Meinung Düsseldorf ist eine Stadt mit einem Imageproblem

Ein Gastkommentar von Jacques Tilly, Bildhauer und Gestalter von Mottowagen für den Rosenmontagszug.

Ein Gastkommentar von Jacques Tilly.

Ein Gastkommentar von Jacques Tilly.

Foto: Schaller, Bernd (bes)

"Wie heißt die Stadt, die leider kein Wahrzeichen hat?“, fragt die Kölner Musikgruppe Paraplüs in einem ihrer Lieder hämisch. Gemeint ist natürlich die Stadt ohne Dom: Düsseldorf. Doch ein fehlendes repräsentatives Wahrzeichen ist nicht das einzige Manko unserer Stadt: Düsseldorf hat weder eine großartige Stadtgeschichte noch erstrangige touristische Anziehungspunkte, keinen Karl den Großen wie Aachen, keinen Hafen wie Hamburg, keine Romantik wie Heidelberg. Anders gesagt, Düsseldorf hat keinen positiven und bundesweit akzeptierten Markenkern. Kö, Altstadt, Heine und ein mickriges Schlosstürmchen reichen einfach nicht.

Der ehemalige Rektor der Heinrich Heine-Universität, Gert Kaiser, hat es vor einigen Jahren auf den Punkt gebracht: Düsseldorf ist eine Stadt ohne Mythos. In das Image-Vakuum, das durch den Mangel an positivem Vorverständnis entsteht, können ungehindert Negativklischees einströmen. Elitär, versnobt, protzig, piefig, langweilig, spießig, schickimicki - kaum eines der gängigen Vorurteile wird ausgelassen, wenn in der Bundespresse die Rede auf Düsseldorf kommt.

Düsseldorf hat ein Imageproblem, und dagegen kann und muss man etwas tun. Deshalb ist es völlig richtig, dass sich die Stadtführung um die Entwicklung einer Dachmarke bemüht. Ein solcher Prozess kann funktionieren, wenn schon vorhandene Stärken aufgegriffen und verdichtet werden. Die entscheidende Frage ist aber, welcher der vielen Identitätskerne unserer Stadt nach innen gestärkt und nach außen in den Fokus gestellt werden sollte.

Ich plädiere entschieden für die drei K: In Kunst, Kultur und Kreativität kann Düsseldorf auch international besonders punkten — auch wenn die Stadt hier in den letzten Jahren einiges an Boden verloren hat. Doch nicht allein die hochsubventionierten Flaggschiffe der städtischen Kultur entfalten eine Sogwirkung. Vor allem eine funktionierende und experimentierfreudige freie Kulturszene, ein subkultureller Untergrund, macht eine Stadt für junge und gut ausgebildete Menschen attraktiv. Solche Entwicklungen kann man politisch zwar nur schwer beeinflussen. Aber jeder Euro, den die Stadt in Proberäume und Ateliers investiert, trägt langfristig dazu bei, die Außenwirkung Düsseldorfs zu verbessern.

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