Düsseldorf: Fotos erinnern an Freibad am Rheinstadion

Der Fotograf Volker Marschall lädt zur Ausstellung mit Bildern aus dem alten Stockumer Bad: Also zum Sprung in eine schönere Freibad-Zeit als heute.

Düsseldorf. Nur die Menschen fehlen, die vielen Badegäste. Denn früher waren Freibäder im Sommer noch voll. Ganz besonders das alte Rheinstadion-Bad. Ansonsten springt man bei der Betrachtung der Fotos leicht und beschwingt zurück in die schönen alten Stockumer Freibad-Zeiten. Und erinnert sich an seine Kindheit und Jugend. So wie der Fotograf Volker Marschall, selbst früher Stammgast: „Ich habe dort schwimmen gelernt, die Sommer verbracht und meine erste Freundin kennengelernt.“ Seit gestern Abend stellt er in seiner Galerie „Noirblanche“ an der Rather Straße zwei Dutzend Bilder des Freibades aus.

(Hier musste man rein, hier ging es raus: Der Eingang ins Rheinstadion-Freibad, rechts die Kasse. Alle Bilder: Volker Marschall)

„Er konnte weder schwimmen noch lesen“, heißt die Ausstellung, was daran erinnert, dass Schwimmen in der Antike (wie Lesen) ein hohes Kulturgut war. Nicht-Schwimmer galten demnach als kulturlose Zeitgenossen. Angesichts der aktuell schwächelnden Schwimmfähigkeit und Freibädern, die aus Sparzwängen dicht machen, ist dieser Befund durchaus aktuell. Zumal das neue Rheinbad (2000 eingeweiht) im Vergleich zum alten Rheinstadion-Freibad in Sachen Düsseldorfer Badekultur absolut abschmiert. Der Blick zurück muss gar nicht verklärt sein, um sich den Klassenunterschied zu vergegenwärtigen.

Das alte Bad, das leider dem Expansionsdrang der Messe zum Opfer fiel, war einfach in allem viel großzügiger. Das 50-Meter-Schwimmer-Becken hatte zehn und nicht dürre sechs Bahnen. Die Liegewiesen waren bei weitem größer und reichten bis zur Rotterdamer Straße. Es gab ein eigenes Sprungbecken mit zwei Dreier-, einem Fünfer-, Siebeneinhalber- und dem Zehn-Meter-Turm. Jeder, der an heißen Tagen im pickepackevollen Freibad war, weiß noch, welche Spektakel sich dort abspielten. Wenn das normale Volk genug gesprungen hatte, ließen die Bademeister (wie der legendäre Herr Quirmbach) nur noch die lässigsten und mutigsten Jugendlichen auf den Zehner: Die sprangen dann in Kombinationen — drei Mann von vorne einen Hully-Gully (formvollendete Arschbombe), dahinter kamen (mit langem Anlauf) drei „Hexen“ heruntergeflogen — vom höchsten Turm. Je näher an den gefährlichen steinernen Beckenrand, desto lauter die Aahs und Oohs der Zuschauer, die sich ehrfürchtig zu hunderten auf den Steintreppen versammelten.

(Pretty in Pink: die Schließfächer.)

Apropos Steintreppen: Wo heute im Rheinbad nur noch drei mickrige Stufen entlang des Hauptbeckens übrig sind, war damals fast so viel los wie auf der Ratinger Straße mittwochabends. Hier lagen die Jungen und Schönen neben den Junggebliebenen, die nur noch schick waren; hier lebte das typisch düsseldorferische Milieu wie an kaum einem anderen Ort in der Stadt: Eine große, breite Freilufttribüne zum Sehen und Gesehenwerden.

(Diese Treppe im Nichtschwimmerbecken wurde erst relativ spät eingebaut.)

Manchmal konnte man dort, am Plateau oben über den Treppen auch Fußball-Bundesliga gucken, wenn die Fortuna direkt nebenan im Rheinstadion kickte. Vom Freibad ließ sich dann quasi durch den Zaun und unter der Anzeigetafel hindurch über Block S hinweg auf den Rasen blicken. Die Sicht war meist frei, denn damals war es selbst in der 1. Liga meistens noch leer in der herrlichen „Schüssel“.

(Blick von der legendären Treppe auf die Becken: An heißen Tagen lagen die Düsseldorfer hier wie die Ölsardinen.)

Zurück zum alten Freibad: Unvergessen sind auch das in den 70ern dazugebaute Cabrio-Hallenbad, bei dem sich das Dach komplett wegschieben ließ. Oder die beiden Freßbuden, an denen sich selbst arme Schüler für eine Mark eine Scheibe „Bami“ gönnten.

Die etwas älteren Düsseldorfer können nun also buchstäblich in Nostalgie baden. Und das werden sie: „Schon mehr als 260 haben sich vorab angemeldet“, sagt Marschall, der damals im September 1998 eine große Kunstaktion zum Abschied im Freibad organisierte.

Die Fotos sind in der Galerie, Rather Straße 34, bis 22. September zu sehen (und zu kaufen): mittwochs 15-19, donnerstags und freitags 13-19, samstags 11-16 Uhr.

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