NRW Nun gibt es den Hafenkran ohne Diesel

Benrath · Nach 15 Jahren kommt wieder ein neues Modell des mobilen Hafenkrans aus Benrath auf den Markt. Von der Digitalisierung eines Exportschlagers samt grünerer Ausrichtung.

 Die neuen Hafenmobilkrane von Konecranes haben eine Tragfähigkeit von bis zu 200 Tonnen.

Die neuen Hafenmobilkrane von Konecranes haben eine Tragfähigkeit von bis zu 200 Tonnen.

Foto: Kone Cranes/Christoph Buenten

(ae) Ein Exportschlager made in Düsseldorf ist komplett erneuert worden: der mobile Hafenkran. Bis heute sind mehr als 2000 dieser vor allem dank ihrer Räder beweglichen Kolosse in die Welt verkauft worden – sie stehen in Häfen von Istanbul, New Orleans und Neuseeland oder schwimmen auch mal auf dem Mississippi. 15 Jahre hat es nun gedauert, bis die sechste Generation auf ihren Vorgänger aus Benrath folgt. Das erste Modell war 1956 noch von Gottwald entwickelt worden, der Markenname hat sich auch unter dem aktuellen finnischen Konzerndach von Konecranes gehalten. Ansonsten sind die riesigen Gewichtheber der Gegenwart vor allem mit Blick auf ihre inneren Werte kaum mehr mit ihren Vorfahren vergleichbar. Denn vollgestopft mit Software verschmelzen die millionenteuren Baumaschinen zunehmend mit Computertechnologie und werden für eine bessere Ökobilanz getrimmt.

Das Ergebnis: Zum ersten Mal können Kunden die Krane ganz ohne Dieselmotor kaufen. Als Elektro-Mobil können sie laut Geschäftsführer und Standortleiter Heribert Barlage bis zu anderthalb Stunden unverkabelt in einem Hafen unterwegs sein. Auch hybride Antriebsformen gibt es, was zu einem kleineren, sparsameren Dieselmotor führt, der bei Bedarf wie beim Heben von großen Lasten von Stromspeichern unterstützt wird. Auch das Nachrüsten ist möglich. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Barlage. Das Ziel sei es, den Kunden das Einsparen von CO2 zu ermöglichen. „Das ist einer der Megatrends, die wir mit aufnehmen.“ Neben der zunehmenden Elektrifizierung spielt die Digitalisierung der Krane eine große Rolle. Über Software und Sensoren lässt sich der Zustand des Krans überwachen, was die Planung von Wartungsarbeiten erleichtern soll. Sogar der Ausfall von einzelnen Komponenten soll vorhersehbar werden. Über eine digitale Plattform bekommen die Kunden selbst einen Überblick, wie der aktuelle Leistungsstand ihrer Geräte aussieht.

Die Digitalisierung der Riesen mit bis zu 64 Meter langen Auslegern und einer Tragfähigkeit von bis zu 200 Tonnen geht mit mehr Automatisierung einher. Robert Vennemann, Marketing-Manager für die Hafenmobilkrane, schildert, wie nun zwei Krane gleichgeschaltet werden können, damit sie von einem einzigen Kranführer gesteuert zum Beispiel noch schwerere Lasten bewältigen können. Auch sich wiederholende Bewegungen beim Be- oder Entladen können programmiert werden. Wie beim Privat-Pkw gewinnt das Stichwort „Fahrerassistenzsysteme“ immer mehr an Bedeutung. „So wollen wir die Sicherheit erhöhen, die Performance steigern und den Komfort bei der Bedienung weiter verbessern“, sagt Barlage. Auch ein Touchscreen gehört da für den Kranführer mittlerweile dazu sowie eine Ladestation fürs Handy. Und – in keinem Wohnungsneubau dürfen sie ebenfalls fehlen – bodentiefe Fenster für einen besseren Überblick sind jetzt auch verbaut.

Im Werk an der Forststraße warten die rund 720 Beschäftigten nun auf die ersten Bestellungen der neuen Generation. Drei bis vier Monate vergehen zumeist, bis sie dann ausgeliefert werden können, zumeist über den Reisholzer Hafen. Für den Transport dorthin wird gerade an der Bamberger Straße eine Unterführung fertiggestellt, damit die aufwendige, mit Pausen für den Zugverkehr verbundene Querung der Gleise nicht mehr notwendig ist. „Ohne diese Lösung wäre der Standort gefährdet gewesen“, sagt Barlage. Und noch einen Hinweis gibt er auf offenbar gute Aussichten für den mit 160 000 Quadratmeter (etwa 22 Fußballfelder) großen Standort in Düsseldorf. „Wir wollen 40 weitere Mitarbeiter einstellen. Wir suchen Schlosser, Schweißer und Lackierer.“ Die Vorstellungsgespräche liefen zum Teil schon. Die Auftragslage sei dementsprechend gut. „Wir haben gut zu tun“, sagt dazu Sprecherin Britta Schweiger.

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