Düsseldorf: Sechs Rekordergebnisse bei der Wahl

Die CDU holt beide Wahlkreise, die SPD stürzt ab, die drei Kleineren schneiden so gut ab wie nie.

Düsseldorf. Die Bundestagswahl bringt in Düsseldorf sechs Rekordergebnisse. CDU (stadtweit 32,1 Prozent) und SPD (24,2 Prozent) erhalten so wenige Zweitstimmen wie noch nie bei einer Bundestagswahl.

Wobei die CDU besser damit leben kann, weil sie beide Wahlkreise holt: Thomas Jarzombek im Stadtnorden deutlicher noch als Beatrix Philipp im Süden.

Weil die SPD-Kandidaten Karin Kortmann und Michael Müller auch über die Reserveliste den Sprung nach Berlin wohl nicht schaffen, werden die Düsseldorfer Sozialdemokraten keinen Abgeordneten mehr im Bundestag haben.

Die drei kleineren Parteien erreichen Höchstwerte: Die FDP ist mit 17,9 Prozent drittstärkste Kraft, gefolgt von Grünen (12,6 Prozent) und Linken (8,6 Prozent). Die Wahlbeteiligung liegt nur bei 71,1 Prozent - 6,3 Prozentpunkte weniger als 2005 und ebenfalls ein Negativ-Rekord.

Bei der ersten Prognose entfährt den CDU-Anhängern im Rathaus ein enttäuschtes "Aaah". Jubel brandet bei den FDP-Zahlen auf. "Jetzt ist mir wohler", kommentiert Bürgermeister Friedrich Conzen die neue Koalition. "Ich hoffe, es gibt eine bessere Politik für den Mittelstand."

Manko: das schwache CDU-Ergebnis. "Alles aussitzen, kuscheln, da muss man sich nicht wundern", sagt Ordnungsdezernent Werner Leonhardt. CDU-Chef Klaus Heiner Lehne sieht vier bis fünf Prozent des FDP-Ergebnisses als eigentlich zur CDU zugehörig.

Erstmals gewinnt die Partei den Stadtsüden - der größte Erfolg des Tages. Beatrix Philipp erhält den ersten Applaus um 18.48 Uhr, als sie Kortmann überholt. "Ich habe zwar ein gutes Gefühl", sagt sie da noch zurückhaltend, "aber für mich zählen nur Ist-Ergebnisse."

Die SPD kennt herbe Niederlagen, dennoch herrscht unter den Genossen absolute Niedergeschlagenheit: Bereits um 18.05 Uhr weiß Karin Kortmann, dass sie im Süden verloren hat: "Bundestrend und gesunkene Wahlbeteiligung sind für mich katastrophal."

Eine gute Stunde später verlässt sie fluchtartig das Rathaus: "Es tut mir leid, mir geht es wirklich schlecht. Ich kann heute nichts mehr sagen." Einen Gutteil ihrer Niederlage hat Sahra Wagenknecht (Linke) verursacht, die Sprecherin der Kommunistischen Plattform hat im Wahlkreis 9,7 Prozent geholt.

Nicht ganz so deprimiert Michael Müller, der im Norden fast zwölf Prozentpunkte gegenüber 2005 verliert und nach 26 Jahren den Bundestag wohl verlassen muss: "Ich hab’s befürchtet. Gegen Zeitgeist und Bundestrend kann keiner etwas ausrichten."

Führende Genossen fürchten um Parteistrukturen und Ausstattung des Unterbezirks: "Wir haben nur noch eine Europa- und eine Landtagsabgeordnete. So dünn standen wir noch nie da", sagt Markus Raub, neuer Chef der Ratsfraktion.

Wie er fordert auch Bürgermeisterin Gudrun Hock: "Es darf keine Schuldzuschreibungen geben. Klar ist: Weder Müller noch Kortmann können etwas für ihr Ergebnis." Insofern blockten Raub, Hock, aber auch Partei-Vize Gerd Blatz eine Diskussion über Kortmann als Parteichefin ab.

Ungehemmter Jubel bei der FDP: Mit diesem Ergebnis hat niemand gerechnet. "Mit den CDU-Stimmen gibt’s in Düsseldorf nach wie vor eine bürgerliche Mehrheit", freut sich Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Parteichefin Gisela Piltz weiß gar nicht, wo ihr der Kopf steht, weil sie ständig gefragt wird, ob sie in der neuen Regierung einen Posten bekommt. Sie wiegelt ab: "Erst gibt es Koalitionsverhandlungen, dann wird darüber gesprochen."

Keine rechte Freude kommt bei den Grünen auf. Zwar ist das Ergebnis sehr gut, aber: "Die schwarz-gelbe Kröte ist schwer zu verdauen", sagt Parteisprecherin Mona Neubaur. Auch Fraktionssprecher Günter Karen-Jungen ist nicht wirklich zufrieden: "Wir hatten schon gehofft, dass wir in Düsseldorf an die FDP rankommen."

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