Protest führt zu Verkehrsbehinderungen Aktivisten der „Letzten Generation“ kleben sich an Haroldstraße fest

Update | Düsseldorf · Noch am Samstag gab es ein Training der „Letzten Generation“. Weitere Aktionen könnten folgen. Kritik üben OB und Grünen-Chefin.

 Ein Aktivist der „Letzten Generation“ wird am Montagmorgen von Polizeibeamten am Graf-Adolf-Platz von der Straße getragen.

Ein Aktivist der „Letzten Generation“ wird am Montagmorgen von Polizeibeamten am Graf-Adolf-Platz von der Straße getragen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Fünf Protestierende der „Letzten Generation“ haben sich am Montag gegen 8.30 Uhr auf die Haroldstraße gesetzt und den Verkehr Richtung Innenstadt aufgehalten. Zwei von ihnen klebten sich am Asphalt fest. Als die Polizei eintraf, ließen sich die drei nicht angeklebten Aktivisten von der Straße tragen. Der Verkehr konnte zwischen den beiden verbliebenen kurz vor der Abzweigung zur Elisabethstraße hindurchgeleitet werden. Polizeisprecherin Anja Kynast sagte, es habe durch die Aktion einige Verkehrsbehinderungen gegeben. „Als die Fahrbahn wieder teilweise frei war, hat sich die Lage etwas entspannt.“

Aktivistin Eileen Krause sagte, es habe etwa eine halbe Stunde gedauert, bis die Polizei vor Ort gewesen sei. Bis dahin sei kein Auto vorbeigekommen. „Die meisten haben sich aufgeregt, dass sie dringend weitermüssten, einige waren richtig sauer.“ Es habe aber auch Menschen gegeben, die die Aktion guthießen. „Es gab richtige Diskussionen.“ Mit Anfeindungen könne sie leben. „Wenn sich niemand aufregt, würde der Protest nichts bringen.“

Ob man sich als Aktivist auf der Straße festklebe, sei jedem selbst überlassen, sagt Krause. Vorgegeben sei, dass in der Mitte schnell eine Rettungsgasse gebildet werden könne. Den Aktivisten machten die Temperaturen zu schaffen. „Das war ganz schön kalt. Manchmal schützen sich die Leute mit Wärmedecken über den Händen.“

Polizeisprecherin Kynast sagte, dass man um 8.33 Uhr von einem Verkehrsteilnehmer informiert worden sei, gegen 8.45 Uhr seien die ersten Kräfte vor Ort gewesen. „Wir haben den Aktivisten zunächst die Möglichkeit gegeben, sich selbst von der Straße zu befreien. Als das nicht passierte, haben wir unsere Spezialisten angefordert.“ Gegen 10 Uhr waren die Polizisten mit dem Lösemittel vor Ort. Dann ging es sehr schnell, die Hände der Aktivisten waren innerhalb weniger Minuten vom Asphalt gelöst. Auch sie ließen sich von den Beamten von der Straße tragen. Auf die Frage, wie es denn seiner Hand gehe, sagte ein junger Mann: „Tut etwas weh, ist aber ertragbar.“ Die Beamten nahmen die Personalien der Teilnehmer des Protests auf und erteilten Platzverweise. Außerdem erwarten sie laut Polizeisprecherin Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsrecht und wegen Nötigung.

Die Aktion war die erste dieser Art der „Letzten Generation“ in Düsseldorf. Am 17. Januar hatten sich Aktivisten verschiedener Gruppen im Zuge des Lützerath-Protestes vor dem Innenministerium angeklebt. Nun dürften weiteren Aktionen in Düsseldorf folgen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das nicht das letzte Mal gewesen ist“, sagt Krause. Ein Sprecher der Organisation weist auf die neue Zielrichtung hin, den Protest auszuweiten. „Die großen Städte wie Düsseldorf werden wohl verstärkt im Fokus stehen.“ Letztlich hänge die Umsetzung an den Aktivisten vor Ort, wie Krause aus Oberhausen sagt. Sie berichtet auch von Teilnehmern an der Aktion aus Düsseldorf.

Ein Protesttraining in der Landeshauptstadt gab es erst am Samstag von 10 bis 16 Uhr, wie der Internetseite der „Letzten Generation“ zu entnehmen ist. Den Ort will ein Sprecher nicht nennen. Krause sagt, dass sie da nicht zugegen gewesen sei. Es zeigt sich aber, dass die Protestgruppe in Düsseldorf aktiver wird. „Wir wollen unignorierbar sein“, sagt sie. Niemand solle am Thema Klimakatastrophe vorbeikommen.

In den Trainings werde auch der Umgang mit Kleber thematisiert, sagt der Sprecher. Vor allem aber gehe es darum, Protestierende so vorzubereiten, dass die Aktion so sicher wie möglich ablaufe – wie man sich im Notfall zu verhalten habe etwa. Auch über mögliche rechtliche Konsequenzen werde aufgeklärt. Zudem sollen Beteiligte emphatisch auf die Wut von Autofahrern reagieren können. Zum „Aktionskonsens“ gehöre es zudem, sich gewaltfrei zu verhalten, bis hin zu langsamen Bewegungen. Eileen Krause sagt, dass man sich auch am Montag an die Vorgaben gehalten habe.

Die Rheinbahn war nach eigenen Angaben kaum von der Blockade betroffen, da die Bahnen über die Gleise neben dem Ort des Geschehens unterwegs waren. „Wir sind allerdings nach Absprache mit der Polizei aus Vorsicht Schrittgeschwindigkeit gefahren.“

Kritik kommt von Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU): „Versammlungsfreiheit ist völlig zurecht in unserem Grundgesetz verankert. Wird bei Ausübung dieses Grundrechts jedoch eine Form gewählt, die mit massivem Eingriff in den Straßenverkehr eine Eigen- und Fremdgefährdung in Kauf nimmt, endet mein Verständnis.“ Das zeigt auch die Sprecherin der Grünen in Düsseldorf Mirja Cordes nicht. „Das ist nicht die richtige Protestform. Damit gewinnt man die Menschen nicht.“ Zwar müsse gerade im Verkehrssektor mehr für den Klimaschutz getan werden und sie könne den Frust der Aktivisten verstehen, aber auf diesem Weg würden die Ziele nicht erreicht.

Zuspruch kommt von Fridays for Future in Düsseldorf: „Wir sind prinzipiell solidarisch mit der letzten Generation. Wir kämpfen beide für das gleiche und zwar eine klimagerechte Welt.“ Über angemessene Aktionsformen könne gestritten und diskutiert werden.

(csr)
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