Analyse Auch nachts Gebühren fürs Parken in Düsseldorf? Das spricht dafür und dagegen

Düsseldorf · Bewohner in weiteren Düsseldorfer Stadtteilen sollen mittels Ausweisen leichter einen Parkplatz finden, dafür will die Stadt „Fremdparker“ durch Gebühren und Kontrollen abschrecken - auch nachts. Ein Pro und Contra.

 Vor allem in den innenstadtnahen Stadtteilen wie hier in Oberbilk sind Parkplätze vor allem abends absolute Mangelware.

Vor allem in den innenstadtnahen Stadtteilen wie hier in Oberbilk sind Parkplätze vor allem abends absolute Mangelware.

Foto: Judith Michaelis

Für tausende Düsseldorfer ist es ein tägliches Ärgernis: Sie kommen mit dem Auto nach Hause und finden keinen Parkplatz. Einen regulären schon gar nicht, ab dem frühen Abend auch kaum noch einen illegalen. Bürgersteige sind zugeparkt, selbst in Feuerwehrbewegungszonen stehen abends und nachts Wagen. Deshalb will die Stadt jetzt wie berichtet mit einem „Parkraumbewirtschaftungskonzept“ gegensteuern. Im Kern geht es darum, mehr Anwohner in mehr Stadtteilen über einen Anwohnerparkausweis zu privilegieren und auf der anderen Seite „Fremdparkern“ wie vor allem Berufspendlern das Leben schwerer zu machen, genauer gesagt: teurer. Statt einfach in Wohngebieten, sollen sie mehr auf Firmenparkplätzen oder in privaten Parkhäusern ihr Auto abstellen. Oder im besten Fall auf den ÖPNV umsteigen.

Derzeit wird die dreiseitige Vorlage von Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke in einigen Bezirksvertretungen, im Mai und Juni dann im Verkehrsausschuss und Anfang Juli schließlich im Stadtrat beraten und beschlossen.


Was genau ist geplant?
Die Stadt will zum einen die bestehenden Anwohnerparkgebiete (in der Grafik rot markiert) zeitlich auf 24 Stunden an allen Tagen außer sonntags ausweiten, damit die Anwohner dort auch abends leichter einen Parkplatz finden. Räumlich wird geprüft, ob Anwohnerzonen auch in Teilen von Oberkassel und Niederkassel, in weiteren Teilen von Golzheim, Derendorf und Pempelfort, in Bilk, Düsseltal und Flingern eingerichtet werden können. Wer dort keinen Anwohnerausweis hat, muss entweder einen kostenpflichtigen Parkschein ziehen (blau markierte Quartiere) oder eine Parkscheibe (gelb) in den Wagen legen.  Gesondert untersuchen wollen die Verkehrsplaner der Stadt all jene  Gebiete, wo Mitarbeiter großer Unternehmen mit Drei-Schicht-Betrieb (zum Beispiel Vodafone im Linksrheinischen, Henkel in Holthausen oder Mercedes in Derendorf) rund um die Firmen parken. Gleiches gilt für die als Gratis-Stellplatz zweckentfremdeten Gebiete in Flughafennähe oder rund um die größeren Krankenhäuser.

 Das Parkraumkonzept in Düsseldorf soll geändert werden.

Das Parkraumkonzept in Düsseldorf soll geändert werden.

Foto: WZ Grafik


Was spricht für diese Pläne?

Es ist richtig, Anwohnern einen Vorrang bei der (knappen) Parkraumbelegung vor anderen Autofahrern, neben Berufspendlern sind das auch Verwandte oder Bekannte der Anwohner, Einkäufer, Kunden von Dienstleistern in der Nähe oder Patienten von Arztpraxen, einzuräumen. Die Kosten von 30 Euro (25 bei Online-Bestellung) im Jahr für den Bewohnerparkausweis sind wahrlich ein fairer Preis. Denn in so manchen sehr dicht besiedelten Quartier reichen die vorhandenen Parkplätze schon für die vorne und hinten Anwohner nicht. Insofern gilt auch der Umkehrschluss: Wer sein Auto – oft täglich und stundenlang – einfach in fremden Wohnvierteln abstellt, muss motiviert werden, das zu lassen. Als taugliche Abschrecker bewährt sind da entsprechend hohe Parkgebühren oder (im Falle des Ignorierens) Verwarnungsgelder.


Was spricht dagegen? Es bleibt  fraglich, ob neue Anwohnerzonen rund um die Uhr tatsächlich den Parkdruck  spürbar mildern können. Parken denn tatsächlich auch nachts so viele Nicht-Anwohner in den Quartieren, dass der Aufwand lohnt? Schließlich hat die Verkehrsverwaltung selbst noch vor kurzem in der Antwort auf eine CDU-Anfrage bezweifelt, dass es weitere Gebiete gibt, wo Bewohnerparkzonen wirklich Sinn ergeben. Angesichts der erstaunlicherweise nach wie vor kaum gebremsten Zunahme von Autos, müssten dafür flankierend neue Parkplätze geschaffen werden, etwa indem man das temporäre Parken auf Firmen-, Schul- oder Supemarktparkplätzen freigibt. Außerdem muss die Verkehrsüberwachung ihre Kontrollen massiv ausweiten, auch auf die Nacht.

Problematisch ist auch, dass die Ungleichbehandlung der Düsseldorfer beim Parken weiter verschärft wird. Denn in vielen Stadtteilen, nicht zuletzt in den besonders wohlhabenden, muss kein Anwohner fürs Parken bezahlen, weder für den Ausweis, noch für einen Parkschein.

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