Partnerstadt in der Ukraine Bürgermeister enthüllt Rose-Ausländer-Büste

Düsseldorf · Seit Montag weisen Schilder auf die Partnerschaft mit Czernowitz hin. Im Nordpark wurde eine Rose-Ausländer-Büste enthüllt.

 Stephan Keller mit Herbert Rubinstein (l.) vor dem neuen Schild

Stephan Keller mit Herbert Rubinstein (l.) vor dem neuen Schild

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die neue Städte-Partnerschaft zwischen Düsseldorf und dem ukrainischen Czernowitz ist jetzt auch nach außen hin sichtbar: Am Montag sind die ersten beiden Hinweisschilder an Einfallstraßen montiert worden – eines am Nördlichen Zubringer, das andere am Lütticher/Niederkasseler Kirchweg.

Oberbürgermeister Stephan Keller war in der vergangenen Woche mit einer Delegation in die Stadt im Südwesten der Ukraine gereist und hatte dort den Partnerschaftsvertrag offiziell unterzeichnet. „Die Montage des neuen Schildes setzt nun ein weiteres Zeichen für die freundschaftliche und enge Verbindung unserer beiden Städte“, sagte er.

Bei dem Termin dabei waren auch Herbert Rubinstein von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, der in Czernowitz geboren wurde, und der Historiker Matthias Richter, einer der engagiertesten Kämpfer für die Städte-Partnerschaft mit Czernowitz.

Das Schild mit der ukrainischen Flagge und dem Wappen von Czernowitz wurde als unterstes von jetzt acht Schildern an dem entsprechenden Schilderbaum montiert. Sie sind in der Reihenfolge angebracht, in der die Partnerschaften mit den Städten eingegangen worden sind. Daher befindet sich ganz oben das Schild der englischen Partnerstadt Reading, mit der bereits seit kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein intensiver Austausch besteht. Darunter folgt das israelische Haifa. Da die Partnerschaft mit Moskau wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine auf Eis gelegt wurde, fehlt das zugehörige Schild, das eigentlich an fünfter Stelle hing. Die entsprechende Lücke bleibt und dient als mahnende Erinnerung daran, dass hier etwas nicht in Ordnung ist.

Ein weiteres Zeichen für die Verbundenheit der beiden Städte ist jetzt im Nordpark zu finden. Dort enthüllte Oberbürgermeister Stefan Keller gemeinsam mit der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Shum und dem Vorsitzenden der Rose Ausländer-Gesellschaft Helmut Braun bereits am Vormittag eine Statue der Dichterin Rose Ausländer in Anwesenheit von Vertretern der Kunstkommisssion und der jüdischen Gemeinde und zahlreichen Ehrengästen. Ausländer wurde 1901 in Czernowitz geboren und hat von 1965 bis zu ihrem Tod 1988 in Düsseldorf gelebt. Begraben ist sie auf dem jüdischen Friedhof des Nordfriedhofs.

„Die Werke Rose Ausländers reflektieren neben ihrer Liebe für ihre Geburtsstadt Czernowitz und die Bukowina die Dimensionen des Leids der jüdischen Bevölkerung während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft“, sagte Stephan Keller. Ihre Lyrik sei damit unverzichtbarer Teil einer dringend notwendigen Erinnerungskultur.

Die Büste ist eine Schenkung der Ausländer-Gesellschaft und ein Abguss einer Skulptur, die bereits 2018 vor dem Geburtshaus der bedeutsamen Lyrikerin in der neuen Partnerstadt Czernowitz aufgestellt worden war. „Diese beiden Büsten unterstreichen die Verbundenheit der Städte. Ich hoffe, dass viele Menschen die Büste mit Freude betrachten und sich mit dem Werk der Dichterin oder mit unserer Partnerschaft beschäftigen“, sagte Keller.

Den Nordpark als Standort für die Büste bezeichnete Helmut Braun als „wunderbar“: „Besser wäre es gar nicht gegangen“, sagte er. Denn 1972 war Ausländer in das Nelly-Sachs-Haus gezogen, ein jüdisches Altenheim direkt neben dem Park. Dort verfasste sie Hunderte Gedichte, in 24 von ihnen kommt der Nordpark vor, beispielsweise im Werk „Wer“, in dem sie die Anlage als „mein grüner Nachbar“ bezeichnet.

Die Stele mit der Büste wurde an dem Ort platziert, an dem Ausländer immer auf einer weißen Bank gesessen hat. Es war die erste Bank, die die Dichterin, die aufgrund eines Oberschenkelbruchs am Stock ging, erreichen konnte, wenn sie aus dem Nelly-Sachs-Haus in den Park ging.

Eine Ehrung der deutsch-jüdischen Dichterin, deren Leben von Flucht und Emigration geprägt war, hat in Düsseldorf lange auf sich warten lassen. Erst 2019, also mehr als 30 Jahre nach ihrem Tod, wurde eine Straße in Derendorf nach ihr benannt. Seit einigen Wochen trägt zudem ein Saal im Gerhart-Hauptmann-Haus Rose Ausländers Namen.

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