Zugriff in Düsseldorf Auto-Mafia schlachtet mehr als 100 gestohlene Fahrzeuge aus

Ein libanesischer Familien-Clan soll gestohlene Autos zerlegt und verkauft haben. Die Polizei in Düsseldorf hat Reste von über 100 Fahrzeugen gefunden.

Bis auf die Karosserie wurden die Wagen komplett ausgeschlachtet. Der Rest landete dann auf einem Schrottplatz. Fotos: Polizei

Bis auf die Karosserie wurden die Wagen komplett ausgeschlachtet. Der Rest landete dann auf einem Schrottplatz. Fotos: Polizei

Foto: ja/Polizei Düsseldorf

In Städten wie Berlin oder Bremen beherrschen libanesische Familien-Clans ganze Stadtteile. Dass solche Tätergruppen sich auch in Düsseldorf festsetzen konnten, ist neu. Doch am Mittwoch berichtete die Polizei von einem „herausragenden Schlag“ gegen die internationale Auto-Mafia, wie Dietmar Kneib, Leiter der Kriminalinspektion 2, es formulierte. Im Mittelpunkt steht ein libanesischer Familien-Clan, der offenbar schon seit Jahren systematisch Autos entwendet, zerlegt und dann die Einzelteile weiterverkauft. Der Schaden wird auf rund vier Millionen Euro geschätzt. Bislang konnten die Überreste von mehr als 100 Fahrzeugen sichergestellt werden.

Weil es ums Zerlegen ging, wurde im April die „EK Metzger“ gegründet. Damals erhielt die Polizei ein anonymes Schreiben, in dem die libanesische Familie beschuldigt wurde, in den internationalen Schwarzhandel mit gestohlenen Kfz-Teilen verwickelt zu sein. Sieben Beamte nahmen die Ermittlungen auf. Dass es sich um eine besondere Tätergruppe handelt, wurde auf der Pressekonferenz offensichtlich. Die Leiterin der  „EK Metzger“ darf aus Gründen des Personenschutzes namentlich nicht genannt werden. Von ihr wie auch von der Staatsanwältin durften auch keine Bild. und Filmaufnahmen gemacht werden. Denn in anderen Städten hatten libanesische Familien auch ermittelnde Beamte bedroht und unter Druck gesetzt.

Krimineller Auto-Clan in Düsseldorf hochgenommen
19 Bilder

Krimineller Auto-Clan in Düsseldorf hochgenommen

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Foto: ja/Polizei Düsseldorf

Mercedes wurde in Windeseile
in seine Einzelteile zerlegt

Am 9. Juli bekamen die Ermittler dann eine Nachricht von ihren belgischen Kollegen. Dort war in der Nacht ein Mercedes gestohlen, der per GPS-Signal geortet werden konnte. Um 10 Uhr morgens kam der Hinweis, um 11.30 Uhr konnte der Wagen auf einem Gelände am Tichauer Weg sichergestellt werden. „Da haben aber schon Motorhaube, Sitze und viele andere Teile gefehlt“, erklärte die Leiterin der „EK Metzger“. Das zeige deutlich, wie schnell und professionell die Bande arbeitet.

Festgenommen werden konnte bei der Durchsuchung auch ein 28 Jahre alter Libanese, der aber offenbar nur „Schrauber“ war und nicht zu den Hintermännern gehörte. Er wurde inzwischen bereits zu einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.

Seitdem ist der Familien-Clan in das Zentrum der Ermittlungen gerückt. Gegen rund 15 Männer wird ermittelt. Inzwischen fanden 21 Durchsuchungen in Lagerhallen, Hinterhöfen und Wohnungen statt, zuletzt am Dienstag. Dabei wurden die Überreste von mehr als 100 gestohlenen Fahrzeugen sichergestellt. Verschwunden sind sie vor allem in Düsseldorf, Aachen und den Nachbarstaaten Belgien sowie den Niederlanden.

Ein großer Teil der Diebstähle fand in den vergangenen zwei Jahren statt. Es wurden aber auch zwei Autos identifiziert, die schon 2011 in Bilk und Hassels entwendet wurden. Lieblingsmarke der Bande ist eindeutig BMW, es wurden aber auch andere Autos gestohlen. Wie ein Audi Q3, der 2017 verschwand und der in tadellosem Zustand bei einer Razzia gefunden wurde. Warum man diesen Wagen nicht auch zerlegt hat,ist unklar.

Verkauft wurden die Autoteile sowohl im Direktvertrieb als auch übers Internet. Offenbar gab es auch Diebstähle  und Lieferungen auf Bestellung. Die Ermittlungen sind noch lange nicht abgeschlossen.

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