Schulserie : In dieser Hauptschule hat jeder Schüler ein Tablet
Düsseldorf In unserer Serie stellen wir die Schulen der Stadt vor. Dieses Mal: die Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule in Rath.
Larissa versucht sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen, Erfolg hat sie dabei aber nicht. Betont lässig schlendert sie nach vorn, ihr Blick klebt an den Notizen in ihrer Hand. Dann beginnt sie ihr Referat mit einer Entschuldigung: „Also ich bin echt nicht gut im Reden halten“, schickt sie vorweg. Dann stellt sie ihren Mitschülern das Ergebnis ihrer Recherchen über Streetart-Künstler Banksy vor, die sie an ihrem Tablet zusammengestellt hat – und die Präsentation kann sich sehen lassen.
Ob im Kunst-Unterricht, in Mathe, Bio, Chemie, Englisch oder Geschichte – die Schüler der Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule in Rath sind den Umgang mit dem iPad gewöhnt. Jeder der 340 Schüler hat ein ihm zugewiesenes Exemplar, auf das er im Unterricht zugreifen kann. Und das bringt Schwung in den Schulalltag und fördert die Motivation der Schüler. Aufgaben werden nicht mehr nur mit Buch, Heft und Stift bearbeitet. Die Schüler recherchieren im Internet, erstellen Präsentationen, dokumentieren Arbeitsschritte oder Projekte mit Fotos und Videos. „Auf dem Handy rumspielen können sie alle“, sagt Schulleiterin Beate Dincklage. „Aber hier lernen sie, digitale Medien sinnvoll einzusetzen. Und damit eine Schlüsselqualifikation, die aus keinem Berufszweig mehr wegzudenken ist.“
Die 59-Jährige ist erst seit eineinhalb Jahren an der Schule, vorher leitete sie eine Hauptschule im sozialen Brennpunkt im Duisburger Norden. „Sie wurde dann geschlossen. Der ganze Stadtteil starb regelrecht ab“, bedauert sie. Auf der Suche nach einer neuen Schule stach die Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule durch ihr innovatives Schulprofil hervor. Zunächst war sie skeptisch. „Ich weiß ja, dass sich gerade Hauptschulen nach außen gut verkaufen müssen, um genügend Schüler zu gewinnen“, sagt sie. „Hier aber wird nichts geschönt. Das hat mich letztlich überzeugt.“
Auch Adriana (14) ist noch nicht lange an der Schule. Im Geschichtsunterricht von Ivonne Hoffmann arbeitet sie an ihrem iPad. Für die Achtklässlerin ist der Umgang damit noch neu. „Ich war vorher an einer Realschule, die gar keine Tablets hat“, sagt sie. „Ich habe mich schnell eingearbeitet und komme jetzt gut damit zurecht“, sagt sie. Sitznachbarin Gülay ergänzt: „Aufgaben am Tablet zu lösen, ist auch viel praktischer, weil man keine Blätter verlieren kann.“
Lehrerin Ivonne Hoffmann schätzt die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Tablets, die oft helfen, die verschiedenen Sprach- und Lernniveaus aufzufangen. „Die Schüler können im eigenen Tempo arbeiten“, sagt sie. Gerade Schüler, die erst seit kurzem in Deutschland leben, profitieren von Wörterbüchern und einem Lernprogramm, das ein Lehrer speziell für sie entwickelt hat. „Dabei erweitern die Schüler mittels Bild-Wort-Kombinationen ihren deutschen Wortschatz“, erläutert sie. Dass die Schule sich ständig selbst hinterfragt und nach Verbesserungen sucht, wird auch bei der Umstellung auf Doppelstunden deutlich: „Wir haben festgestellt, dass längere Unterrichtseinheiten der Digitalisierung entgegenkommen“, sagt Dincklage.