Verkehr Nach Pilotversuchen: Vorstoß für mehr Tempo 30 an Hauptstraßen in Düsseldorf

Düsseldorf · Nach Versuchen an Lindemann-, Prinz-Georg-Straße und Am Schönenkamp will das Ampelbündnis „30“ überall einführen, wo Schulen oder Kitas sind. Die CDU übt scharfe Kritik.

 An der Prinz-Georg-Straße wurde nicht nur eine Umweltspur eingerichtet, hier gilt auch Tempo 30.

An der Prinz-Georg-Straße wurde nicht nur eine Umweltspur eingerichtet, hier gilt auch Tempo 30.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Dass sich die Düsseldorfer Verkehrspolitik tatsächlich grundlegend wandelt, zeigt eine eher unscheinbare Beschlussvorlage im Rathaus am nächsten Donnerstag: „Der Ordnungs- und Verkehrsausschuss beschließt – nach Auswertung des Pilotversuchs an drei Stellen – den Erhalt von streckenbezogenem Tempo 30 km/h an der vierstreifigen Lindemann- sowie Prinz-Georg-Straße und an der zweistreifigen Straße Am Schönenkamp“, heißt es da.

Bemerkenswert daran ist weniger, dass die Stadt an den drei Straßenabschnitten beim „30er-Tempolimit“ bleibt. Sondern dass sie es tut, obwohl der seit anderthalb Jahren laufende Pilotversuch dafür keine Grundlage liefert. Jedenfalls nicht, was die Verkehrssicherheit angeht. So blieben laut der Vorlage von Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschle zum Beispiel die Unfallzahlen an den neuralgischen Stellen praktisch unverändert: Auf der Lindemannstraße in Höhe Paulusplatz registrierte die Verkehrsüberwachung einen leichten Unfallrückgang von 12 auf zehn Fälle, allerdings weiterhin sämtlich ohne Fußgängerbeteiligung. Zur Zeit des Schulbeginns an der Paulusschule (8.15 Uhr) wurde nach wie vor nur ein Unfall aufgenommen – doch gerade zum Schutz der Schulkinder wurde die Temporeduzierung beschlossen.

An der Prinz-Georg-Straße hat sich die Unfallzahl sogar leicht erhöht, dies stehe indes in keinem Zusammenhang mit Tempo 30, so die Stadt. Und beim Knotenpunkt Am Schönenkamp/ Hasselstraße wurden seit Einführung der Temporeduzierung nur noch vier (vorher sechs) Unfälle, alle ohne Fußgänger, gezählt. Unterm Strich spricht die „Stadt von „grundsätzlich verkehrssicheren Abschnitten“, dennoch solle es bei Tempo 30 bleiben – obwohl die Rheinbahn auf den jeweiligen Linien (z.B. die 706 auf der Lindemannstraße) zehn bis 20 Sekunden länger benötigt.

 Unfälle mit Kindern an der Lindemannstraße (hier in Höhe des Paulusplatzes) haben dazu beigetragen, dass die Stadt testweise Tempo 30 eingeführt hat.

Unfälle mit Kindern an der Lindemannstraße (hier in Höhe des Paulusplatzes) haben dazu beigetragen, dass die Stadt testweise Tempo 30 eingeführt hat.

Foto: Berger, Gerhard

Tatsächlich soll der Modellversuch der Auftakt für mehr – wenn auch erts einmal nur zeitlich und räumlich – beschränkte Tempo-30-Abschnitte auf Hauptstraßen werden: „Wir haben uns in der Ampel darauf geeinigt, dies möglichst überall einzuführen, wo Kitas, Schulen, aber auch Altenheime in unmittelbarer Nähe liegen“, sagt Norbert Czerwinski, der Fraktionssprecher der Grünen. Für ihn hat der Versuch an den drei Straßen gezeigt, „dass der Verkehr durch die Temporeduzierung genauso gut weiterläuft, es also auch nicht zu großen Behinderungen für die Autofahrer gekommen ist.“ Insofern sei die Konsequenz aus dem Modellversuch klar: „Die Verkehrsverwaltung soll nun weitere Hauptstraßen ermitteln, an denen Schulen oder Kitas liegen und wo deshalb das Tempo auf 30 km/h zu drosseln ist.“

Scharfe Kritik übt hingegen CDU-Verkehrsexperte Andreas Hartnigk: „Jetzt sind wir schon so weit, dass die Verwaltung ihre eigenen Erkenntnisse aus Angst vor der Ampel nicht mehr umsetzt“, wettert er. Denn faktisch habe der Pilotversuch ergeben, „dass Tempo 30 auf den drei Straßen null Effekt hat“, trotzdem bleibe es jetzt dabei. Hartnigk: „So kann man mit den Bürgern nicht umgehen.“

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