Auf der Kö in Düsseldorf Viele Leser heiß auf den Bücherbummel

Düsseldorf · Vier Tage lang werden Buchhändler wieder ihre Archive öffnen. Mit der Jazz-Rally wird Pfingsten so zum kulturellen Highlight.

 Christoph Wilde ist mit seinem Antiquariat auch beim Bücherbummel dabei.

Christoph Wilde ist mit seinem Antiquariat auch beim Bücherbummel dabei.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Bei bestem Wetter startete am Donnerstagmorgen der 35. Bücherbummel an der Königsallee. Parallel dazu findet am Pfingstwochenende auch die Jazz-Rally statt, die Kulturszene erwacht endgültig aus dem Corona-Schlaf. Auf 600 Metern Kö gibt es vier Tage lang ein Programm unter anderem aus Literatur, Musik und Poetry Slam.

Der Bücherbummel auf der Kö feierte schon im Herbst 2021 seine Rückkehr, im März dieses Jahres gab es bereits die Büchermeile am Rheinufer. „Bei beiden Terminen war ich auch mit dabei“, sagt Christoph Wilde, Inhaber des gleichnamigen Antiquariates in der Birkenstraße. „Erstaunlicherweise hatten die Leute auch da schon keine erkennbare Angst mehr. Auch wenn das natürlich bei jedem unterschiedlich ist, das Gefühl endlich wieder freigelassen zu werden, hat überwogen“, sagt er. Er freut sich auf die Termine, das sei auf jeden Fall besser, als zu Hause zu sitzen.

An seinem Stand, der gegen Ende der Kö Richtung Graf-Adolf-Platz steht, gibt es hauptsächlich Belletristik. Am gefragtesten seien bei ihm die großen Namen, die „üblichen Verdächtigen“, wie er sie nennt: Hermann Hesse, Simone de Beauvoir, Ken Follett. Er selbst lese „lieber Samuel Beckett als Simon Beckett“, sei also eher ein Fan irischer Nobelpreisträger als viel gelesener Thriller. Doch er versucht, in so viele Bücher wie möglich zu schauen. „Die Leute fragen mich manchmal, ob ich selbst alle Bücher hier gelesen habe. Das schaff ich dann aber doch nicht“, sagt er.

Auch Angelika Kiel vom gleichnamigen Versandantiquariat hat so ihre Favoriten: „Gerne Umberto Eco, aber auch mal ein hochwertiger Krimi. Gerade bei Krimis gibt es ja eine riesige Bandbreite“, sagt sie. Auch sie war im März am Rheinufer mit dabei, vom Herbst 2021 hatte sie sich noch nicht viel versprochen. „Aber ich habe es, wie so viele, schmerzlich vermisst“, sagt sie.

In diesem Jahr findet der Bücherbummel auf der Königsallee bereits zum 35. Mal statt. Dass die Veranstalter es auch schon 2021 gewagt haben zu öffnen, trotz der pandemie-bedingt unsicheren Prognosen, lobt auch Bürgermeister Josef Hinkel bei der offiziellen Eröffnung am Lesezelt des Zakk am Donnerstagvormittag: „Das hat viel Mut erfordert, der sich ausgezahlt hat.“ Er gratulierte außerdem dem Wim-Wenders-Gymnasium, das den diesjährigen Leseförderpreis des Bücherbummels auf der Kö erhielt. Zum Dank trugen einige Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums bei der Eröffnung Rainer Maria Rilkes „Der Panther“ vor, und das gleich in mehreren Sprachen, darunter portugiesisch, albanisch und Düsseldorfer Platt. Hinkel freut sich auf ein Wochenende mit „bestem Wetter und köstlicher Literatur“.

Das Wetter ist auch für Joachim Wilder ausschlaggebend für ein erfolgreiches Bücherbummel-Wochenende. Er betreibt zwei Ladengeschäfte in Hameln und Hannover und ist schon öfter beim Bücherbummel dabei gewesen. Auch bei der Veranstaltung im März am Rheinufer war er: „Man hat schon gemerkt, dass die Leute nach so langer Zeit hungrig waren“, sagt er. Ob das so bleibt, ist für ihn aber fraglich. „Krieg ist schlecht fürs Geschäft. Die Inflation wird sicher eine Rolle spielen“; sagt er. Doch er habe für alle verschiedenen Leserinteressen etwas dabei. „Einzigartiges geht natürlich immer: Signierte Bände, Bücher mit Widmungen oder Originalgrafiken sind am Ende des Tages eigentlich immer weg“, sagt er. Er selbst lese gerne Literatur aus allen Jahrhunderten. „Das bringt aber auch der Beruf mit sich – man muss sich ja auskennen, um Bücher, die man kauft, richtig einschätzen zu können.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort