Kiosk-Kultur in Düsseldorf Düsseldorfer feiern beim Büdchentag

Düsseldorf · Die Betreiber betonten die Bedeutung der Büdchenkultur, haben aber auch mit Personalmangel und Lieferengpässen zu kämpfen.

 Haris, Alessandro und Elenora (v.l.) genossen den Büdchentag am Samstag auf dem Münsterplatz.

Haris, Alessandro und Elenora (v.l.) genossen den Büdchentag am Samstag auf dem Münsterplatz.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

(afr) Ganz Düsseldorf wurde am Samstag zur „Chill-Area“, als insgesamt 30 Kiosk-, Trinkhallen-, Markthallen- und Büdchenbesitzer um ihre Geschäfte herum für eine entspannte Atmosphäre sorgten. Haris Pandža, seit der ersten Stunde beim sogenannten Büdchentag dabei, nahm auch dieses Jahr wieder teil. Er hatte auf dem Münsterplatz eine Hüpfburg, eine Bastelstation und eine Lkw-Bühne für verschiedene DJs organisiert. Das nahe gelegene kolumbianische Restaurant Lunitas sorgte für Essen und Getränke. „Das Büdchenfest ist für uns hier keine Aktion, bei der wir den Gewinn steigern wollen“, sagte Pandža, „alle Einnahmen des Tages gehen in eine Stiftung, die sich der seltenen Muskelerkrankung MTM1 widmet“.

Der Zusammenhalt im Stadtteil ist ihm wichtig. 1995 kam Pandža aus Jugoslawien nach Deutschland und lebt nun seit mehr als 20 Jahren im Düsseldorfer Norden. „Derendorf ist ein Büdchenstadteil“, sagte er, „die Büdchen sichern den Grundbedarf“. Das ist durchaus wörtlich gemeint, schon in seiner Schulzeit lebte Pandža nur vom Angebot eines Kiosks in der Nähe. Heute ist er der stolze Besitzer eben dieses Geschäftes und drei weiterer Markthallen. „Ich kann eigentlich kaum mit meinen beiden Töchtern durch den Stadtteil gehen, ohne dass wir irgendjemanden grüßen oder mit jemandem ins Gespräch kommen“, erzählte er.

Das Angebot auf dem Münsterplatz war ein Ergebnis dieser Verbindungen, es kam dank zahlreicher Kunden, Bekannten, Freunde und der Familie ins Leben. DJ Dante zum Beispiel, der auflegte, wohnt selbst nur wenige Häuser weiter. Die aktuellen Probleme mit Personalmangel und Lieferengpässen machen es auch den Kioskbetreibern nicht leicht. „Natürlich sind viele Kunden enttäuscht, wenn wir dieses oder jenes Produkt gerade nicht lieferbar haben. Aber da ist man, ehrlich gesagt, auch sehr verwöhnt. Wir haben gut 200 000 Produkte auf 30 Quadratmetern im Angebot, allein 50 Biersorten, da sollte die Auswahl eigentlich reichen, damit jeder trotzdem etwas findet.“ Viel größere Sorgen bereitet ihm die Konkurrenz durch Express-Lieferdienste: „Dieses Angebot, Waren in nur zehn Minuten zu liefern, klingt zwar verführerisch, aber für die Unternehmen rentiert es sich eigentlich gar nicht. Leider sind das Einnahmen, die von den Kiosken abgezogen werden.“

Währenddessen ging es auf der Friedensstraße in Unterbilk ganz entspannt zu. Die Bierbänke sind gut gefüllt, auf der Bühne überzeugen DJs, die unter anderem die Schlagzeugschüler der Tonraum Musikschule auf der Open Stage. „Es gibt so viele Städte, in denen es gar keine Büdchen gibt, dabei ist das etwas großartiges“, sagt Besucherin Anna Schaffstein-Günther. Gemeinsam mit Freundin Angela Hansert ist sie für eine Auszeit zum Büdchen zum Friedensplatz gekommen. „Eigentlich müsste es das viel öfter geben“, sagt sie. 2023 kommt die nächste Auflage.

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