Feuerwehr ortet Notrufe in Düsseldorf Schneller am Einsatzort mit der neuen Notrufortung der Feuerwehr

Düsseldorf · Seit einem Jahr kann die Feuerwehr in Düsseldorf orten, wo Notrufe herkommen. Etwa, wenn Menschen im Wald oder auf der Autobahn verunglücken. Das System kommt häufiger zum Einsatz, als die Feuerwehrleute gedacht hatten.

Die Disponenten in der Leitstelle können die Anrufer auf einer Karte lokalisieren.

Die Disponenten in der Leitstelle können die Anrufer auf einer Karte lokalisieren.

Foto: Anne Orthen (orth)

Ihr Mann war auf dem Beifahrersitz bewusstlos geworden, die Frau fuhr von der Autobahn ab, hielt an der ersten Ecke und wählte den Notruf. Wo sie sich genau befand – die Frau aus Mönchengladbach hatte keine Ahnung, irgendwo in Stockum, sagte sie am Telefon. In diesem Fall, sagt Christoph Schäfer von der Düsseldorfer Feuerwehr, hat das Ortungssystem wahrscheinlich ein Leben gerettet. Der Mitarbeiter in der Leitstelle konnte die Frau anleiten und ihr erklären, wie sie ihren Mann reanimiert. Währenddessen war der Rettungsdienst schon auf dem Weg zu ihnen.

Seit einem Jahr kann die Feuerwehr Notrufe orten und genau bestimmen, von wo eine Person die 112 gewählt hat. Bis dahin mussten die Leitstellendisponenten genau erfragen, wo sich ein Anrufer befindet, um den Rettungsdienst dorthin zu lotsen. Das gestaltet sich aber gerade in den Augenblicken eines Notfalls oft als schwierig. Über ein netzbasiertes Ortungssystem werden nun alle Notrufe aus dem Mobilfunknetz innerhalb weniger Sekunden erfasst und auf einer Karte in der Leitstelle dargestellt. Das System kommt häufiger zum Einsatz, als die Einsatzkräfte gedacht hatten.

Ortsfremde Menschen geraten in unbekannter Umgebung in Panik

Oftmals sind es ortsfremde Menschen, die sich in der unbekannten Umgebung und in der Panik nicht zurecht finden, vor allem auf den Autobahnen. Manchmal kommt es zum Einsatz, wenn Menschen weder Deutsch noch Englisch sprechen können, manchmal weil eine Erkrankung das Sprechen erschwert. So gab es den Fall eines Mannes, der aufgrund eines Schlaganfalls starke Sprachschwierigkeiten hatte und die Einsatzkräfte in der Leitstelle die Adresse nicht verstehen konnten. Und selbst in einer Stadt wie Düsseldorf verunglücken Menschen in unwegsamem Gelände – so wie eine Frau, die mit gebrochenem Fuß irgendwo auf einem Weg im Aaper Wald lag. Oder immer wieder an Karneval, wenn die Notrufer „irgendwo am Rhein“ stehen.

Das System habe sich auch beim Lokalisieren von größeren Bränden bewährt, sagt Schäfer. Wenn etwa ein Gebäude in Flammen steht und der Rauch kilometerweit zu sehen ist, landen Dutzende Anrufe aus unterschiedlichen Stadtteilen in der Leitstelle. Durch den genauen Standort der Anrufer ließe sich leichter herausfinden, wo es brennt.

Das alles soll der Feuerwehr dabei helfen, schneller am Einsatzort zu sein. Wie schnell sie sein müssen, schreibt die Hilfsfrist vor. Innerhalb von zehn Minuten müssen die Einsatzkräfte vor Ort sein, in weiteren fünf Minuten müssen sechs weitere Feuerwehrleute zur Unterstützung bereit stehen. Die Einhaltung dieser Fristen ist in den vergangenen Jahren leicht gesunken – auf 83,5 Prozent im Jahr 2021.

Um schneller zu werden, ist es seit vergangenem Sommer auch möglich, dass die Disponenten in der Leitstelle schon Fahrzeuge losschicken, während sie noch mit den Anrufern sprechen. Das mussten bei längeren Telefonaten zuvor Kollegen übernehmen. Zudem will die Feuerwehr bald eine neue standardisierte Abfrage einführen. Wer den Notruf wählt, muss dann nicht mehr die klassischen W-Fragen beantworten, sondern wird von der Feuerwehr durch Fragen gelotst, die nur mit ja und nein zu beantworten sind.

Ortung funktioniert
nicht bei alten Handys

Bei allen, die mit einem Smartphone die 112 wählen, ist die Notrufortung möglich. „Und wir nutzen das bei jedem Anruf, sozusagen als Plausibilitätsprüfung“, sagt Christoph Schäfer, der die Informationstechnik verantwortet. Das heißt, die Disponenten in der Leitstelle wiederholen jedes Mal den Stadtteil, die Straße und die Hausnummer, die auf dem Bildschirm erscheinen, um sich abzusichern. Es muss allerdings ein Smartphone sein, sagt Schäfer. Bei alten Handys ist das Übermitteln des Standorts nicht möglich. Auch wenn ein Anruf umgeleitet wird, kann es zu Schwierigkeiten mit der Ortung kommen – etwa wenn Anrufer die 110 statt die 112 wählen. Bei Anrufen aus dem Festnetz wird die Adresse des Anschlusses gleich in die Leitstelle übermittelt.

Damit die Ortung möglich ist, muss man im Übrigen keine besonderen Einstellungen im Smartphone vornehmen. Selbst wenn die Übertragung von GPS-Daten ausgeschaltet ist, wird diese bei einem Notruf automatisch aktiviert. Die Adresse erscheint den Mitarbeitern in der Leitstelle eine Stunde lang, danach wird sie gelöscht. Andersherum funktioniert die Ortung übrigens nicht – also per Suche nach einer Handynummer.

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