Preis für Zivilcourage in Düsseldorf Heinrich-Heine-Kreis ehrt die Klitschko-Brüder für ihre Zivilcourage

Düsseldorf · Der Verein zeichnete die beiden ehemaligen Boxweltmeister für ihre Zivilcourage aus. Persönlich konnten die Brüder nicht nach Düsseldorf kommen. Aber es gab eine bewegende Videobotschaft im Maritim-Hotel.

 Wladimir Klitschko schickte eine Handyvideo-Botschaft, die nach der Preisvergabe im Maritim-Hotel gezeigt wurde.

Wladimir Klitschko schickte eine Handyvideo-Botschaft, die nach der Preisvergabe im Maritim-Hotel gezeigt wurde.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Bis zur letzten Minute gab es eine gewisse Hoffnung, dass Wladimir Klitschko persönlich nach Düsseldorf kommen würde. Pünktlich in der Mittagszeit am Dienstag ging es mit der Zeremonie aber dann ohne ihn los. Andreas Turnsek, Journalist und Vorsitzender des Heinrich-Heine-Kreises (HHK), sprach die ersten Lobesworte im großen Saal des Maritim-Hotels am Flughafen. 

  Jo Pörsch, Borussia Düsseldorf, mit Andreas Rebbelmund, Breuninger (v.l.), bei der Zeremonie.

 Jo Pörsch, Borussia Düsseldorf, mit Andreas Rebbelmund, Breuninger (v.l.), bei der Zeremonie.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

„Vitali und Wladimir Klitschko zeigen ihren zivilgesellschaftlichen Einsatz in buchstäblicher Brüderlichkeit, ein couragiertes gemeinsames Handeln zur Aufrechterhaltung des täglichen Lebens der Menschen in der Ukraine, ungeachtet der Gefährdung des eigenen Lebens.“ Mit diesen Worten begründet der Vorstand des Vereins die Verleihung der diesjährigen Auszeichnung für Zivilcourage an die beiden ehemaligen Boxweltmeister. 2015 war es der Sänger, Komponist und Musikproduzent Peter Maffay, der geehrt wurde, und 2019 der Satiriker und Karnevalswagenbauer Jacques Tilly. Seit 2006 wird die Auszeichnung in unregelmäßigen Abständen überreicht. Der im April 2016 neu gegründete Heinrich-Heine-Kreis, der aus dem Freundeskreis Heinrich Heine hervorging, knüpfte an die Tradition des Preises für Zivilcourage an. Turnsek erinnerte in seiner Rede außerdem daran, „dass Heine immer ein Verfechter des Friedens war – aber auch der Freiheit. Insofern erhalten die Klitschkos den Preis stellvertretend für die Menschen in der Ukraine.“ Schon im April dieses Jahres war Turnsek als HHK-Vorsitzender in die ukrainische Hauptstadt Kiew gereist, um die Klitschko-Brüder wegen des Preises zu treffen. „Ich erinnere mich an heulende Sirenen und Straßensperren an jeder Ecke.“

Der ehemalige Physiotherapeut der Klitschkos, Aldo Vetere, mit seiner Ehefrau Jeannine Halene.

Der ehemalige Physiotherapeut der Klitschkos, Aldo Vetere, mit seiner Ehefrau Jeannine Halene.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Oberbürgermeister Stephan Keller meinte: „Schwergewichte wie die Klitschkos sind Philosophen im Ring, Kämpfer im wahren Leben und umgekehrt. Beide haben viele Fans in Düsseldorf.“ In die Reihe der Redner gesellte sich auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungs-Ausschusses des Deutschen Bundestages. Zuletzt war sie vor drei Wochen in Kiew und traf dort Vitali Klitschko, den Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt. „Die wenigsten Menschen sind geboren, um Helden zu sein, es gibt sie aber. Die Klitschko-Brüder sind zwei Menschen, die durch ihr Handeln und Wirken für die Gesellschaft eintreten“, sagte sie.

 Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum nahm den Preis anstelle der Klitschkos entgegen.

Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum nahm den Preis anstelle der Klitschkos entgegen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Auszeichnung ist mit 25 000 Euro verbunden, dazu gibt es eine Skulptur, die Jörg Immendorff einst entwarf und die immer wieder neu gegossen wird. Iryna Shum, die Generalkonsulin der Ukraine in Düsseldorf, nahm die Auszeichnung für die Klitschko-Brüder entgegen. Das Geld soll im Sinne der diesjährigen Preisträger der gemeinnützigen Organisation „Future Kyiv“ zukommen. Vitali Klitschko hatte vorab ein Dankesschreiben geschickt, aus dem Shum vorlas: „Am 24. Februar 2022 hat Russland die Ukraine angegriffen. Schon über 240 Tage verteidigen wir mutig nicht nur unser Land und unsere Heimat, sondern auch unsere Werte, die Vision unserer Zukunft, unseren Willen, in einer europäischen und demokratischen Ukraine zu leben“, schrieb er etwa. „Ich bedauere das wirklich sehr, dass ich unter den aktuellen Kriegsbedingungen, der unser Land und die Stadt Kiew ausgesetzt sind, an der Zeremonie der Preisverleihung nicht persönlich teilnehmen kann.“ Bruder Wladimir bedankte sich in einem Video, das er mit seinem Handy aufgenommen hatte: „Der Preis ist eine Würdigung und Anerkennung des Mutes der Ukrainerinnen und Ukrainer.“ 

120 Gäste – größtenteils Mitglieder des Heinrich-Heine-Kreises – standen im Saal und applaudierten. Zum bedächtigen Rahmen dieser Festveranstaltung trug der Musiker Oleksandr Ahafonov bei, der 2002 in der Ukraine geboren wurde und bereits mit fünf Jahren Geige spielte. Dem Publikum präsentierte er Stücke von Paganini, Bach und Myroslav Skoryk. Im Saal waren auch zahlreiche Vertreter aus Politik und Stadtgesellschaft: Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, Dominikaner-Pater Elias, Jo Pörsch und Andreas Preuß, Manager von Borussia Düsseldorf, Andreas Rebbelmund, Geschäftsführer des Kaufhauses Breuninger. Zum Abschluss versammelten sich die Gäste zum Umtrunk. Auch Aldo Vetere, der mal Physiotherapeut der Klitschkos war und in Düsseldorf praktiziert, war auch unter den Gästen. Er organisierte schon zahllose Hilfstransporte in die vom Krieg gebeutelte ukrainische Hauptstadt.

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