Drinnen schunkeln, draußen qualmen

Vor allem das Rauchverbot in Schulen beschäftigte die Narren – der jecken Stimmung tat es aber dennoch keinen Abbruch.

<strong>Düsseldorf. "Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Nur eine Frau hat sich beschwert, aber die ist im Saal geblieben", atmete Elisabeth Ziegler, Schatzmeisterin der Närrischen Wehrhähne auf. In der Schule an der Schwannstraße herrschte erstmals Rauchverbot. Die meistern der 198 Narren im ausverkauften Saal waren davon überrascht, ließen sich aber die gute Laune nicht verderben. "Auch wenn ich mich unbeliebt mache. Ich finde das Rauchverbot gut", meinte Pantomime Nemo, der bei der Prunksitzung seine Clowns-Nummer aufführte, "ich habe früher selbst 60 Zigaretten am Tag geraucht und brauchte ein Jahr, um davon los zu kommen." So nutzten viele Narren die Pausen zwischen den Nummern, um vor der Türe zu qualmen, wo ein kleiner Blecheimer aufgestellt war. "Ich finde das übertrieben", ärgerte sich Gaby Wattenbach, "aber vielleicht raucht man da ja etwas weniger." Höhepunkt des Abends: Die Sunny Sisters, acht fesche Damen aus den Reihen der Wehrhähne, die zu spanischen Klängen eine spektakuläre Tanzshow aufs Parkett legten.

Stachelditzges: Ein Narr drohte sogar mit dem Rechtsanwalt

Weniger harmonisch ging es bei den Stachelditzges in der Schule an der Graf-Recke-Straße zu. "Da sind doch einige Plätze leer geblieben", stellte Literatin Anna Mohn fest. Ein Narr hatte sogar angerufen und sich wegen des Rauchverbotes beschwert: "Er wollte sein Geld zurück und hat gedroht, einen Anwalt einzuschalten." Die anderen Narren in der ausverkauften Aula trugen es mit Fassung. "Die sollten lieber den Kindern die Alco-Pops und Saufpartys verbieten", ärgerte sich die blonde Schönheit Pia, die in ihrem Kleidchen vor der Türe fror. Trotzdem werden die Stachelditzges auch im nächsten Jahr wieder in der Schule feiern. Anna Mohn: "Ich habe das Programm schon komplett gebucht. Außerdem gibt es in der Nähe keinen anderen Saal."

Rot-Weiss-Gold: Ein närrischer Präsident kennt keinen Schmerz

Die Ursprünge des Karnevals liegen in der Altstadt. Aber es gibt nur noch eine Traditionsgesellschaft, die bis heute noch dort ihre Heimat hat. Das wurde bei Rot-Weiss-Gold am Wochenende im Kolpinghaus kräftig gefeiert. Acht mal elf Jahre ist der Verein geworden, der einst im Haus Esser aus der Taufe gehoben wurde. Eisbrecher war der kleine Jan-Marco, der allerdings schon mit dem Gedanken spielt, seine närrische Karriere der sportlichen zu opfern: "Ich spiel jetzt lieber Fußball. Als Rechtsverteidiger bei BV 04." Dass Präsidenten keinen Schmerz kennen, bewies Burkard Brings von den Weissfräcken, der mit seinen Jungs als Prinzenbegleitung unterwegs war: "Ich habe mich beim Rasieren geschnitten und die Wunde hat sich entzündet." Bei einem Aufmarsch im Altenheim an der Schmiedestraße wurde Brings nachmittags notversorgt: "Von einer sehr hübschen Krankenschwester." Wie es sich für einen Jeck gehört, stand auf dem Reisepflaster am Hals "Helau".

Bäckerinnung: Dreigestirn als Überraschung für den Prinzen

Normalerweise hätte Josef Hinkel am Samstagabend als Präsident die Sitzung der Bäckerinnung in der Rheinterrasse geleitet. Da der Mann aber Prinz ist, musste Thomas Puppe ihn vertreten. Der machte das im wie immer ausverkauften Saal großartig. Josef Hinkel entschädigte seine Kollegen mit einem grandiosen Aufmarsch mit der Prinzengarde und mehreren Musikzügen. Die Bäcker wiederum hatten gleich zwei Überraschungen für ihn parat: Gemeinsam mit dem Bäcker-Gesangverein hatten sie einen eigenen Prinzensong komponiert. Außerdem ließen sie ein (nicht ganz echtes) Kölner Dreigestirn aufmarschieren. Eine Panne gab es bei den Düssel-Disharmonikern. Gerade als Manfred Castor als Jan Wellem loslegen wollte, fiel die Technik aus. So dirigierten die Musikanten den Saal zu alten Karnevals-Klassikern, bis der Schaden repariert war.

Uzbröder: Spitzenprogramm zum närrischen Jubiläum

Ausverkauft war der große Saal der Rheinterrasse auch bei den Uzbrödern. Kein Wunder, denn der Verein feiert in diesem Jahr sein sieben mal elfjähriges Jubiläum. Große Feierlichkeiten hatte Präsident Dietmar Kürten nicht vorgesehen, stattdessen gab es in diesem Jahr mit dem Zweijestirn, der Tanzgarde Rheinveilchen und den Swinging Fanfares ein besonders tolles Programm. Eine der Höhepunkte war Bauchredner Addy Axon, der sich zwei Narren aus dem Elferrat fischte und wie seine Puppen sprechen ließ. Da tobte der Saal - am schönsten lacht man eben über andere.

Venetia und Prinz wurden in Süßigkeiten aufgewogen

Einen ungewöhnlichen Auftritt hatten Prinz Josef und Venetia Barbara am Samstag: Sie wurden in der Metro in Süßigkeiten und Schokolade für den Rosenmontagszug aufgewogen: 300 Kilo brachten die beiden offiziell auf die Waage. Allerdings hatte die Prinzengarde von hinten mit schweren Stiefeln und einem Clown kräftig mitgeholfen.

Nicht verpassen

Top-Termine Eine Auswahl der karnevalistischen Termine.

Montag Mödchensitzung des AVDK in der Brauerei Schumacher, Oststraße 123, Beginn 19 Uhr.

Mittwoch Sitzung für Frauen der KG Närrische Hausfrauen im beheizten Festzelt im Südpark (Buga-Gelände), In den großen Banden, Beginn 19 Uhr.

Donnerstag Die große ARD TV-Sitzung in der Stadthalle, Rotterdamer Straße. Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr.

Freitag Prinzenball "50 Jahre Prinzenclub" im Hilton Hotel, Georg-Glock-Straße, Beginn 19.30 Uhr.

Samstag Große Gardesitzung von Rot-Weiss unter dem Motto "Nacht der Vampire" im Hilton Hotel, Georg-Glock-Straße, Beginn 18.30 Uhr.

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