Düsseldorder Tonhalle: Notabu-Ensemble spielt Isang Yun

Die Werke des deutsch-koreanischen Komponisten Isang Yun standen im Mittelpunkt eines Konzerts in der Tonhalle.

Das Notabu-Ensemble (Archiv-Foto)

Das Notabu-Ensemble (Archiv-Foto)

Foto: Susanne Diesner

Seine Lebensgeschichte trägt Züge eines Agententhrillers. 1967 von dem südkoreanischen Geheimdienst aus seiner Wahlheimat Deutschland entführt, in Korea zu schwerer Haftstrafe verurteilt, nach Protesten seiner Freunde wieder freigelassen - der koreanische Komponist Isang Yun geriet in die Verwerfungen politischen Weltgeschehens. Doch gerade die Verbindung von fernöstlicher und westlicher musikalischer Sprache wurde, dem 1957 nach West-Berlin immigrierten, Yun zu einer kompositorischen Mission. Letztes Jahr wäre er 100 geworden. Guter Grund für das Düsseldorfer Notabu-Ensemble sich auf mehr als überzeugende Weise nun seinem kammermusikalischem uvre zu widmen.

Ganz dem Selbstverständnis der Reihe „Na hör´n sie mal!“ in der Tonhalle entsprechend ließ man keine Wünsche für Freunde zeitgenössischer oder jüngerer - Yun verstarb 1995 in Berlin - Kunstmusik offen. Doch Konzerte unter der Leitung von Mark-Andreas Schlingensiepen beflügeln auch Neulinge, die „Neue Musik“ erst für sich entdecken möchten. Bei Werken Yuns verbirgt sich hinter avantgardistischer Geste oft eine hochemotionale, auf Entfaltung des Tons als ästhetischer Spielball innerer Spannungen zielende, Klanglandschaft. So etwa in seinem „recontre“ für Klarinette, Harfe und Violoncello, das, inbrünstig von den Musikern umgesetzt, kantable Linien umgarnt von luftigem vogelhaften Gezwitscher zelebrierte. Dabei ist der Begriff Landschaft nicht nur Metapher; Yuns Kompositionen durchströmt trotz ihrer europäisch anmutenden Oberfläche ein aus asiatischem Verständnis entsprungene Wechselwirkung zwischen Natur und Klang.

(Mark-Andreas Schlingensiepen leitete das Konzert (Archiv-Foto))

Natur, die durch Instrumente eine Transformation erfährt. Unterbrochen von atmosphärischen Reibungen. Ob „in balance“ für Solo-Harfe, eloquent interpretiert durch Xenia Narati oder, emotional aufgeladen gespielt von Frederike Möller, das „Interludium A“ für Klavier (aus 1982 und das älteste der aufgeführten Stücke des Abends), Yuns Musik fokussiert sich immer wieder auf das sich in Musik spiegelnde Lebendige. Den einzelnen Ton als lebendiger Organismus. Der, wie in seiner „Sonatina“ für zwei Violinen, eine kondensierte Bandbreite an Ausdruck entfalten kann. Oder im „Kammerkonzert II“ für Oboe, Posaune und kleines Ensemble im Dialog sich widerstrebender Charaktere voller Energie sprühend ausbricht.

Das nächste Konzert der Reihe ist am 8. Juni.

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