Düsseldorf im Marathon-Fieber

14 000 Sportler gingen am Sonntag an den Start. Rund 400 000 Zuschauer jubelten und feierten am Rande der Strecke.

Düsseldorf. Die Nacht war kurz. Und unruhig. Denn in Gedanken stand Chris Norris bereits an der Startlinie der 42 Kilometer langen Marathonstrecke in Düsseldorf, fieberhaft auf den Startschuss wartend, jeden Muskel angespannt. „Die Nervosität war groß, mein letzter Marathon ist eine Weile her“, erzählt der Schotte.

Wenige Stunden Schlaf und ein üppiges Frühstück später ist es dann so weit: Inmitten einer Menge konzentrierter Läufer wartet er auf das Signal — und gibt alles, als es endlich ertönt und sich die gesamte Schar in Bewegung setzt.

Insgesamt 14 000 Sportler sind am Sonntag auf den Straßen der City unterwegs, bereits ab 8 Uhr gibt es für Auto- und Motorradfahrer kein Durchkommen mehr. Eine Situation, die nicht jedem in den Kram passt:

„Manche Autofahrer werden aggressiv, weil sie nicht wie gewohnt durchkommen“, berichtet Gerlinde Baaken. Schon seit den frühen Morgenstunden sorgt sie rigoros dafür, dass sich niemand durch die Absperrungen mogelt, welche die Marathonstrecke an der Auffahrt zur Hofgartenrampe markieren. „Die meisten zeigen aber Verständnis und nutzen die Umleitungen.“

Wenige Meter weiter hat sich Jacobus Kraan mit seiner 22-köpfigen Gruppe „Quasi Samba“ postiert. Die 22 Musiker bilden eine der insgesamt 40 Samba-Gruppen, deren gleichmäßige Rhythmen die Sportler antreiben sollen. „Wenn die Teilnehmer 40 Kilometer lang geradeaus laufen, wird das irgendwann doch furchtbar langweilig“, findet Kraan. „Unsere Musik bietet ihnen etwas Abwechslung und Unterhaltung.“ Außerdem passe sie so gut zum Takt der Laufbewegungen.

Während die Marathonläufer auf der Hofgartenrampe noch einen überwiegend frischen Eindruck machen, trennt sich in Unterbilk allmählich die Spreu vom Weizen. „Man erkennt deutlich, dass manche wesentlich müder als andere sind“, hat Zuschauerin Anke Plöger beobachtet. Gemütlich sitzt sie mit Freunden auf der Terrasse eines Cafés vor der Bilker Kirche und bejubelt frenetisch jeden vorbeiziehenden Sportler als biege er schon jetzt in die Zielgerade ein.

Die liegt vom Versorgungsstand an der Stromstraße, wo Helferin Silvia Krieger Wasser an die Läufer verteilt, noch etwa vier Kilometer entfernt. Tausende Plastikbecher reihen sich auf acht Tischen, ständig wird nachgefüllt. „An diesem Punkt geben alle noch einmal richtig viel Gas“, sagt Krieger.

Chris Norris stellt dieser Abschnitt auf eine Bewährungsprobe. Der Atem wird schwerer, die Beine müder. Doch er beißt seine Zähne zusammen und hält bis zum Ende durch. Sein Ergebnis: 42 Kilometer in drei Stunden und 27 Minuten. Ob er damit zufrieden ist? „Absolut, mein Ziel habe ich erreicht“, sagt der 30-Jährige.

Jetzt heißt es erst einmal duschen, sich massieren lassen und dann noch eine noch eine Runde durch die Stadt — zum Sightseeing. Schließlich reist er mit seiner Freundin schon einen Tag später wieder ab. „Und wir müssen unbedingt noch ein Wiener Schnitzel mit Pommes essen“, verkündet Norris und lacht.

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