Vor 17 Jahren: Bombenanschlag in Düsseldorf Düsseldorf Attentat bleibt bei Helfern bis heute präsent

Ein Schulleiter und ein Pfarrer erzählen, wie der Anschlag am Wehrhahn sie heute noch beschäftigt.

Michael Szentei-Heise von der jüdischen Gemeinde zeigt, wie viel danach gespendet wurde.

Michael Szentei-Heise von der jüdischen Gemeinde zeigt, wie viel danach gespendet wurde.

Foto: Zanin/Lepke

Düsseldorf. Der Attentäter, der am Wehrhahn eine Bombe zündete, ist gefasst. Das weckt Erinnerungen, holt die Gefühle von damals wieder hervor. Ganz vergessen konnten es die Menschen, die vor Ort mithalfen, sowieso nicht. Pfarrer Klaus Kehrbusch hat damals sein katholisches Gotteshaus für die Angehörigen geöffnet, Günter Jek war Schulleiter der Sprachschule, die die zehn Schwerverletzten besucht hatten. Beide sind froh, jetzt Klarheit zu haben, wer der Täter war. Auch wenn es 17 Jahre gedauert hat.

Pfarrer Klaus Kehrbusch öffnete seine katholische Kirche für die Opfer.

Pfarrer Klaus Kehrbusch öffnete seine katholische Kirche für die Opfer.

Foto: Zanin/Lepke

Jek kannte die Opfer persönlich. Er hat sie zwar nicht unterrichtet, aber beraten und unterstützt. Er war damals Schulleiter der Wirtschafts- und Sprachschule Welling, die in der Stadt auf mehrere Standorte verteilt war. Nach dem Anschlag wechselte er zur jüdischen Gemeinde.

„In der Arbeit dort habe ich mehr Sinn gesehen“, sagt er. Er half den betroffenen jüdischen Schülern, hatte auch noch jahrelang Kontakte zu ihnen. Das ist heute anders, Jek zog weg, arbeitet seit drei Jahren für den jüdischen Spitzenverband in Berlin.

Irgendwann traten die Ereignisse für ihn in den Hintergrund. Ganz losgelassen hat ihn der Anschlag aber nie, an Jahrestagen oder wenn es neue Nachrichten dazu gab, kamen die Erinnerungen wieder hoch. Auch zieht es ihn immer wieder unerklärlicherweise an den Ort. „Wenn ich mit der S-Bahn in Düsseldorf an der Stelle vorbeifahre, ist mir immer etwas mulmig.“

Mit großer Spannung verfolgt er jetzt den Fortgang der Ermittlungen, hofft auf Antworten auf die vielen Fragen, die 17 Jahre lang offen blieben. Hofft drauf, Ruhe zu finden. „Dass sich ein Kreis schließt“, wie er es ausdrückt.

Das erhofft sich auch Pfarrer Klaus Kehrbusch für die Opfer und die Angehörigen. Vor 17 Jahren hat er die Tore der Elisabeth-Kirche, die nur wenige Schritte vom Anschlagsort entfernt steht, geöffnet — für einen Schutzraum, für Ruhe vor der Hektik draußen, der Angst und Verwirrung, den Sirenen, aber auch vor aufdringlichen Reportern. Mit seinen Mitarbeitern war er für die geschockten Menschen da. Er hat danach eng mit der jüdischen Gemeinde zusammengearbeitet, zu Spenden aufgerufen.

Mit den Jahren wurden die Kontakte weniger. Doch das Attentat blieb auch bei Kehrbusch immer irgendwo präsent, tauchte bei Gesprächen mit Nachbarn und Anwohnern auf. „Wenn man nicht weiß, wer der Täter ist und warum er die Tat verübt hat, ist es schwer, einen Abschluss zu finden. Im Hintergrund bleiben offene Fragen. Das wird jetzt vermutlich anders.“

Benhamed Kadoa ist einer, der seit Jahrzehnten direkt am Platz wohnt und auf Antworten hofft. Erregt erzählt er, wie geschockt er vor 17 Jahren von den Nachrichten war. „Es war reines Glück, dass ich bei der Arbeit war. Die Bombe hätte mich genauso erwischen können“, sagt er. „Menschen wie diese sind Terroristen, sie machen unser Land kaputt.“

Bei Martin Schmidt, der im Zooviertel lebt, kommen hingegen keine großen Gefühle mehr auf. Für ihn ist es zu lange her. „Direkt nach dem Anschlag war ich aufgewühlt. Mit der Zeit ist das aber abgeebbt.“ Für ihn ist allerdings wichtig, dass die Polizei dran bleibt. „Für die Betroffenen bleibt es schlimm.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort