Sicherheit Düsseldorfer Polizeipräsident: „Im Prinzip wird man für gute Arbeit bestraft“

Düsseldorf · Polizeipräsident Norbert Wesseler muss mit 20 Beamten weniger auskommen, weil die Straftaten in Düsseldorf zurückgegangen sind. Einem Waffenverbot in der Altstadt steht er im Moment noch skeptisch gegenüber.

 Düsseldorfer Polizeipräsident Norbert Wesseler.  Foto: Sergej Lepke

Düsseldorfer Polizeipräsident Norbert Wesseler. Foto: Sergej Lepke

Foto: Sergej Lepke

„Im Prinzip ist es so, dass man für seine gute Arbeit bestraft wird. Aber ich habe dieses System der belastungsbezogenen Kräfteverteilung selbst immer verteidigt“, sagt Polizeipräsident Norbert Wesseler. Für ihn und seine Behörde waren die Personal-Zuweisungen des Landes unerfreulich. Denn seit September sind 20 Polizisten weniger in Düsseldorf unterwegs: „Man wird sehen, wie sich das auswirkt. Aber wir werden alles tun, um das zu kompensieren.“

Zum Prinzip gehört, dass die Behörden mit der höchsten Zahl an Straftaten personell verstärkt werden. Düsseldorf hat in den vergangenen vier Jahren allerdings hocherfreuliche Zahlen zu melden. Die Zahl der Straftaten ging um rund 20 Prozent auf etwa 70 000 zurück. Bei den Wohnungseinbrüchen waren es sogar 37,4 Prozent, bei Taschendiebstählen 28 Prozent. Konsequenz: Die Behörde steht gut da, muss aber dafür mit weniger Personal auskommen. Dafür haben andere Dienststellen im Land zusätzliche Aufgaben übernommen, zum Beispiel bei der Terrorismusbekämpfung. Die wurden in diesem Jahr mit Personal ausgestattet.

Bei rund 3000 Polizeibeamtinnen und -beamten hören sich 20 Stellen weniger erst einmal nicht viel an. Trotzdem wird es Einschnitte geben. Wesseler: „Unser Einsatztrupp Prios, der in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich gearbeitet hat, wird statt 26 nur noch 21 Beamte haben.“ Man werde nach einem Jahr sehen, wie sich das auswirkt.

Es gebe aber auch noch ganz andere Probleme, die unter anderem damit zu tun haben, dass Düsseldorf beim Durchschnittsalter eine sehr junge Behörde ist. Wesseler: „Es gibt bei uns keinen Ersatz, wenn Beamtinnen in Mutterschaftsurlaub gehen.“ Die Stellen bleiben dann einfach unbesetzt. Es ist auch schwierig für die Polizei, geeigneten „Nachwuchs“ zu finden.

Ergebnisse der Eignungstests
werden immer schlechter

Auffallend sei, dass die Ergebnisse der Eignungstests immer schlechter werden, sowohl bei der Fitness als auch in der Theorie. Auch danach geht es für viele Kandidaten im Studium unerfreulich weiter: „Von 245 haben nach der Ausbildung nur 195 bestanden. Das is teine sehr unerfreuliche Quote, zumal wir ja selbst ein Interesse daran haben, dass unsere Auszubildenden erfolgreich abschließen.“

Hinzu kommt, dass viele junge Beamte lieber nicht nach Düsseldorf kommen, weil sie den für sie im ersten Jahr sehr langweiligen Objektschutz vermeiden wollen. Andere wiederum möchten unbedingt in die Altstadt, um dann nach einigen Jahren bei der Familiengründung festzustellen, dass es in der Heimat auf dem Land mit Kindern doch schöner ist. Darum hat die Behörde schon immer eine hohe Fluktuation.

Trotzdem sieht sich Wesseler für die nächsten Jahre gut gerüstet, auch wenn man sich möglicherweise mit neuen Anforderungen konfrontiert sieht — wie die offenbar steigende Zahl von Angriffen mit Messer. Wesseler: „Wir haben bisher keine belastbaren Zahlen. Darum können wir erst Aussagen dazu machen, wenn die Statistik vorliegt.“

Dem Vorschlag des Bundes der Kriminalbeamten, der ein Messerverbot für die Altstadt fordert, steht der Polizeipräsident skeptisch gegenüber: „Das gibt es schon in St. Pauli. Wir haben uns das vor einigen Jahren mal angesehen. Da hatte ich den Eindruck, dass es nur sporadische Kontrollen gibt.“ Das sei dann aber nicht zielführend. Wenn es ein Waffenverbot in der Altstadt geben soll, müsse das auch durchgesetzt werden. Was wiederum personalintensiv ist.

Die andere Frage ist, ob ein Waffenverbot tatsächlich etwas bringt. In den vergangenen Monaten gab es in Düsseldorf mehrere schwere Straftaten, bei denen Messer im Einsatz waren. Wesseler: „Aber das waren Waffen, die ohnehin schon verboten sind.“ Der Polizeipräsident will beobachten, wie der Einsatz der Bundespolizei verläuft. Die hatte an Wochenenden bereits Waffenverbote für die Hauptbahnhöfe in Köln und Dortmund angeordnet: „Ich nehme an, das wird auch bald in Düsseldorf gemacht. Das werden wir dann vernünftig analysieren.“

Das Waffenverbot ist ohnehin keine Entscheidung der Polizei: „Da wäre die Stadt am Zug.“

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