Düsseldorf-Premiere für Beuys-Doku

Filmregisseur Veiel zeigt morgen im Schumann-Saal sein Porträt über den Mann mit dem Hut.

Düsseldorf-Premiere für Beuys-Doku
Foto: (c) zeroonefilm

Düsseldorf. Morgen um 20 Uhr, ist die Deutschlandpremiere von „Beuys“ im Robert-Schumann-Saal des Museum Kunstpalast zu sehen. Filmregisseur ist Andres Veiel, bekannt für politisch engagierte Kunst und gewissenhafte Recherchen. Dieser Profi hatte sein Aha-Erlebnis mit Beuys 2009 im Berliner Bahnhof. Ende 2013 griff er das Thema auf, versenkte sich drei Jahre in die Arbeit. Beim Digitalisieren alter Bände stieß er immer wieder auf „Perlen“, wie er es nennt. Allein 18 Monate lang wurde geschnitten, denn inzwischen hatte er für 400 Stunden Video- und Filmmaterial sowie Tausende von Fotos, zumal auch das kostbare Archiv von Ute Klophaus über Schloss Moyland hinzu kam. Das Ergebnis ist grandios. „Veiel trifft den Nagel auf den Kopf“, sagt der Beuys-Interpret Johannes Stüttgen. 30 Jahre nach dem Tod des Künstlers hat Veiel tatsächlich Neuland betreten. Und begeisterte alle, die Beuys-Familie, die Rundfunk- und Fernsehanstalten im In- und Ausland sowie die Fachleute.

Nun endlich hören und sehen wir all seine O-Töne zu seinen richtungweisenden Gedanken, aber nicht didaktisch aufbereitet, sondern eher beiläufig. Wir erfahren viel vom Menschen Beuys, seinem Humor, seinen lakonischen Antworten, seiner Schlagfertigkeit und seinem teuflischen Lachen. Veiel fand etwa einen Mitschnitt einer Podiumsdiskussion mit einem rechtskonservativen Kontrahenten, der ihm Scharlatanerie vorwirft und ihn fragt, warum er statt der Schlitten keine Kinderwagen genommen habe. Grinsend erwidert Beuys, den Kinderwagen überlasse er gern dem Fragenden. „Mal sehen, ob Sie daraus etwas Interessantes machen können.“

Das Geräusch der klickenden und für heutige Ohren altmodischen Kameras gibt die Begleitmusik zu Thesen, in denen Beuys die Politik und die Kunstszene attackiert. Hier wird der Film so hart wie der Künstler. „Ja, ich will provozieren“, erklärt er einem der vielen Kritiker, die ihn löchern.

Die Ausschnitte und Montagen sind intelligent gewählt. „Wir werden nicht zu freien Menschen erzogen durch unsere parteipolitische Demokratie“, sagt der Künstler. Und die Kommentatorin Rhea Thönges-Stringaris meint dazu ganz cool: „Das ist der erste vernünftige Mensch, den ich überhaupt treffe.“ Später wird Beuys hinzufügen, die Idee von Kunst sei es, den Staat „auszuschalten“. Dass das nicht jedermann passt, erzählt Stüttgen anlässlich der Gründung der Partei der Grünen, die ihn letztlich ausschalteten.

Sehr schön, wie sich Beuys selbst darstellt, etwa bei seiner Pflanzaktion mit den 7000 Eichen: „Alle Bäume haben einen Stein. Der Baum wächst höher, der Stein bleibt immer stehen. Das wollte ich gegeneinanderstellen, so dass sich in der Zeit die Proportionen dauernd verschieben.“ Wie eine ganz simple Mathematik wirkt das.

Beuys provozierte oft indirekt, etwa bei seinem ersten Gastspiel in Amerika, als er den Galerieraum von René Block mit dem indigenen Kojoten teilte, aber keinen Journalisten hereinließ. Das war die Absage an die New Yorker Kunstszene, an die USA und ihre Kultur. Beuys also bleibt sich in diesem Film treu. Zum Schluss spielt er ein klein wenig den Märtyrer: „Man muss sich bis zu Asche verbrennen, sonst hat es gar keinen Zweck“, sagt er.

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