Tierschutzverein Neuer Tierschutzhof macht sich bereit für Schüler

Düsseldorf · In Hellerhof wird ein Bildungsprojekt des Tierschutzvereins Düsseldorf umgesetzt. Auf einem alten Vierkanthof sollen Schüler ab Sommer den Umgang mit Tier und Natur lernen - wenn sie denn kommen.

 Seit 2017 leitet Natascha Karvang das Bildungsprogramm TiNa des Tierschutzvereins Düsseldorf, besucht Schulklassen und organisiert AGs im Ganztag. Bald können Kinder auf dem neuen Tierschutzhof mit Tier und Natur auf Tuchfühlung gehen.

Seit 2017 leitet Natascha Karvang das Bildungsprogramm TiNa des Tierschutzvereins Düsseldorf, besucht Schulklassen und organisiert AGs im Ganztag. Bald können Kinder auf dem neuen Tierschutzhof mit Tier und Natur auf Tuchfühlung gehen.

Foto: ja/Tierschutzverein

Fast ist es so, als gäbe es keinen Coronavirus: Warme Sonnenstrahlen legen sich auf Landhaus, Hof und die friedlich umherstreifenden Schafe, Bergziegen und Ponys. Die Szenerie lässt Themen wie Sicherheitsabstände oder Ansteckungsgefahren fast vergessen. Aber eben nur fast.

Denn auch Natascha Karvang und ihre Kollegin vom Tierschutzverein Düsseldorf werden durch die Pandemie in ihrer Arbeit ausgebremst. „Wir wollten Klettergerüste für die Ziegen kaufen, aber wir bekommen das Material nicht mehr in den Baumärkten“, sagt Karvang, die das Projekt Tierschutzhof leitet. Noch laufen die Sanierungsarbeiten auf dem alten Vierkanthof, auf dem schon im Sommer die ersten Schüler den verantwortungsvollen Umgang mit Tier und Natur lernen sollen. „Wir hoffen sehr, dass die Arbeiten weiterlaufen können und wir im Zeitplan bleiben.“

Mit dem neuen Tierschutzhof in Hellerhof baut der Verein, der das Tierheim in Rath betreibt, sein Bildungsprogramm „TiNa macht Schule“ aus. 2017 wurde das Programm ins Leben gerufen. Ausschlaggebend für die Idee war ein Schulbesuch der Vereinsvorsitzenden. Sie war in eine Klasse eingeladen worden, um einen Einblick in ihre Arbeit zu geben. „Die Kinder waren so interessiert und wissbegierig, sie stellten Fragen und wollten gar nicht mehr aufhören“, gibt Natascha Karvang die Erfahrung der Vorsitzenden Monika Piasetzky wieder. „Daran wollten wir anknüpfen und die natürliche Neugier und Aufgeschlossenheit Tier und Umwelt gegenüber nutzen.“

Pädagogisch geschult als Tierschutzlehrer besuchten die Vereinsmitglieder schließlich regelmäßig Schulklassen, um mit den Kindern über Haus,- Nutz-, Wildtiere oder Artenschutz zu sprechen. Auch AGs im Nachmittagsbereich der Offenen Ganztagsschulen entstanden – bis heute wird Woche für Woche Kindern der kooperierenden Grundschulen spielerisch Wissen vermittelt. Und auch Klassenausflüge bietet der Verein an: Auf einem Partnerhof in Wegberg, einer ehemaligen Milchviehwirtschaft, lernen die Kinder in Kleingruppen die artgerechte Haltung von Kühen, Pferden und Kaninchen kennen. Sie erfahren, wo die Milch herkommt und wo sie überall enthalten ist. Dass der Umgang mit Tieren einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat, ist für Karvang belegbar. „Morgens bei der Einteilung in Gruppen gibt es meist Streit, der Ton ist rau, die Schüler sind zappelig. Wenn die Kinder dann aber einige Stunden mit den Tieren verbracht haben, Ställe ausgemistet, sich ausgetobt und mit den Schafen im Stroh gelegen haben, sind sie viel ruhiger und gehen auch ganz anders mit ihren Mitschülern um“, erzählt die 31-Jährige. Sie ist überzeugt: Wer die Bedürfnisse von Tieren respektiert, achtet auch eher auf die Gefühle der Mitmenschen. Ab Sommer werden nun noch mehr Schüler die Gelegenheit bekommen, mit Tieren in Kontakt zu kommen. Der Tierschutzhof in Hellerhof wird gerade für sie hergerichtet.

Das Landhaus beherbergte vor über 100 Jahren eine Schäferei, später wurden in dem alten Gemäuer einige Privatwohnungen eingerichtet. Die ehemalige Besitzerin hat das Grundstück dem Tierschutzverein geschenkt. Ursprünglich hatte sie dort ein Tierheim einrichten wollen, doch der Plan scheiterte an Genehmigungen. Die Umsetzung des Bildungsprojekts war für sie eine gute Alternative. Die Tierliebhaberin übernahm einen großen Teil der Sanierungskosten. Ein Gebäude musste komplett neu gebaut werden, das Wohnhaus wurde aufwendig saniert. Dabei stießen die Handwerker immer wieder auf morsche Balken, die Bauarbeiten verzögerten sich erheblich. „Eigentlich wollten wir schon vor einem Jahr fertig werden, nun sind wir immer noch dran“, sagt Karvang.

Fünf Schafe, eine Familie Bergziegen, Kaninchen, drei Shetlandponys und ein altes Zirkuspferd sind bereits eingezogen. Hühner sollen noch folgen. Sie alle finden auf dem Hof ihre Ruhe, stammen aus schlechter Haltung, wurden vorm Schlachter gerettet, aus Platzmangel abgegeben oder waren krank. Bald werden auch Katzen, die nicht vom Tierheim in Rath vermittelt werden können, in Hellerhof ein neues Zuhause finden – eine Auflage der ehemaligen Eigentümerin des Vierkanthofs, der Katzen besonders am Herzen liegen.

Ab Sommer können Schulklassen dann einen Ausflug auf den Hof machen. In dem neuen Schulungsraum, im Stall, rund um Teich und Nussbäume, in Obst- und Gemüsegarten oder sogar im kleinen Ausstellungsraum im Gewölbekeller bekommen die Kinder einen Eindruck vom Landleben. Mit einem Streichelzoo soll der Hof aber keinesfalls verwechselt werden. Ausschließlich Schulklassen werden in Absprache mit der Projektleitung auf den Hof eingeladen. Im Mittelpunkt stehe dabei immer der respektvolle Umgang mit Tier und Natur. Und alle hoffen, dass der Startschuss dafür auch wirklich im Sommer fällt und Corona diese Pläne nicht durchkreuzt.

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