Bauprojekt in Düsseldorf Das sind die Pläne fürs Herz’sche Haus

Stadtmitte · Die Familie Henkel gibt eine Million Euro für den Künstlerverein Malkasten. Und die Gerda-Henkel-Stiftung steckt einen hohen sechsstelligen Betrag in das Herz’sche Haus – notfalls soll vorerst nur hier die Sanierung starten.

 So soll das Herz’sche Haus einmal aussehen, die alte Fassade wird integriert.

So soll das Herz’sche Haus einmal aussehen, die alte Fassade wird integriert.

Foto: Architekt Martin Teichert / Bauherr Gerda-Henkel-Stiftung

Die bevorstehenden Bauarbeiten im Park des Malkastens sorgen im Künstlerverein für Unruhe. Es gibt viele Befürworter, aber auch einige Gegner. Neben dem Abriss der Anbauten und ihrem Ersatz baut auch die Gerda-Henkel-Stiftung in dem Park. Ohne sie wären die neuen Ausstellungsräume für den Verein nicht möglich. Es stellt sich die Frage: Warum engagiert sich die Stiftung so großzügig?

Die Gerda-Henkel-Stiftung und der Malkasten stehen nicht nur beide für Düsseldorf, sie sind auch Nachbarn, die inhaltlich eine langjährige Partnerschaft verbindet. Wer den Malkasten-Park links neben dem Jacobihaus betritt, sieht gleich die mehr als 60 Meter breiten Anbauten, die sogenannten Annex­bauten. Bis auf einen Teil, das für Ausstellungen genutzte Parkhaus, sind es heruntergekommene Trakte, früher Kegelbahn, heute Lager und Toiletten.

Wer an den Bauten entlanggeht, sieht auch die Rückfront der Häuser an der Malkastenstraße. Im ersten Haus, das einst dort errichtet wurde, lebten Gerda Henkel und ihre Tochter Lisa Maskell. Letztere  errichtete vor 45 Jahren zum Gedenken an ihre Mutter die Stiftung, und diese sitzt heute in jenem Haus mit der Nummer 15.

Die Förderungen der Stiftung gelten den Historischen Geisteswissenschaften, gegenwarts- und zukunftsbezogene Themen spielen in Sonderprogrammen eine Rolle, etwa unter dem Thema „Sicherheit, Gesellschaft und Staat“. Auch mehrere Projekte des Künstlervereins wurden gefördert, etwa die Aufarbeitung des umfangreichen Archivs. Insgesamt wird jährlich eine zweistellige Millionensumme ausgeschüttet.

Nach den Worten von Michael Hanssler, dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, ging es vor drei Jahren in Gesprächen mit Robert Hartmann, dem Vorsitzenden des Künstlervereins, um den Zustand der Annexbauten und wie man die Situation verbessern könnte. Am Ende der Überlegungen ergab sich ein Modell, von dem beide Seiten profitieren wollen.

Zunächst wurde erwogen, dass die Stiftung eine Million Euro für den Abriss der Anbauten und einen Neubau spendet. Davon nahm man wegen satzungsrechtlicher Bedenken Abstand. Jetzt kommt diese Summe aus dem Kreis der Familie Henkel. Sie wird verdoppelt durch Stadt und Land und weitere Spender. Die Stiftung aber zahlt auch und erhält im Gegenzug Veranstaltungsräume, etwa für Seminare und Tagungen. Sie saniert das sich an die Annexbauten anschließende Herz’sche Haus für einen hohen sechsstelligen Betrag und darf es 50 Jahre lang nutzen. 35 000 Euro werden dafür pro Jahr bezahlt, schon dieser Juli ist laut dem geschlossenen Vertrag zu  bezahlen. Es handelt sich um eine Erbpacht, das Objekt bleibt also Eigentum des Künstlervereins.

Das Herz’sche Haus ist seit 1943 ungenutzt und in entsprechend miserablem Zustand. Statt das vergammelte Bauwerk komplett abzureißen, bleibt die Fassade erhalten. Darauf hat die Kuratoriumsvorsitzende der Gerda-Henkel-Stiftung, Julia Schulz-Dornburg, großen Wert gelegt. Sie ist ebenfalls ein Spross der Henkel-Familie, Architektin mit Sitz in Barcelona und hat darauf gedrungen, dass sich das neue Gebäude gut in den denkmalgeschützten Park einfügt und eine Anmutung des Bestandes darstellt. Auch wenn kein Erhalt eins zu eins möglich war, so ist der neue Bau zur Zufriedenheit von  Stadt und Denkmalamt gestaltet worden.

Die Stiftung hat 22 Mitarbeitende, das Haus an der Malkastenstraße kommt inklusive zweier Besprechungsräume auf rund 450 Quadratmeter Nutzfläche. Wenn das Herz’sche Haus einmal saniert ist, können Mitarbeiter und Gäste durch den Garten dorthin gelangen – für die Stiftung eine elegante Lösung. Der Besprechungs- und Bibliotheksraum wird etwa 100 Quadratmeter groß und hat wegen des aufsteigenden Dachs eine Raumhöhe von 3,20 bis 4,50 Meter. Der kleinere Besprechungsraum kommt auf etwa 20 Quadratmeter. Zudem gibt es eine Teeküche von etwa 48 Quadratmetern Größe, hier liegt die Raumhöhe bei 2,50 Meter.

Das Herz’sche Haus soll eine wissenschaftsfördernde Einheit werden, in der viele kleine Veranstaltungen stattfinden. Die Stiftung will viele Menschen zusammenbringen, Experten aus dem Ausland einladen, sich für Düsseldorf und NRW öffnen, auch mit dem Künstlerverein kooperieren. Rund 30 Menschen können im großen Raum sitzen, bei Empfängen können es zwischen 50 und 100 Gäste sein.

Die Stiftung erhält also etwas, sie selbst und die Henkel-Familie geben aber erneut viel. Die Auseinandersetzungen im Künstlerverein wiederum drehen sich vor allem um die Annexbauten, die manche gerne erhalten würden. Dahinter steckt die Frage nach Kosten der späteren Nutzung und möglichen Fremdvermietungen, es wird eine Kommerzialisierung befürchtet. Das muss der Künstlerverein intern klären. Auf jeden Fall steht auch hier ein Vorteil fest: Der Verein erhält erstmals ordentliche Ausstellungsflächen.

Michael Hanssler, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, fände es gut, wenn die Bauarbeiten auch für die Annexbauten parallel starten könnten. Man möchte viel gemeinsam machen, wie den Abstransport des Schutts, um die Belastungen für die Nachbarschaft gering zu halten. Der Malkasten wartet aber noch auf die Einwilligung des Landschaftsverbands Rheinland für den Abriss der Anbauten. Schlimmstenfalls würde die Stiftung allein mit den Arbeiten beginnen, denn sie zahlt ja auch bereits Pacht.

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