Statistik Düsseldorf hat die ältesten Mütter

Düsseldorf · Bei der Geburt ihres ersten Kindes sind Mütter in der Landeshauptstadt im Schnitt 31,7 Jahre alt. Das ist der höchste Wert in Deutschland. Ein Überblick über die Ursachen und die Dinge, die die Stadt zu berücksichtigen hat.

 Die 39-jährige Mutter Miriam mit ihrem Sohn David (3) und Tochter Sasha Marleen (14 Wochen).

Die 39-jährige Mutter Miriam mit ihrem Sohn David (3) und Tochter Sasha Marleen (14 Wochen).

Foto: picture alliance / Andreas Arnold/Andreas Arnold

Die neutrale Nachricht ist mit guten Aspekten verbunden, zieht aber auch einen klaren Appell nach sich: In Düsseldorf sind Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes im Schnitt 31,7 Jahre alt. Nach einem Vergleich des „Zeitmagazins“ ist dieser Wert höher als in jeder anderen deutschen Kommune. Auf den Plätzen folgen München, Stuttgart und Frankfurt am Main, am niedrigsten liegt der Schnitt in Hof, Pirmasens und Bremerhaven. Der Vergleich zeigt auch, dass es vor allem Städte und Kreise mit hohem Durchschnittseinkommen und relativ hohem Bildungsgrad sind, in denen die Werte dem Düsseldorfer nahe kommen. Zugleich ergibt die Analyse aber, dass die Mütter nach der Geburt häufiger erleben, dass sie schlechter als Männer gestellt oder nicht ausreichend unterstützt werden, die Stadt also an dieser Stelle noch einiges zu tun hat.

Dass Mütter vermehrt in höherem Alter Kinder kriegen, zeigt eine weitere Statistik, die sich nicht nur auf die Erstgeburten bezieht. Nach Angaben des Düsseldorfer Gleichstellungsbüros lag der Durchschnitts-Wert aller Mütter bei der Geburt ihrer Kinder Anfang der 70er-Jahre noch bei rund 26 Jahren und ist nun auf über 30 Jahre gestiegen. Beim Blick auf die Details, die das Amt für Statistik und Wahlen für 2017 veröffentlicht hat, zeigt sich, dass bei den insgesamt 6782 Geburten mehr als 2000 Mütter älter als 35 Jahre und rund 400 älter als 40 waren.

Medizinische Fortschritte sind eine Erklärung für ältere Mütter

Zu den Ursachen für diese Entwicklung zählt, dass eine gute Ausbildung und ausreichend berufliche Praxis zunächst Vorrang genießen. Das bestätigen weitere Werte aus dem Statistikamt: Der weibliche Anteil bei allen Schülern lag 2017 knapp unter 50 Prozent, in den Gymnasien und Gesamtschulen sowie deren 12. Jahrgangsstufe aber bei deutlich mehr als der Hälfte. An der Heinrich-Heine-Universität waren 2017/2018 unter den rund 35 000 Studierenden knapp 20 500 Frauen. Auch an der Kunstakademie machen Frauen mehr als die Hälfte der Studierenden aus, an der Robert-Schumann-Hochschule und an der Hochschule Düsseldorf liegt der Wert knapp unter 50 Prozent.

Ein weiterer Grund für das hohe Durchschnittsalter sind medizinische Fortschritte. Das meint gleichermaßen die Reproduktionsmedizin, die es ermöglicht, dass sich Frauen auch später einen Kinderwunsch erfüllen können, als auch die Tatsache, dass gute Ernährung und Fitness heute ein weit wichtigere Rolle spielen. Bei der Reproduktionsmedizin und Müttern, die über 40 sind, beginnt aber auch die Ungleichbehandlung. „Wenn Männer bei der Geburt ihres Kindes schon älter sind, werden sie gelobt, wenn Frauen älter sind, werden sie kritisiert“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Elisabeth Wilfart.

Damit sind wir bei den Konsequenzen aus der eingangs dargestellten Statistik. Selbst wenn Frauen bis zur Schwangerschaft oder bis zur Geburt ihres Kindes keine Erfahrung mit Ungleichbehandlung gemacht haben, steigt danach die Wahrscheinlichkeit deutlich. Das beginnt mit der gerade erwähnten Kritik und setzt sich bei Erziehung und Pflege von Angehörigen fort. Der Gleichstellungsbericht zeigt, dass dies zu einem großen Teil immer noch von den Frauen übernommen wird.

„In den skandinavischen Ländern ist das anders. Dort spricht man bewusst von Familienzeit und Familienarbeit“, sagt die Düsseldorfer Gleichstellungsbeauftragte. Das müsse bei uns noch selbstverständlicher werden.

Umfragen zeigten, dass Zeit mit den Kindern und für die Familien auch vielen Vätern wichtiger ist, die Rahmenbedingungen und die gesellschaftliche Akzeptanz aber noch nicht im gleichen Maße gegeben sind. „Letztlich ist es keine Frage, ob die Entwicklung des Durchschnittsalters der Mütter gut oder schlecht ist. Sie spiegelt wider, wie Frauen heute leben wollen. Dem muss sich die Gesellschaft anpassen und darauf müssen auch wir als Stadtverwaltung mit den richtigen Angeboten reagieren“, sagt Elisabeth Wilfart. Die Gleichstellungsbeauftragte geht davon aus, dass das Durchschnittsalter der Mütter auf dem heutigen Niveau bleiben wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort