Förderschüler in Düsseldorf Förderschüler unter Druck

Düsseldorf. · Lehrermangel und kürzere Schultage sorgen bei Eltern und Heranwachsenden für Frust. Die Busse, mit denen die Schüler gebracht werden, müssen morgens zwei Runden fahren.

 Svenja Kruse-Glitzas Tochter Franka besucht die Förderschule für geistige Entwicklung.

Svenja Kruse-Glitzas Tochter Franka besucht die Förderschule für geistige Entwicklung.

Foto: Ja/Hans-Juergen Bauer (hjba)

Fehlende Sonderpädagogen, verkürzte Präsenzzeiten der Schule und die Folgen der Corona-Krise setzen Förderschüler und ihre Familien unter Druck. „Wir fordern einen Runden Tisch auf Landesebene, weil es so nicht mehr weiter gehen kann. Unsere Kinder dürfen nicht durch den Rost fallen“, sagt Svenja Kruse-Glitza. Die Unterratherin ist Schulpflegschaftsvorsitzende an der Franz-Marc-Schule in Gerresheim. Ihre Tochter Franka besucht die Förderschule für geistige Entwicklung. Eines der Probleme: Franka und ihre Mitschüler werden seit einiger Zeit bereits um 14 statt um 15 Uhr abgeholt, sind dementsprechend eine Stunde früher zu Hause. „Vor allem Berufstätige stellt das vor Probleme“, sagt Kruse-Giltza. So habe eine Mutter eine 70 Jahre alte Nachbarin eingespannt, die nun parat stehe. Eine tragfähige Lösung sei das aber nicht.

Hinzu kommt, dass Schüler, die wegen ihrer Behinderung keine Maske tragen können, morgens später von zu Hause abgeholt werden. „Der gleiche Bus, der in der ersten Runde die Kinder mit Maske abholt, muss ein zweites Mal dieselbe Tour machen, um die Kinder ohne Mund-Nasen-Schutz einzusammeln“, sagt Kruse-Glitza. Die Folge: Wer in der zweiten Tour sitzt, kommt erst gegen 9 Uhr in die Schule.

Auch beim grundlegenden Problem des Lehrermangels fordert sie mehr Kreativität und Flexibilität. Im Schnitt könnten gerade einmal rund 80 Prozent der Stellen an der Schule ihrer Tochter besetzt werden. „Aber wenn es darum geht, die Zeitverträge von Aushilfen zu verlängern, heißt es plötzlich: Wir wollen einem künftigen Sonderpädagogen keine Stelle wegnehmen“, sagt Kruse-Glitza.

Die Nöte der Eltern kann Susanne Lamche, Leiterin der Franz-Marc-Schule, gut verstehen. „Natürlich schafft das vor allem für Berufstätige zusätzliche Probleme, aber wir haben es gemacht, um wenigstens den Unterricht in vollem Umfang aufrecht zu erhalten. Gekürzt wurden nämlich nur die Betreuungszeiten“, sagt die Pädagogin. Umstrukturiert hat sie, weil ihr das Personal fehlt. Landesweit würden sich zu wenige junge Menschen für ein Studium der Sonderpädagogik entscheiden. Verschärft werde das Problem, weil es neben Langzeit-Erkrankten und Kollegen in Elternzeit zusätzliche Ausfälle wegen der Corona-Pandemie gebe. „Unter diesem Umständen ist es unter dem Strich eine gute Sache, den Betrieb neu zu organisieren und wenigstens bis 14 Uhr aufrechtzuerhalten“, findet die Schulleiterin.

Kruse-Glitza und ihre Mitstreiter aus der Landeselternschaft setzen nun auf baldige Gespräche mit NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer. Dabei soll es auch um die Frage gehen, warum Schulen Sonderpädagogen gleich wieder abgeben müssen, sobald sie eine etwas bessere Ausstattung haben. Es müsse rasche Lösungen geben, „der dramatische Unterrichtsausfall an den Förderschulen ist nicht länger akzeptabel“.

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