Düsseldorf mischt architektonisch in Asien mit

Architekturbüros als Global Player: HPP baut seine Stellung in Shanghai aus und Ingenhoven setzt Akzente in Singapur.

Düsseldorf mischt architektonisch in Asien mit
Foto: HPP

China ist mit derzeit 1,39 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Welt. Die Wirtschaft wächst um stolze 6,5 bis 6,8 Prozent. Das Urbanisierungstempo, bei dem Städte in den kommenden 20 Jahren zu Millionenmetropolen werden, stellt Raum- und Stadtplaner vor enorme Herausforderungen. Die Düsseldorfer Architekten HPP sind seit Ende der 1990er Jahre auf dem chinesischen Markt aktiv und haben seit elf Jahren eine Niederlassung in Shanghai. Aber auch andernorts in Asiens wächst der Bauboom, und hier ist der Architekt Ingenhoven dabei. Ein Überblick:

Düsseldorf mischt architektonisch in Asien mit
Foto: HG Esch/Ingenhoven architects

90 Prozent der HPP-Projekte entstehen inzwischen für chinesische Auftraggeber. So wurden 2013 die Shopping Center für die Wanda Group fertiggestellt. Nach dem Düsseldorfer Hauptsitz ist das HPP-Büro in China der Firmensitz, der am stärksten wächst. Beschäftigt sind derzeit 70 Mitarbeiter. Die Shenzhen North Railway Station Towers, zwei Multifunktionstürme an der Eisenbahnstation Shenzhen, gingen aus einem gewonnenen Wettbewerb von 2015 hervor und werden 2018 fertiggestellt. Sie sind 258 und 100 Meter hoch und erhielten bereits jetzt eine Leed (Leadership in Energy and Environmental Design)-Vorzertifizierung in Gold für besondere Nachhaltigkeit.

Vor wenigen Tagen war Baubeginn des Xujiahui Sportparks in Shanghai, nachdem HPP den internationalen Wettbewerb gewonnen hatte. Es handelt sich um eine Sportstätte, die zu einem 40 Hektar großen Sportpark werden soll, mitten im dicht besiedelten Stadtzentrum. Die bestehenden Bauten wie Stadion, Multifunktionshalle, Schwimmcenter und Hochhaus werden revitalisiert, die übrigen Aufbauten abgerissen.

Es entsteht eine neue Sportmall sowie eine Indoor-Sporthalle. Der Pfiff am Riesenprojekt liegt darin, dass alle Verkehre und Parkplätze unter die Erde gelegt werden, so dass die Anlage durch Grün, Trimmstrecken und Fahrrad-Parcours geprägt wird. Über der Indoor-Halle kann gejoggt werden. Die U-Bahnstationen werden an diese neue unterirdische Halle angebunden. Die Botschaft an die Bewohner von Shanghai: Sie dürfen sich ihren Raum zurückerobern. Der Sportpark soll als grüner, autofreier Erholungsraum 2019 fertiggestellt sein.

HPP ist bekannt für seine Sportstätten, etwa die Multifunktionsarenen AufSchalke und in Erfurt, die Baltic Arena in Danzig, die SAP Arena in Mannheim und das in Planung befindliche Fußballstadion Freiburg. Da verwundert es nicht, dass diese Architekten den großen, internationalen Wettbewerb für die Pudong Soccer Arena in Shanghai für sich entscheiden konnten. Ebenfalls gewonnen wurden die Bürokomplexe Yangpu und Qungpu. Christoph Ingenhoven erklärte 2008 in einem öffentlichen Zwiegespräch mit dem Hamburger Konkurrenten Meinhard von Gerkan, er lehne eine Zusammenarbeit mit China ab, weil er sich nicht schuldig in einem Land machen wolle, das die Menschenrechte missachtet. Sein Konkurrent Gerkan sah das anders und mischt seitdem wie HPP in der deutsch-chinesischen Architekturszene tüchtig mit. Ingenhoven aber realisiert derzeit gleichfalls Projekte in Asien.

Marina One wird Ende des Jahres im Zentrum von Singapur eröffnet. Der hochverdichtete Gebäudekomplex von mehr als 400 000 Quadratmetern besteht aus vier zusammenstehenden Hochhäusern und einem „Grünen Herzen“ in der Mitte.

Ingenhoven sieht in dem Projekt ein Zukunftsmodell: „Die Weltbevölkerung wird bis zum Jahr 2050 auf neun bis zehn Milliarden ansteigen. Dieses Wachstum kann in städtischen Agglomerationen ohne Hochhäuser nicht funktionieren.“ Zwei der vier Türme sind als Bürohochhäuser geplant, die Wohntürme werden in 1042 Wohnungen und Penthäusern rund 3000 Bewohner beherbergen. Die grüne Lunge im Innern soll sich an asiatischen Reisterrassen orientieren und über 350 verschiedene Baumarten und Pflanzenarten haben.

Nach Ingenhovens Plänen entsteht zugleich in Hongkongs neuem Finanzzentrum Kwun Tong nahe des Victoria Harbours ein Bürohochhaus mit Glasfassade in 95 Meter Höhe. Um die Sonnenstrahlen im subtropischen Klima zu reduzieren, sind externe Lamellen angebracht. Ein immergrüner Dachgarten und bepflanzte Ruhezonen bringen ein Stück Natur in die Stadt. Ende des Jahres ist Einweihung.

Zwei Wohn- und Bürotürme von 185 und 220 Meter Höhe entstehen bis 2019 im neuen Geschäfts- und Lifestyle-Viertel Toranomon in Tokyo. Die Etagen sind abgestuft und begrünt.

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