Affären und Skandale Wirbel um Dienstwagen-Affäre im Vorstand der Rheinbahn

Düsseldorf · Erst seit Mai ist Sylvia Lier für den Bereich Finanzen zuständig. Sie soll den Rheinbahn-Dienstwagen ihrem Mann zur Verfügung gestellt haben. Die Rheinbahn ermittelt intern.

 Der Rheinbahn-Vorstand Sylvia Lier ist noch nicht lange im Amt.

Der Rheinbahn-Vorstand Sylvia Lier ist noch nicht lange im Amt.

Foto: Rheinbahn/Pascal Bruns

Die Rheinbahn – immer wieder wurde sie in den letzten Monaten durch Affären und Skandale erschüttert, insbesondere um den Vorstand und seinen inzwischen abgetretenen Vorsitzenden Michael Clausecker. Jetzt sollte Ruhe einkehren. Aber so ist es nicht. Der neueste Fall: eine ausgewachsene Dienstwagen-Affäre, wie der Express berichtet.

Der Skandal dreht sich um das neue Vorstandsmitglied für den Bereich Finanzen, Sylvia Lier, die erst im Mai 2019 ihr Amt antrat. Der Vorwurf: Sie soll ihren Rheinbahn-Dienstwagen ihrem Mann zur Verfügung gestellt haben – mitsamt der goldenen Kreditkarte zum Tanken, die ebenfalls als Vorstands-Privileg von der Rheinbahn gestellt worden ist.

Auf Anfrage des Express gibt Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster eine vielsagende Erklärung ab: „Wir nehmen das Thema „Compliance“ sehr ernst und haben eine interne Untersuchung eingeleitet, um den Sachverhalt lückenlos aufzuklären. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns nicht äußern, bis uns gesicherte Erkenntnisse vorliegen.“

Das bedeutet: Es steht fest, dass gegen Sylvia Lier wegen eines Verstoßes ermittelt wird.

Und das ist der Vorgang, der jetzt zur Affäre wird: Sylvia Lier soll kurz nach ihrem Amtsantritt mehrere Autos geleast haben, darunter angeblich einen BMW, einen Jaguar und einen weißen Elektro-Tesla im Wert von mehr als 70 000 Euro. Der trägt das eindeutige Kennzeichen „D-RB“.

Die Boulevard-Zeitung machte sich auf die Suche nach dem Tesla und fand ihn tatsächlich auch, allerdings nicht – wie zu erwarten gewesen wäre – an der Rheinbahn-Zentrale in Lierenfeld, sondern in der Nähe von Sylvia Liers Privathaus in Pulheim – in einer Seitenstraße, geparkt vor einer Garage.

Ein Rheinbahn-Mitarbeiter berichtet: „Frau Lier wollte sich vor ihrem Haus in Pulheim auf Kosten der Rheinbahn eine Stromtankstelle bauen lassen. Es gab dafür einen Antrag – der wurde aber abgelehnt.“ Auffallend war, dass die Vorstandsfrau in Düsseldorf nicht mit einem Leasing-BMW oder Jaguar unterwegs war, sondern mit einem VW Van, ebenfalls mit „RB“-Kennzeichen.

Es handelt sich nach Express-Informationen um das  Dienstauto des Ex-Rheinbahn-Chefs Michael Clausecker.

Und die anderen Dienstwagen?  Einer  wurde in einem Fall, der den Rechnungsprüfern auffiel, in Hannover betankt. Bezahlt wurde mit der goldenen Dienst-Kreditkarte. Was  Rechnungsprüfern ebenfalls auffiel: Sylvia Lier jedenfalls war zu dem entsprechenden Zeitpunkt keineswegs in Hannover unterwegs.

Die Dienstwagen-Affäre sorgte wohl auch für einen Riesenwirbel im Aufsichtsrat. Dessen Vorsitzender Oberbürgermeister Thomas Geisel ist informiert und soll ebenfalls eine lückenlose Aufklärung verlangt haben. Es soll eine Krisen-Kommission einberufen worden sein, die in diesen Tagen zusammentreten soll.

Im Aufsichtsrat habe es bereits Stimmen gegeben, die den Vorgang um Sylvia Lier, ihren Ehemann und den Gebrauch des Dienstwagens als „Untreue“ bewerten. Der OB erklärte gegenüber dem Express auf Anfrage: „Mir ist bekannt, dass es um die Auslegung des Regelwerks für die private Nutzung von Dienst-Pkw geht. Da gibt es offenbar unterschiedliche Auffassungen. Es muss deshalb der Dienstvertrag geprüft werden – und wenn es sich um einen Regelverstoß handelt, dann wird sich der Aufsichtsrat mit der Angelegenheit befassen, weil es sich ja um eine Vorstandsangelegenheit handelt.“

Der Express hat mit Sylvia Lier Kontakt aufgenommen, um ihr Gelegenheit zu geben, sich zu dem Vorgang zur äußern. Sie befindet sich im Urlaub in einem asiatischen Land und antwortet nur knapp: „Mein Vertrag sieht keine Einschränkung für die private Nutzung vor.“

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