Freundschaft Eine Französin im Land der kleinen Karos

Düsseldorf · Marie-Catherine Meyer lebt seit 46 Jahren in Düsseldorf. Ihr liegt die Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen besonders am Herzen.

 Die Französin Marie-Catherine Meyer setzt sich für die deutsch-französische Freundschaft ein.

Die Französin Marie-Catherine Meyer setzt sich für die deutsch-französische Freundschaft ein.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Das gerahmte Bild, das aus lauter kleinen Karos besteht mit dem Satz „Willkommen im Land der Kleinkarierten“, hat sie an dem Tag bekommen, als sie die deutsche Staatsbürgerschaft annahm. Marie-Catherine Meyer hat das Geschenk immer noch. Sie lebt seit 46 Jahren in Deutschland – aber auch nach dieser langen Zeit verzweifelt die gebürtige Französin ab und zu an ihrer Wahlheimat.

Inzwischen hat Meyer die Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen zu ihrer Mission gemacht. „Ich habe das Glück, dass ich durch mein Schicksal beide Seiten verstehen kann“, sagt Meyer. Das Schlüsselerlebnis hatte sie als Verlagsvertretung in den achtziger Jahren: Bei dem ersten Treffen eines deutschen und eines französischen Verlages empfanden die Vertreter des französischen Verlages die gute Vorbereitung der Deutschen als Übervorteilung und verließen vorzeitig die Sitzung. „Die Franzosen wollten die anderen erst einmal ‚beschnuppern‘ und kennen lernen“, sagt Meyer über dieses Erlebnis.

„Auch die Beziehung zu meinem Mann beruht eigentlich auf einem Missverständnis“, erzählt Meyer. Das französische Begrüßungsritual, sich auf die Wangen zu küssen, interpretierte ihr späterer Ehemann Michael G. Meyer als ein Zeichen, dass sie mehr als Freundschaft wollte.

Die 68-jährige setzt sich seit mehr als vierzig Jahren für die Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen ein, unter anderem im deutsch-französischen Kreis Düsseldorf. Für Franzosen, die neu in Düsseldorf sind, steht der Verein Düsseldorf Accueil mit Rat und Tat zur Seite. „Die Franzosen, die herkommen, sind von Düsseldorf begeistert. Düsseldorf ist eine Wohlfühlstadt, sie ist grün und sicher, was für Familien ein wichtiger Aspekt ist“, sagt Meyer. Positiv komme auch an, dass die Rheinländer so schön feiern können. „Die Franzosen wundern sich nur über die Mülltrennung.“ Zusammen mit ihrem Ehemann hat Marie-Catherine Meyer Düsseldorf auch kulturell bereichert – zum Beispiel mit dem Frankreichfest.

Als Mitglied der FDP Düsseldorf engagiert sie sich auch auf europäischer Ebene. Zur Europawahl am 26. Mai hat sie sich nicht aufstellen lassen, sie engagiert sich aber für die Partei ALDE, der Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa. Der Grund, für die EU zu kämpfen, liegt für Meyer auf der Hand: „Das bin ich meinen Großmüttern und meiner Mutter schuldig.“ Die Großmütter haben zwei Weltkriege, ihre Mutter hat einen Weltkrieg erlebt. „Ich bin superprivilegiert, da muss ich mich engagieren“, so Meyer. Sie unterstützt Vereine wie „Pulse of Europe“ oder „We are Europe“, die die europäische Idee unterstützen und fördern.

Beim Thema Europa kommt auch wieder die deutsch-französische Freundschaft ins Spiel. „Deutschland und Frankreich sind das Herz von Europa“, sagt Meyer. Es gehe nicht dabei nicht nur um Freundschaft und Friede, sondern auch um eine gemeinsame Strategie, um die Richtung vorzugeben. „Dabei ist es sehr ärgerlich, wenn einer der Partner so zögerlich ist wie Deutschland“, sagt Meyer, die auch Mitglied in der Partei En Marche von Emmanuel Macron ist.

„Man muss überall dabei sein, wenn man überzeugt ist, dass es Sinn macht“, beschreibt Marie-Catherine Meyer ihr Engagement in den verschiedenen Organisationen, Vereinen und Parteien. Sie versteht sich als Brückenbauerin, die verschiedene Akteure dort miteinander vernetzt, wo es hilfreich ist. Und immer wieder kommt sie auf das Thema Verständigung zurück: „Die Sprache der anderen zu verstehen, ist ganz wichtig“, sagt Meyer. Nicht nur im Sinn von Vokabeln, sondern im Sinn der Fähigkeit, eine andere Perspektive einzunehmen. Das macht Marie-Catherine Meyer seit 46 Jahren und hat auch akzeptiert, dass es in Deutschland manchmal etwas kleinkarierter als in Frankreich zugeht.

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