Handel in Düsseldorf Einkaufsgutscheine als Zeichen der Solidarität mit dem lokalen Handel

Düsseldorf · Ralf Hansen zahlt einen Teil des Pflegebonus an seine Beschäftigten mit Plastikkarten aus. Die werden in Eller eingelöst.

 Ralf Hansen zahlt einen Teil des Pflegebonus an seine Mitarbeiter in Form von Einkaufsgutscheinen aus. Insgesamt sind es gut 20 000 Euro, die den Handel im Stadtteil Eller stärken sollen.

Ralf Hansen zahlt einen Teil des Pflegebonus an seine Mitarbeiter in Form von Einkaufsgutscheinen aus. Insgesamt sind es gut 20 000 Euro, die den Handel im Stadtteil Eller stärken sollen.

Foto: Judith Michaelis

Ein Zeichen der Solidarität mit den Geschäften und Dienstleistern in Eller setzt jetzt Ralf Hansen – in Form einer orangen Plastikkarte. Die hat pro Stück einen Wert von 25 Euro. Hansen ist Chef der Heinzelmännchen GmbH. In seinem Pflegedienstbetrieb beschäftigt er 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die haben Anrecht auf einen Pflegebonus, die so genannte Corona-Prämie in der Altenpflege. Sie wird zu zwei Dritteln vom Bund und zu einem Drittel vom Land an den Arbeitgeber gezahlt. Eine Vollzeitkraft bekommt maximal 1500 Euro, steuer- und sozialabgabenfrei.

Da hatte Ralf Hansen die Idee, einen Teil der Bonuszahlung in Form von Einkaufsgutscheinen an sein Team auszuzahlen. Die Mitarbeiter stimmten zu. Damit fördern sie nun die lokalen Händler mit rund 20 000 Euro. Und lernen so manches Geschäft zu schätzen, das sie bislang nicht kannten.

Pflegedienstchef Hansen ist auch zweiter Vorsitzender der Werbegemeinschaft Eller, mit der er die Aktion ins Leben rief. Denn sie soll auch auf die noch vorhandene Vielfalt der Angebote im Stadtteil aufmerksam machen. Alle interessierten Geschäfte können sich beteiligen. Bislang nehmen rund 35 die Gutscheine der Mitarbeiter an. „Sie funktionieren wie Bargeld, man bekommt auch das Restgeld bar zurück“, erklärt Hansen.

Auch einigen Gastronomen im Stadtteil geht es schlecht

Die Händler bringen dann Hansen die Gutscheinkarten zurück, der zahlt die 25 Euro pro Karte aus. Manche Geschäftsleute sammeln erst mal ein paar Karten, bevor sie sich ihr Geld abholen. „Aber wir haben auch Händler, die kommen direkt und lösen sie ein. Sie können es sich einfach nicht mehr leisten, auf 25 Euro zu verzichten“, sagt Hansen über die angespannte finanzielle Lage. Der 62-Jährige weiß, dass es auch einigen Gastronomen im Stadtteil schlecht geht. Manche können nur überleben, weil sie aktuell keine Pacht für ihr Lokal bezahlen müssen.

Seit dem 14. Juli bringen die Pflegedienstmitarbeiter ihre Bonuszahlung in Eller in Umlauf. Dabei können sie auch in Geschäften mit den Gutscheinen bezahlen, die nicht Mitglied der Werbegemeinschaft sind. Die Aktion kommt so gut an, dass sich nicht nur inhabergeführte Geschäfte beteiligen, sondern auch Filialisten. Sie mit ins Boot bei Stadtteil-Aktionen zu bekommen, sei in Vor-Corona-Zeiten schwierig gewesen, sagt Bodo Sosnowski, ebenfalls Vorstandsmitglied der Werbegemeinschaft „individueller“. Und Anfang der Woche hatte Ralf Hansen erneut Anfragen: „Es gibt weitere Menschen, die sich an der Solidaritätsaktion beteiligen möchten. Wir haben uns daher entschlossen, auch anderen die Möglichkeit zu geben, Gutscheine zu erwerben und an ihre Mitarbeiter oder andere Personen auszugeben.“

Doch wie hat das Unternehmen „Heinzelmännchen“, das der gelernete Pfleger Hansen vor 33 Jahren gegründet hat, selbst die Corona-Pandemie-Monate überstanden? „Wir sind gut durch die Zeit gekommen. Mehrere Mitarbeiter und auch Kunden befanden sich zwar zeitweise mal in Quarantäne, aber wird hatten keinen positiven Befund“, berichtet Hansen. Obwohl manche Kunden aus Angst vor Ansteckung auf die hauswirtschaftliche Pflege verzichteten, musste der Chef keine Mitarbeiter für die Kurzarbeit anmelden. Darüber ist er froh, denn er sagt: „Wenn einige meiner Mitarbeiter nur mit 60 Prozent des Geldes vom Nettoverdienst leben müssten, gingen die kaputt.“

Preise für Masken und Desinfektionsmittel gestiegen

Dass der Betrieb relativ normal weiter laufen konnte, liege am Pflege-Rettungsschirm, mit dem durch die Coronakrise bedingte Mindereinnahmen und Mehrkosten bis Oktober von den Pflegekassen finanziert werden. Grundlage in Hansens Betrieb ist die Bilanz von Januar 2020. Beim Thema Mehrkosten kann er eine Reihe von schlechten Beispielen aufzählen. So muss er seine Kunden und Mitarbeiter mit Mund-Nasen-Schutzmasken austatten. Für 50 Stück zahlte er vor Ausbruch der Corona-Pandemie insgesamt 2,50 Euro, danach kletterten die Preise auf bis zu 70 Euro. Inzwischen aber sei man nicht mehr allein auf die Produktion in China angewiesen. Er hat ein Angebot über 7,80 Euro eingeholt.

Explodiert waren zwischenzeitlich auch die Kosten für Desinfektionsmittel, deren Bedarf auch im Betrieb erheblich gestiegen ist. Hier stieg der Preis von 3 Euro pro halben Liter auf 18 Euro. Zurzeit gebe es eine enorme Preissteigerung von 600 Prozent bei den Einmalhandschuhen. Hansen sagt: „Das ist weit weg von dem, was realistisch ist.“

Dieser Satz gilt auch für die beliebten Veranstaltungen der Werbegemeinschaft wie dem Künstlermarkt. Der ist abgesagt, die Auflagen seien zu umfangreich. Ob der Weihnachtsmarkt stattfinden kann, wird noch diskutiert. So steht im Augenblick die Gutscheinkarten-Aktion im Mittelpunkt zur Unterstützung des lokalen Handels — und die kann noch ausgeweitet werden.

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