Schulprojekt in Düsseldorf Kinder besser integrieren

Düsseldorf · Die Lehrerinnen Katja Polimeno und Corinna Rösler entwickeln an der Heinrich-Heine-Gesamtschule ein Projekt für die Integration von zugewanderten Kindern. Das beschleunigt den Wechsel in die Regelklassen.

 Lehrerin Katja Polimeno im Unterricht. Der Pfau symbolisiert das Projekt zur Integration von zugewanderten Kindern.

Lehrerin Katja Polimeno im Unterricht. Der Pfau symbolisiert das Projekt zur Integration von zugewanderten Kindern.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Die Idee ist so einfach wie effektiv. Kinder aus Zuwandererfamilien individuell zu fördern und sie gleichzeitig so früh wie möglich in Regelklassen zu integrieren. Die Heinrich-Heine-Gesamtschule (HHGE) in Mörsenbroich geht mit ihrem PFAU-Projekt erfolgreich genau diesen Weg, dem bald andere Schulen folgen könnten. „Die größte Hürde, die Kinder nehmen müssen, wenn sie zum Teil aus Krisengebieten zu uns kommen, ist die Sprache“, sagt Katja Polimeno.

Die Lehrerin hat das PFAU-Projekt angestoßen, das Konzept dafür entwickelt und setzt es gemeinsam mit ihrer Kollegin Corinna Rösler an der HHGE um. Ursprünglich war die Erstförderung für zwei Jahre vom Land vorgegeben. Wie die Schulen dies umsetzen, blieb ihnen weitgehend überlassen. Einige entschieden sich für ein subversives Modell. Dabei werden die Kinder gleich in die Regelklassen voll integriert und müssen von Anfang an mit den anderen Schülern mithalten. „Das ist aber nur in wenigen Fällen wirklich erfolgreich gewesen“, berichtet die Lehrerin Katja Polimeno.

Die Probleme zeigten sich
beim Übergang in die Regelklasse

An ihrer Schule wurde deshalb ein Parallelmodell versucht. Dabei konnten die Zuwandererkinder für ein Jahr in eine Vorbereitungsklasse gehen, in der sie neben Mathe und Sport vor allem Deutschunterricht hatten. „Die Kinder kamen aus vielen verschiedenen Ländern und deckten alle Altersgruppen von elf bis 18 Jahren ab. Nach einem Jahr wurde dann versucht, sie in eine Regelklasse zu integrieren“, sagt Katja Polimeno zu dem Modell. Die Probleme zeigten sich schnell.

Im Unterricht fehlte die Zeit, sie individuell zu betreuen. Die Sprachbarriere ist nur eine der Schwierigkeiten, denen sich die Lehrer gegenübersehen. Deshalb waren Polimeno und ihre Kollegen mit dem Konzept nicht glücklich, denn „die Kinder sind in diesem einen Jahr als Gruppe zusammengewachsen, blieben weitgehend unter sich und sollten nun da herausgerissen werden“, fasst sie zusammen.

„Ich dachte mir, das muss doch anders gehen“, sagt Polimeno. Die engagierte Pädagogin recherchierte in ihrer Freizeit, wie es andere Schulen machen und spielte dann eine Idee durch, die innerhalb weniger Monate konkrete Gestalt annahm. „Es ist immer der Übergang in die neue Klasse, der problematisch wird. Es fehlte mir der menschliche Aspekt, das an die Hand nehmen, um ihnen die Integration zu erleichtern.“

Warum diesen Übergang nicht fließend gestalten, indem die Kinder so früh wie möglich in einigen Fächern bereits ihre Regelklasse kennenlernen, an außerschulischen Aktivitäten mit ihren Mitschülern teilnehmen und parallel individuell gefördert werden?

Katja Polimeno hat das Projekt PFAU genannt. Die Buchstaben stehen für Persönlichkeit, Freundschaft, Austausch und Umgebung. Passend dazu haben ihre Kids einen Plüschpfau als Maskottchen, ein Logo und an der Wand ihres Klassenraums strahlt der Paradiesvogel in allen Farben. „Damit können sich die Kinder identifizieren. Wir dürfen nicht vergessen, dass nicht wenige von ihnen traumatisiert sind und sich in einem für sie fremden Land zurechtfinden müssen“, gibt Polimeno zu bedenken und ergänzt: „Es ist unsere Aufgabe ihnen Struktur, Halt und Stabilität zu geben.“

Das Projekt richtet sich vorrangig an Kinder von Zuwandererfamilien der Klassen 5 bis 7. „Anfangs wurden sie im selben Haus wie die älteren Schüler unterrichtet“, erzählt die Lehrerin. Inzwischen hat die Schule eine Dependance auf der Graf-Recke-Straße für die unteren Jahrgänge. Die Oberstufe wird nach wie vor im Haupthaus unterrichtet.

Da die Zusammensetzung der PFAU-Klasse sehr heterogen ist, bleibt die Sprache die Hauptherausforderung. Spielerisch und gleichzeitig nah am Alltag werden sie nun unterrichtet. Von Anfang an sind die Lehrer der Regelklassen mit eingebunden und so immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklung. Damit ist Transparenz geschaffen, denn die Kinder wissen, wo sie hinkommen und wer ihre Ansprechpartner sind.

„Wir möchten auch den Kontakt zu den Eltern durch ein Café intensivieren und haben ein Buddy-System. Bei dem begleiten Mitschüler aus Regelklassen die PFAU-Kids als Pate“, sagt die Pädagogin. Unabhängig von ihrer Sprachkenntnis, können die PFAU-Kids in den Regelklassen an den Fächern Kunst, Musik und Sport teilnehmen.

Derzeit betreuen Katja Polimeno und Kollegin Corinna Rösler drei PFAU-Klassen, zwei davon für die Oberstufe.

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