DSD düpiert Deutschlands Hockey-Elite

Die A-Knaben des Stadtteilclubs werden zu Hause Deutscher Meister. Das ist eine viel kleinere Sensation als es klingt.

DSD düpiert Deutschlands Hockey-Elite
Foto: Sergej Lepke

Dass dieser Sonntag in Grafenberg kein normaler sein würde, war bereits vor dem Anpfiff des Endspiels klar. Da leuchteten zahlreiche Bengalische Feuer auf der Anlage an der Altenbergstraße, um die gut und gerne 1000 Zuschauer auf das große Spiel einzustimmen. Knapp eineinhalb Stunden später kannte der Jubel endgültig keine Grenzen mehr. Mit einem amtlichen Platzsturm, viel Geschrei, Tränen und Umarmungen feierten die A-Knaben des DSD den Gewinn der Deutschen Hockey-Meisterschaft. 2:1 hatte die U 14 gegen den Münchner SC gewonnen und ihre überragende Saison gekrönt.

Das war besonders für Trainer Holger Muth ein emotionales Ereignis. Vor zehn Jahren hatte er die Mannschaft mitgegründet. Damals waren sein Sohn Lukas und all die anderen Jungs aus Grafenberg, Flingern und Gerresheim, aus dem Zoo-Viertel oder aus Pempelfort noch kleine Kinder, die nicht mal zur Schule gingen. Doch für Muth stand fest: Diese Gruppe hat Potenzial. „Die Grundidee war, etwas ganz Großes zu erreichen, was als Hobbytrainer natürlich nicht einfach ist“, erinnerte er sich nun in der Stunde des Erfolgs an die Anfangszeit.

Ganz neu war eben jene Grundidee für Muth allerdings nicht. Bereits mit 17 wurde der heute 50-Jährige Hockeytrainer und übernahm zum ersten Mal eine Kinder-Mannschaft, die er jahrelang aufbaute. Die aktuelle ist bereits seine dritte. Und die, die ihm am meisten am Herzen liegt, schließlich sind Sohn Lukas und viele seiner besten Freunde dabei. „Ich habe zum dritten Mal eine Mannschaft großgezogen, ich bin zum dritten Mal in die Endrunde um die Meisterschaft eingezogen, jetzt habe ich zum ersten Mal gewonnen. Und das mit meinem Sohn, das ist natürlich etwas Besonderes.“

Eine besondere Überraschung ist das aus sportlicher Sicht indes nicht. Obwohl der DSD im Gegensatz zu anderen Endrunden-Teilnehmern kein gestandener Bundesligist im Erwachsenen-Bereich, sondern ein drittklassiger Regionalligist ist. Geht es allerdings um den A-Knaben-Jahrgang, sind die Grafenberger ein Riese. Die U 14 ist nicht nur in dieser Saison ungeschlagen, „wir haben noch nie einen Titel verpasst“, weiß der Trainer.

Neu war allerdings, dass es in der U 14 eine bundesweite Meisterschaft gibt. Alle früheren Erfolge waren lediglich auf regionaler Ebene. Wenn es gegen die großen Vereine aus Hamburg, Mannheim oder München geht, „dann schaffen die das nicht“, hätten sie deswegen zu hören bekommen, erzählt Muth. Doch anstatt sich dadurch runterziehen oder nervös machen zu lachen, „war das für uns eine Extramotivation“. Eine, die sich nun auszahlte, als Jakob Rodemerk nicht mal drei Minuten vor dem Ende des Finals per Nachschuss zum 2:1 traf. Das 1:0 vor der Pause hatte Ben Marquardsen nach einer einstudierten Ecke und starker Vorarbeit von Lukas Muth erzielt.

Das sei alles kein Zufall, sagt sein Vater Holger. „Solche Erfolge hängen von den handelnden Personen ab, nicht nur auf dem Platz, es geht auch um die Betreuer und die Eltern drum herum, die unseren Weg mitgegangen sind“, sagt der Trainer und meint die klare Ausrichtung Richtung Leistungssport und das spezifische Training. Früher als andere hätten sie mit Koordinations- und Athletikübungen angefangen, ebenso früh auf drei Einheiten die Woche umgestellt. „Wir hatten einen Plan“, sagt Muth.

Der sei mit dem Meistertitel noch längst nicht beendet. Das Fernziel lautet Herren-Bundesliga 2023. Das sei zwar hochgegriffen, aber „nicht utopisch“, sagt Muth, der das der Mannschaft so auch kommuniziert hat. Die war einverstanden. Im Team spielen schließlich zahlreiche ambitionierte Auswahlspieler. Und wenn es der Verein schafft, die zu halten und noch das ein oder andere Talent verpflichtet, komme da in ein paar Jahren ein goldener Jahrgang in den Herrenbereich. Ein „extrem harmonischer, ein echtes Team“, schwärmt der Trainer. Jetzt müsse es die aktuelle erste Mannschaft nur noch in die 2. Liga schaffen. „Dann“, sagt Muth, „ist alles möglich.“

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