an. Eine passgenaue Auswahl, etwa für Menschen mit Demenz, kann sie aber ohnehin nicht bieten.

Für die FDP mahnt Sozial- und Gesundheitsexpertin Christine Rachner, nicht nur auf den Bau neuer Heime zu schauen: „Ja, wir brauchen sicher zehn zusätzliche Pflegeheime“, sagt sie, „aber damit ist das Hauptproblem nicht gelöst, der eklatante Personalmangel. Wer soll die alten Menschen denn pflegen?“ Gefragt seien ganz neue Wege und Anreize für die Rekrutierung. Ein aktuelles Beispiel stützt Rachners Sicht. Im neuen Diakonie-Pflegeheim in Golzheim (Tersteegen-Haus), das im September 2019 eröffnet worden ist, kann bis heute eine Abteilung nicht belegt werden, weil es an Pflegepersonal fehlt.

Auch aus Sicht der Stadt erschwert der Fachkräftemangel die Erweiterung oder Neuplanung von Einrichtungen – und zwar im stationären wie im ambulanten Bereich: „Mehr Ausbildung, auch über aktuelle Kapazitäten hinweg und im Vorgriff auf Neubauprojekte ist unabdingbar“, sagt Hintzsche. Allerdings finden sich auch nicht genügend Auszubildende in dem Bereich. Roland Buschhausen, der Leiter des Amtes für soziale Sicherung, glaubt, dass der Beruf ein viel zu schlechtes Image hat, nämlich dass Pflegerinnen ständig alte Menschen waschen und sauber machen müssten und es zu wenig Mitarbeiter auf den Stationen gebe. „Dabei bietet der Beruf auch sehr gute Aufstiegschancen und die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, sich selbstständig zu machen“, so Buschhausen.

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