Düsseldorf feiert den Marathon

Mehr als 400 000 Zuschauer bejubelten gestern die 11 800 Sportler. Unter ihnen war auch eine Generalkonsulin.

Düsseldorf. Fünf Minuten vor dem Start schiebt sich eine nervöse Menge von Marathonisten immer näher an den Startbereich heran. Es herrscht Rennfieber am Joseph-Beuys-Ufer. Die Cheerleader feuern noch einmal kräftig an, dann geht es los. Um 9.30 Uhr fällt der Startschuss und Düsseldorfs größte mobile Fußgängerzone setzt sich in Bewegung.

In der fast autofreien Innenstadt versuchen viele Musikgruppen, die Läufer nach vorne zu treiben. An der Adlerstraße ist es eine Gruppe von japanischen Trommlern. Georg Schimmelpfennigs Versorgungsstand liegt direkt daneben. Er ist einer von insgesamt 1400 ehrenamtlichen Unterstützern, die beim Marathon helfen. Allein an seinem Stand werden heute rund 14 000 Wasserbecher an die Läufer verteilt. "Dafür stehen wir jetzt auch seit 7.30 Uhr hier", sagt er. "Bis 15 Uhr müssen wir wohl noch bleiben." Immer in unmittelbarer Nähe zu den Trommlern. "Ich fürchte, die werde ich noch im Schlaf hören", ahnt Schimmelpfennig bereits.

Wenige Meter weiter steht Janice G. Weiner und wartet auf ihren Einsatz als Staffelläuferin. Die US-Generalkonsulin freut sich sogar über das mittelprächtige Wetter. "Es ist ideal, nicht zu warm, und solange es nicht schüttet, bin ich zufrieden", sagt sie. Sie will das 10,15 Kilometer lange Teilstück in einer Stunde schaffen. "Ich bin ja keine schnelle Läuferin", sagt die sportliche Konsulin.

Familienfest-Atmosphäre dagegen an der Fritz-Wüst-Straße. Die Zuschauer bilden ein enges Spalier für die Läufer. Marathon-Stimmung hautnah. So mancher Sportler, der sich eben noch mit schmerzverzerrtem Gesicht am Publikum vorbeiquälte, holt sich so seine Extraportion Energie ab. Das mag auch an der guten Stimmung liegen, die Düsseltaler Nachbarschaft ist mit Live-Musik und den Bierständen einer Hausbrauerei gut versorgt.

Auch an der Bilker Kirche herrscht super Atmosphäre. Während die Gastronomen sich über volle Terrassen freuen, wird jeder Läufer beklatscht, als ob er schon in die Zielgerade einbiegen würde. Sechs Kilometer sind es von hier aus noch bis ins Ziel. Wer die auch noch hinter sich gebracht hat, ist erschöpft, aber glücklich.

So wie Simon Will aus Mainz. Er nippt an seinem alkoholfreien Weißbier, während er auf seine Teilnehmer-Medaille wartet. "Ich bin überglücklich, das ist die beste Droge überhaupt", sagt er euphorisch. Die Marathon-Distanz lief er mit drei Stunden 51 Minuten in persönlicher Bestzeit. Der Lauf hatte für ihn noch einen angenehmen Nebeneffekt: "Als Stadtführung war der Marathon ideal. Eine Bekannte aus Düsseldorf ist mitgelaufen und hat mir zu allen Sehenswürdigkeiten etwas erzählt. Nach 42 Kilometern zu Fuß kann ich jetzt wirklich behaupten, dass ich die Stadt gesehen habe."

400 000 Zuschauer säumten nach Veranstalterangaben den Streckenrand. "Ich bin extrem zufrieden", sagt Renn-Organisator Jan Winschermann. "Optimales Läuferwetter und europäische Jahresbestzeit, bombastisch." Es dürfte schwer werden, das im nächsten Jahr zu toppen.

www.wz-duesseldorf.de

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