Fahrradroute in Düsseldorf ADFC kritisiert Lösung für Hafenbrücke

Düsseldorf · Für den Fahrradclub sind eine Sanierung und ein Nein zum Neubau ein falsches Signal. Doch wegen der finanziellen Auswirkungen der Pandemie sind sich Politik und Verwaltung einig, dass wohl nur eine Ertüchtigung infrage kommt.

 Die Brücke am Hafen, 1990 gebaut, wird nicht neu gebaut, sondern ertüchtigt.

Die Brücke am Hafen, 1990 gebaut, wird nicht neu gebaut, sondern ertüchtigt.

Foto: Jana Bauch (jaba)

Von einem Neubau war gar nicht erst mehr die Rede. Wie für die Verwaltung hat es auch für die Mitglieder der Bezirksvertretung 3 zurzeit wegen der finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie keinen Sinn, die erst rund 30 Jahre alte Hafenbrücke neu zu bauen.

Stattdessen soll es eine sogenannte Ertüchtigung geben, damit die Brücke über dem Rhein auch wieder von Fahrradfahrern genutzt werden kann. Aufgrund des Zustands und wegen drei Unfällen in sechs Monaten – diese sind auf den Belag zurückzuführen, Kollisionen zwischen Radfahrern und Fußgängern hat es offiziell nicht gegeben – ist die Brücke derzeit nur für Fußgänger freigegeben, Räder müssen geschoben werden. Für den Fahrradclub ADFC ist eine Sanierung und das Nein zum Neubau ein falsches Signal.

Die Brücke ist Teil von
drei Velo-Routen

Dass gehandelt werden muss, da besteht bei Politik, Verwaltung und ADFC Einigkeit. Die Brücke ist Teil von drei Velo-Routen und soll nun unter anderem einen rutschfesten Belag aus Kunststoffbohlen und höhere Rampengeländer erhalten.

Zudem werden auf den Rampenpodesten die Umfahrungsgitter neu angeordnet. Anfang 2023 soll die Ertüchtigung abgeschlossen sein, auf die Stadt kämen Kosten von rund 165 000 Euro zu, 500 000 Euro würden gefördert. „Die nächsten 40 Jahre müsste man nicht mehr viel machen“, sagte Andreas Schmitz vom Amt für Verkehrsmanagement, die Brücke befände sich jetzt noch in ihrem ersten Nutzungsdrittel.

In der Bezirksvertretung kam aber noch die Frage, ob nicht die Fahrradfahrer auch in Zukunft lieber weiterhin ihre Räder schieben sollten, schließlich blieben die Rampen unverändert schmal. Fußgänger müssten geschützt werden, „auch wenn es eine Velo-Route ist“, sagte Marko Siegesmund (SPD). Dieter Sawalies (Linke) und Tamara Blinova (AfD) schlossen sich seiner Meinung an. Doch vom Rest wurde die Forderung nach einem Radfahrverbot auf der Brücke abgelehnt und somit nicht dem Ordnungs- und Verkehrsausschuss mitgegeben, der sich als nächstes mit dem Thema entscheidend beschäftigt.

Für Lerke Tyra, Vorsitzende des Düsseldorfer ADFC, bleibt die Ertüchtigung die weniger gute Wahl. „Statt eine inzwischen schlechte Brückenlösung zu sanieren und damit für Jahrzehnte zu zementieren, fordern wir einen vorzeigbaren zukunftsorientierten Neubau.“ Auch dafür stünden bundesweit verschiedene Fördertöpfe bereit.

Nach Meinung des ADFC stellt die Brücke in ihrem jetzigen Zustand eher ein Hemmnis für den Radverkehr statt eine Lösung dar. Die Brücke sei mit acht Prozent Neigung zu steil, mit zwei Metern Breite auf den Rampen zu eng und wegen der Umlaufgitter für Lastenräder und Fahrräder mit Anhänger kaum geeignet. „Das ist Infrastruktur der 80er-Jahre, als Radfahren eher als Freizeitbeschäftigung angesehen wurde“, sagt Tyra.

Die nun geplanten Maßnahmen verbesserten zwar die Sicherheit, würden aber dem künftig weiter wachsenden Radverkehr nicht gerecht. Daher bevorzugt Tyra einen Neubau: „Es wäre ein schlechtes Zeichen für die Verkehrswende in Düsseldorf, wenn die zu enge Brückenlösung am Hafen uns für viele Jahrzehnte erhalten bliebe.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort