NRW So waren Punk und der Ratinger Hof

Düsseldorf · Zum siebten Mal fand die Electricity-Conference statt. Deutsche Punk-Legenden sorgten mit ihren Erzählungen für volle Säle. 

 Geballte Prominenz: Robert Görl von DAF, Electricity-Conference-Veranstalter Rudi Esch und Peter Hein von Fehlfarben (v.l.)

Geballte Prominenz: Robert Görl von DAF, Electricity-Conference-Veranstalter Rudi Esch und Peter Hein von Fehlfarben (v.l.)

Foto: Georg Salzburg (salz)

Zum Auftakt der siebten Electricity-Conference war die „Box“ im Me-and-All-Hotel ausverkauft. Die Zuhörer saßen gebannt auf ihren Stühlen, die Luft war elektrisiert, denn die Geschichte des legendären Clubs Ratinger Hof wurde lebendig. Zum Start des Kongresses am Freitag, bei dem sich dieses Mal alles um den deutschen Punk drehte, hatte der Autor, Krupps-Bassist und Conference-Veranstalter Rudi Esch, eine Foto-Slide-Show angesetzt. Jäki Eldorado, Punk der ersten Stunde, seit er Iggy Pop auf einem Konzert mal den Schenkel ableckte, kommentierte die seltenen Schnappschüsse wie auch der Fotograf Wolf Lauenroth. Der erzählte: „Wir waren so lieb damals. Wir dachten, stoned bedeutet, die Rolling Stones gut zu finden.“

 Ralf Dörper berichtete über die Frühzeit im Ratinger Hof.

Ralf Dörper berichtete über die Frühzeit im Ratinger Hof.

Foto: Brigitte Pavetic

Grelles Licht aus Neonröhren
und viel Purismus

 Erik Stein (l.) mit Jäki Eldorado in der Ausstellung.

Erik Stein (l.) mit Jäki Eldorado in der Ausstellung.

Foto: Brigitte Pavetic

Christian Baumjohann aus Berlin war ebenfalls auf der Bühne. Der 47-Jährige hütet das Archiv B mit Tausenden von Aufnahmen aus den Anfängen des Punks. Grelles Licht von Neonröhren gab es damals und viel Purismus im Kult-Club an der Ratinger. Der Londoner Journalist Erik Stein interviewte Harry Rag (S.Y.P.H.) und Ralf Dörper (Propaganda und Die Krupps) über die Frühzeit im Hof, als sie selber noch Exoten waren. Rag verriet, dass das Plattenlabel „Pure Freude“, das er mal mit Kreativkopf Carmen Knoebel, die in den 1970er-Jahren Chefin des Hofs war, immer noch existiert. „Wenn wir also noch mal einen Song veröffentlichen wollen, das geht auf dem Label.“

Auf der Leinwand liefen historische Filmaufnahmen, später talkte Rudi Esch noch mit Frank Z von Abwärts, während Vom Ritchie, Tote-Hosen-Schlagzeuger und Conference-Partner, im Publikum saß. Abends ging es rüber, denn die Psychobilly-Rockband King Kurt aus England spielte an legendärer Stätte, die nun den Titel trägt „Kulturbanausen im Ratinger Hof“.

Die Talks gingen Samstag weiter: Mit Peter Hein etwa, Texter, Kopf und Sänger der Fehlfarben, die Samstagabend im ausverkauften Hof auftraten. Robert Görl stellte erstmals die autorisierte Bandbiografie „DAS IST DAF“ in Düsseldorf vor. Er gab Einblicke in die Bandgeschichte und ins elektronische Solowerk. Weltpremiere: Er präsentierte einen neuen Song, der mitsamt Platte in wenigen Wochen auf den Markt kommt: „Ein Kind aus dem Ratinger Hof.“

Jäki Eldorado konzipierte für Esch eine Ausstellung, die den Ratinger Hof von 1978 bis 1984 beleuchtete. Zahllose Fotos und Originale wie das Ur-Ratinger-Hof-Schild waren zu sehen in der Pop-up-Schau in der Ex-Hans-Mayer-Galerie.

Ein Highlight jagte das nächste während der beeinruckenden Conference: Stefan Schwaab von Male spielte am Sonntag in der Galerie erstmalig ein Acoustic-Set mit „Gassenhauern“ dieser Düsseldorfer „Ur-Kapelle“. Zum Abschluss dann das Trio Janie J. Jones: Die drei Mitglieder der Fehlfarben, Michael Kemner, Kurt Dahlke („Pyrolator“) und Peter Hein, spielten Elektro-Versionen ihrer Stücke aus 40 Jahren Bandgeschichte.

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