Ökologie und Kultur Wie der Kunstpalast die Energiebilanz aufbessert

Eine zentrale Kältetechnik und Anlagen zur Wärmerückgewinnung sind für den Altbau geplant. Derzeit werden 3,2 Gigawattstunden Strom im Jahr verbraucht.

 Blick in den Kunstpalast: Was auch immer dort an Kunst gezeigt wird, muss wohltemperiert sein. Auch Temperaturschwankungen durch Besucher wollen ausgeglichen werden. Das kostet Strom.

Blick in den Kunstpalast: Was auch immer dort an Kunst gezeigt wird, muss wohltemperiert sein. Auch Temperaturschwankungen durch Besucher wollen ausgeglichen werden. Das kostet Strom.

Foto: Große Kunstausstellung Düsseldorf

Vor kurzem riefen die englischen Tate-Museen den Klimanotstand aus. Die vier Häuser wollen zehn Prozent ihrer CO2-Emissionen bis 2023 einsparen. Die Absichtserklärungen beziehen sich u.a. auf Ökostrom und  Dienstreisen per Bahn statt Flugzeug. Die Kulturzeitschrift Monopol nimmt dies zum Anlass, auf die deutschen Museen zu wettern. Sie würden wenig Interesse zeigen und wüssten oft noch nicht einmal über ihre Energiebilanz Bescheid. So schlimm ist es jedoch nicht. Zumindest am Kunstpalast kennt man die Werte, aber auch die Probleme mit Alt- und Neubau. So sind im 30-Millionen-Euro-Etat für die Sanierung des Sammlungsflügels auch neue technische Anlagen enthalten.

Energiebilanz in den Häusern: Der Kunstpalast besteht aus dem Museum im Altbau unter dem noch immer nicht freigegebenen Dach und aus dem Neubau von 1999. Die Energiebilanz in beiden Häusern bezieht sich auf Licht, Klima und Heizung. Der Verbrauch ist enorm. Er liegt im Jahr bei etwa 3,2 Gigawattstunden Strom und 2,6 Gigawattstunden Fernwärme. Gigawattstunde: Das ist die Energie, die einer Leistung von einer Milliarde Watt pro Stunde entspricht.

Hohe Emissionen verursachen vor allem die Klimatechnik und die Beheizung der Räume. Rund 85 Prozent des Energieverbrauchs resultiert aus diesen beiden Komponenten. Dabei verbrauchen die Ausstellungsräume wegen des Raumvolumens und des Besucherverkehrs sowie der Lage (umgeben von Freiräumen) mehr Energie als die Depots.

Die Temperatur schwankt nicht:

Außen- und Innentemperatur sowie die Luftfeuchtigkeit im Innen- und Außenraum müssen genau aufeinander abgestimmt werden. Das gehört zum internationalen Standard in einem Museum. Nur bei äußerst geringen Schwankungen ist der Erhalt der Kunstwerke garantiert. Konkret heißt dies für den Kunstpalast: Die mittlere Temperatur muss bei 21 Grad und die Luftfeuchtigkeit bei 50 Grad liegen. Im Winter wird die Temperatur in der Sammlung leicht abgesenkt, im Sommer leicht erhöht.

Nun könnte man meinen: Was für Leinwandbilder gilt, muss nicht auch für Glasobjekte gelten. Hier erklären die Fachleute im Haus sehr energisch: „Manche Glasobjekte sind nicht so unempfindlich, als dass sie ohne Klimatisierung auskämen.“ Und was ist, wenn die Kleidungsstücke von Pierre Cardin in Kürze anreisen? Brauchen die denn gleichfalls ein spezielles Klima? Wieder ist die Antwort streng: „Diese Mode kommt mit klimatechnisch ausgerüsteten Lastwagen. Und auch ihr werden die im Museum für Kunstobjekte üblichen konservatorischen Bedingungen geboten.“

Die Klimawerte müssen übrigens nicht nur in den Ausstellungstrakten eingehalten werden, sondern auch in den Depots. Und für Fotografien gelten Extra-Regelungen. Sie müssen stets kälter gelagert werden.

Tageslicht durch Sheddächer: Man könnte meinen, beim Umbau im Altbau werden dunkle Höhlen wie der Buthe-Raum neu konzipiert, so dass die Fenster das Tageslicht ins Museum lassen. Damit ließe sich doch die Energiebilanz wenn auch minimal aufbessern. Nun heißt es jedoch aus dem Kunstpalast: „Dies wird auch zukünftig nicht dazu führen, auf künstliche Beleuchtung zu verzichten.“ Die Techniker im Haus kombinieren  eine künstliche Beleuchtung mit Grundlicht und Strahlern, die zum seitlichen Licht hinzukommen muss.

Die Shed-Dach-Fenster im zweiten Obergeschoss des Altbaus, die nach dem Umbau wieder zugänglich sein werden, sind ideal geeignet, um endlich das natürliche Licht zumindest in diesem Obergeschoss ins Museum zu lassen. Alle wesentlichen Leuchtmittel im Haus sind inzwischen LED.

Neue Technik in der Sammlung: Der Architekt Joachim Sieber baut derzeit mit seinem Team und dem des Museums für knapp 30 Millionen Euro den Sammlungsflügel um. Dabei werden die zentrale Kältetechnik wie die Klimaanlagen auf den Stand der Technik gebracht.

Die neuen Anlagen lassen sich je nach Bedarf in ihrer Leistungsabgabe regeln. Das heißt, es werden Sensoren für Temperatur, Feuchte und CO2 eingebaut, die die Leistung der Anlagen auf das notwendige Maß reduzieren. Die Raumlufttechnik erhält moderne Wärmerückgewinnungseinheiten zur weiteren Verbesserung der energetischen Qualität.

Keine Photovoltaik-Anlage: In Berlin besitzen einige öffentliche Institute Photovoltaik-Anlagen. Außerdem beziehen alle städtischen Museen seit einigen Jahren Ökostrom. Für den Kunstpalast treffen derlei Bestrebungen nicht zu. Der Dachaufbau mit den Sheddächern, aber auch der Denkmalschutz verbieten eine Photovoltaikanlage an den Gebäuden des Ehrenhofs.

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