Umwelt : #TrashtagChallenge: Einfach mal Müll sammeln
Düsseldorf Unter dem Hashtag #TrashtagChallenge sammeln Menschen weltweit Müll und posten die Aktionen in soziale Netzwerke. Ein Selbstversuch.
Nach Trends wie der #WhattheFluffChallenge, der #InvisibleBoxChallenge und der #CollarboneChallenge, hatten wir die Hoffnung auf eine wirklich sinnvolle Internet-Bewegung eigentlich bereits aufgegeben. Nun geht seit kurzem aber ein Trend in den sozialen Netzwerken um, den wir richtig gut finden: Unter dem Hashtag #TrashtagChallange, (“trash“: engl. für Abfall) befreien weltweit Nutzer sozialer Medien einen öffentlichen Ort von Müll. Mit einem Vorher-Nachher-Bild wird die Handlung anschließend online verbreitet. Der Netztrend aus den USA wurde durch Byron Román angestoßen und verbreitet sich seither rasant. In Zeiten von dem an 40 Kilogramm Plastik verendeten philippinischen Wal und Fridays for Future, hat der Internet-Hit einen Nerv getroffen. Die Welt räumt auf und fotografiert sich dabei. Angenehme Nebeneffekte: Follower, Likes und soziale Anerkennung.
Wir wagen den Selbstversuch in Düsseldorf. Der gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht. Die gute Nachricht also zuerst. Auf der Suche nach Müllbergen stellen wir fest: Düsseldorf ist überraschend sauber. Die schlechte Nachricht: Wer sucht, der findet.
Den philippinischen Wal im Kopf, ist unser erstes Anfahrtsziel das Rheinufer in Hamm.
Denn im Rhein leben zwar keine Wale, dafür mittlerweile aber wieder Fische –- und die können, wie der philippinische Wal, ebenfalls nicht zwischen Organischem (essbar) und Plastik (nicht essbar) unterscheiden. Doch am Rheinufer finden wir keine Plastikberge. Stattdessen stoßen wir auf entsorgte Tannenbäume, Blumenzwiebeln und Schnittblumen. Über die Blumenzwiebeln freuen wir uns – Schnittblumen und Tannenbäume lassen wir an Ort und Stelle liegen.
Nächstes Ziel: Bilk. Hier drängt sich die Erkenntnis auf, dass einzelne achtlos hingeworfene Papierschnipsel oder Zigarettenstummel nicht für ein Vorher-Nachher-Foto reichen. Einzig und allein vor Abfallcontainern finden sich gestapelte Hinterlassenschaften: Essensreste, Stahlschwämme, Pappkartons. Die Suche geht also weiter. In Unterbilk haben wir ebenfalls kein Glück. Wir werden ungeduldig und bemerken langsam den Hauch von Paradoxie, der uns beinahe die Sicht auf die Straße vernebelt. Sollte man sich nicht freuen, keinen Abfall zu finden? Wir wünschen uns mittlerweile das Gegenteil und das hinterlässt einen leicht bitteren Nachgeschmack.
Schließlich werden wir unverhofft fündig: Ein öffentliches Beet in der Oberbilker Sonnenstraße ist übersät von Plastikplanen, Flaschen, Verpackungen von Schokoriegeln und ausgespuckten Kaugummis. Wir knipsen schnell ein Bild und machen uns ans Müllaufsammeln. Doch der wird irgendwie nicht weniger, sondern immer mehr. Denn je genauer wir hinschauen, desto mehr Glasscherben und vergammelte Zigarettenstummel finden sich zwischen Gräsern und Erde.