Besser Arbeiten in Düsseldorf Zertifikate für gute Unternehmenskultur vergeben

Düsseldorf · Drei Arbeitgeber bekommen Zertifikate für ihre Unternehmenskultur: Was die konkret ausmacht und warum sie so wichtig ist.

 Für vorbildliche Unternehmenskultur ausgezeichnet (v.l.): Cord Eichhof und Simone Deubl (Lebenshilfe), Claus Frankenheim, Nicole Girmes und Martina Schwedesky-Müller (Bestattungshaus Frankenheim) sowie Maria Pessiou und Petra Graak (Healthcare Personalmanagement).

Für vorbildliche Unternehmenskultur ausgezeichnet (v.l.): Cord Eichhof und Simone Deubl (Lebenshilfe), Claus Frankenheim, Nicole Girmes und Martina Schwedesky-Müller (Bestattungshaus Frankenheim) sowie Maria Pessiou und Petra Graak (Healthcare Personalmanagement).

Foto: Georg Salzburg (salz)

Haben wir keine anderen Sorgen? Angesichts von Krieg und Inflation, von Energiekrise, Rohstoffmangel und Lieferschwierigkeiten sollen sich Unternehmen auch noch um ein gutes Arbeitsklima kümmern? Ja, allerdings. Die Antwort von Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Düsseldorf, fällt eindeutig aus. Er geht noch weiter: „Die Sicherung von Fachkräften ist wichtiger denn je.“ Denn die Rezession drohe bei nahezu Vollbeschäftigung. Das heißt: Arbeitgeber müssen sich einem harten Wettbewerb um die besten Köpfe stellen. Das gelingt nur, wenn sie deren Bedürfnissen gerecht werden, etwa der immer stärker eingeforderten Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf. Nur wer das bietet, findet am Ende das Personal, um überhaupt in den Krisen bestehen zu können.

Wirtschaftlicher Erfolg gehe mit guter Unternehmenskultur einher, betont Claudia Diederich, Geschäftsführerin der Zukunftswerkstatt Düsseldorf, zu der das Kompetenzzentrum Frau und Beruf Düsseldorf und Kreis Mettmann gehört. „Wer flexible Lösungen bietet, wird nicht nur die Zahl der Bewerber erhöhen, sondern Zufriedenheit und Leistungsbereitschaft der Beschäftigten steigern.“ Das wird umso wichtiger, da künftig deutlich mehr Menschen in den Ruhestand gehen als zuletzt.

Damit Unternehmen, die ihre Hausaufgaben in dieser Hinsicht machen, das nach außen zeigen können, haben IHK und Kompetenzzentrum Zertifikate entwickelt, die diese Woche (in der Handwerkskammer) zum dritten Mal verliehen wurden. „Hier ausgezeichnet Arbeiten“ wurde auch drei geprüften Betrieben aus Düsseldorf bescheinigt.

Zum Beispiel der Lebenshilfe. Geschäftsführer Cord Eichhof hatte wie zum Beweis – allerdings letztlich nur aufgrund einer Betreuungsproblematik – seinen Sohn mitgebracht. Das sei auch schon mal im Büro der Fall gewesen. Die Lebenshilfe spürt die Probleme bei der Personalsuche. 15 bis 18 Stellen würde man gerne besetzen, sagt Eichhof. Das werde aber immer schwerer. Auch das Personal zu halten, sei eine große Herausforderung, vor allem in den Wohnhäusern der Organisation, in denen rund um die Uhr Betreuung nötig sei. Umso wichtiger sei eine langfristige Planung der Dienste. „Der Dienstplan für Weihnachten steht schon“, sagt Eichhof.

Neu im Dienstplan
sind die Flexidienste

Neu sind zudem Flexidienste. Im Dienstplan wird immer auch ein Springer eingetragen – aus dem Pool von Mitarbeitern, die eigentlich frei hätten. Vorteil: Wer frei hat und nicht als Flexidienst eingeteilt ist, kann sicher sein, auch wirklich frei zu haben.

Eichhof betont, dass zusammen mit den Mitarbeitern Prozesse verbessert werden sollen. „Wir wollen uns weiterentwickeln.“ Zum Austausch lädt er übrigens alle zwei Monate ausgeloste Mitarbeiter zum Pizzaessen ein.

Auch die Healthcare Personalmanagement GmbH setzt auf Austausch jenseits von Arbeitsatmosphäre. So gibt es Strategiemeetings im 25hours Hotel, Gänseessen zu Weihnachten, Ausflüge wie nach Maastricht im Sommer. Auch im Büro sollen Kleinigkeiten das Arbeiten angenehmer machen. Ein Obstkorb steht bereit, auch Getränke sind gratis, ebenso der Masseur, der einmal pro Monat kommt, sowie private Zusatzversicherungen zum Gesundheitsschutz. Neben diesen weichen Faktoren geht es natürlich auch um die harten Rahmenbedingungen. So ist der Anteil des flexiblen Gehalts recht niedrig, wie Maria Pessiou sagt. Vor allem im Vergleich zu anderen Personalvermittlungsfirmen. „Reisezeit gilt zudem als volle Arbeitszeit. Unbezahlte Überstunden gibt es nicht“, sagt Pessiou. Die Arbeitszeiten können zudem flexibel zwischen 7.30 und 22 Uhr eingeteilt werden, die Mehrheit der Angestellten arbeitet auf eigenen Wunsch in Teilzeit. Pessious Überzeugung: Zufriedene Mitarbeiter sind motivierter. Eine gute Atmosphäre strahlt auf die Kunden aus, die oft schon lange dabei seien.

Auch das Bestattungshaus Frankenheim ist jetzt zertifiziert. Chef Claus Frankenheim betont das Besondere an seinem Familienbetrieb: „Die Tür aller Führungskräfte steht immer für die Mitarbeiter offen.“ Das Unternehmen helfe auch in privaten Notlagen, ob finanziell oder mit einem Coaching. Für den besonderen Beruf der Trauerbegleitung seien zum Start etwa auch Probetage möglich, und es gebe ausgearbeitete Konzepte zum Einarbeiten von Quereinsteigern, denen die Zeit gelassen werde, die sie brauchen.

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