Koeps Kino Das sind die neuen Filme in den Programmkinos

Düsseldorf · Koeps Kino Auch ein neuer TV-Zweiteiler von Heinrich Breloer über Brecht kommt in die Lichtspieltheater. 

 Philipp Koep.

Philipp Koep.

Foto: Judith Michaelis

Impulso

Ihre beiden Vorstellungen im Düsseldorfer Tanzhaus NRW im März sind bereits ausverkauft. Wer dennoch Gelegenheit haben will, die Ausnahmetänzerin Rocìo Molina zu erleben, dem bietet diese Dokumentation von Emilio Belmonte einen tiefen Einblick in die Arbeit der 35-jährigen Tänzerin und Choreographin, die den klassischen andalusischen Flamenco mit Elementen des modernen Ausdruckstanzes und der Improvisation zu einem eigenständigen Stil verbindet. Der Film begleitet die Vorbereitung des Stückes „Caída del Cielo“ für die Bühne des Théatre National de Chaillot in Paris im Jahr 2016. Die unkommentierten Bilder zeigen die enorme Energie, die Molina in ihre Arbeit auf und hinter der Bühne steckt. Wer mit dem Flamenco und der Arbeit Molinas weniger vertraut ist, dürfte dabei freilich gelegentlich das Nachsehen haben.

Atelier, tgl. 17 h (span. OmU)

Der verlorene Sohn

Fluch Gottes. Auch wenn Homosexualität in den USA offiziell nicht mehr als „psychische Störung“ (wie bis in die 1970er Jahre) betrachtet wird, so wird sie von vielen konservativen Christen dort immer noch so „behandelt“. Rund 700.000 junge Menschen wurden durch entsprechende „Konversions-Programme“ geschleust, die das Ziel hatten durch religiöse Gehirnwäsche „Laster und Sünde“ auszutreiben.

Basierend auf dem autobiografischen Roman „Boy Erased“ von Garrard Conley erzählt der Film die Geschichte des 19-jährigen Jared (Lucas Hedges), der um die Jahrtausendwende im Bible Belt als Sohn eines strengreligiösen Baptisten-Priesters (gespielt von Russel Crowe) aufwächst. Als er seinen Eltern berichtet, dass er von einem Jungen vergewaltigt wurde und den Verdacht habe schwul zu sein, überredet ihn der Vater zu einem Umerziehungsprogramm. Bald merkt Jared jedoch, dass die Erziehungseinrichtung von dem frömmelnden Dilettanten Sykes mit höchst dubiosen Methoden geleitet wird. Schließlich kann er seine Mutter (Nicole Kidman) überzeugen, ihn dort heraus zu holen...

Der Film von Joel Edgerton („The Gift“), der übrigens auch die Rolle von Sykes übernahm, zeigt ein Amerika, das seit Trump in den Vordergrund der Wahrnehmung rückt: stockkonservativ und bigott.

Bambi, Vorpremiere am Mo. um 21.15 h  (engl. OmU)

Luft

Als Manja auf Louk trifft, ist Louk auf der Flucht und Manja ist hin und weg. Grade hat Louk als militante Tierschützerin eine Jagdpartie mit einem Böller sabotiert und schon fliehen die beiden 17jährigen Mädels vor Louks Verfolgern. Doch Manjas Begehren will Louk nicht erwidern und das hält Manja nicht davon ab, bei Louk zu bleiben. Die lesbische Initiation verläuft im Kinodebüt von Anatol Schuster alles andere als glatt: so gelingt ihm ein ganz unkonventioneller Sommerblues jenseits von Kitsch und Konventionen.

Bambi, Mo. 19.15 h

Brecht

Die Produktionen von Heinrich Breloer kann man zweifellos als Fernseh-Events bezeichnen. Die RAF-Story „Das Todesspiel“, die Nazi-Legende „Speer und er“ oder die Literatur-Saga „Die Manns – ein Jahrhundertroman“ zählen zu den öffentlich-rechtlichen Produktionen, die Kritik und Publikum gleichermaßen überzeugten. Breloers Kompositionen aus Spielszenen, Originalaufnahmen, Zeitzeugeninterviews und intensiver Recherche sind der Goldstandard der seriösen historischen TV-Doku.

Dass jetzt sein neuer TV-Zweiteiler nach der Premiere auf den Berliner Filmfestspielen nun auch eine Woche ins Kino kommt, kann man fragwürdig finden, ist aber im Zuge der „Televisionierung“ des Kinos nur konsequent. Nach „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ steht Bertold Brecht nun also wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Breloer zeichnet den Dramatiker als kulturgeschichtlichen Katalysator vom Theater Jungstar des Weimarer Berlins (gespielt von Tom Schilling) über den Exilanten bis hin zum Rückkehrer (Burghart Klaußner), der in der DDR versucht seinen Beitrag zum real-existierenden Sozialismus zu leisten. Dabei kombiniert Breloer die literaturhistorische Rolle Brechts mit seiner durchaus ambivalenten Persönlichkeit zwischen Großkotz, Frauenheld und Menschenverschleißer.

Bambi, tgl. 20 h

Die Blüte des Einklangs

Die französisch-japanische Ko-Produktion versucht den Brückenschlag zwischen westlicher Lebenssinnsuche und fernöstlicher Naturmystik. Die französische Reisejournalistin Jeanne (Juliette Binoche) ist auf der Spur der mysteriösen Pflanze Vision, der nicht nur sagenhafte Heilkräfte innewohnen, sie blüht auch nur alle 997 Jahre. Im abgelegenen Nara-Wald trifft Jeanne auf Tomo, der hier mit einer blinden Heilerin lebt und sich dem Geist der Natur widmet. Jeanne spürt eine sich ankündigende Veränderung, die von ihr die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit verlangt. Gleichzeitig kommen sich Jeanne und der wortkarge Tomo näher. Spirituell aufgeladene Selbstverwirklichungsgeschichte, die im letzten Teil ins albern Symbolhafte abdriftet.

Bambi, tgl. 19 h (nicht Mo., am Mi. um 17.30 h; am Di. im OmU)

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