Projekt Dorfdruck-Posterserie: Viel mehr als eine lokale Geschenkidee

Düsseldorf · Student Jonas Larbalette rückt bei seinem Projekt 18 Stadtteile und den Einzelhandel in den Mittelpunkt. Davon profitieren auch andere.

 Jonas Larbalette hat eine „Dorfdruck-Posterserie“ zu 18 Stadtteilen entwickelt.

Jonas Larbalette hat eine „Dorfdruck-Posterserie“ zu 18 Stadtteilen entwickelt.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Angefangen hat das Dorfdruck-Projekt auf ganz privater Ebene. Jonas Larbalette war im Herbst 2018 auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk. Für eine Freundin, die im Düsseldorfer Stadtteil Pempelfort lebt und diesen liebt. Larbalette, der an der Hochschule Düsseldorf Kommunikations-, Multimedia- und Marktmanagement studiert, wollte etwas Passendes und etwas Besonderes. Er erinnerte sich an diverse Stadt-Poster, die er bislang hier oder auf Reisen gesehen hatte. Die Idee für das Geschenk geboren.

Der Neusser, der seit sieben Jahren in Düsseldorf lebt, entwarf ein Stadtteil-Poster, besorgte sich Kartenmaterial vom Katasteramt, „um dies in moderner und ästhetischer Form aufzubereiten“, wie er sagt. Seine ersten Motive waren die Stadtmitte (wo er selber lebt) und eben Pempelfort.

Das Geschenk kam sehr gut an. Freunde fragten nach, ob er dies nicht für andere Stadtteile gestalten könnte. Und Larbalette, der nach dem Bachelor-Studium bereits drei Jahre bei einem Werbe- und Kommunikationsunternehmen gearbeitet hatte, bevor er an der Hochschule nun den Master machen will, zögerte nicht lange. „Ich habe ein großes Bedürfnis, eigene Projekte zu entwickeln“, sagt der 25-Jährige.

Siebdrucke sind pro Stadtteil auf 50 Stück limitiert

Und so entwickelte er eine limitierte Posterserie für zwölf Stadtteile. Die Siebdrucke, die er bei einem Erkrather Familienunternehmen produzieren lässt, sind pro Stadtteil auf 50 Stück limitiert und nummeriert. Doch wie sollten sie überhaupt vertrieben werden? Online-Verkauf? Nein, sagte sich der Student. Die Poster mit den kartographischen Grenzen der Stadtteile sind sehr lokal. So entschied sich der junge Mann, mit der Dorfdruck-Serie auch den lokalen Einzelhandel in den Fokus zu rücken.

Das bedeutet: Die 50 mal 70 Zentimeter großen Werke werden nur in inhabergeführten Geschäften oder Cafés im jeweiligen Stadtteil verkauft. „Ich habe Menschen gesucht, die sich auch mit dem jeweiligen Stadtteil identifizieren“, sagt er.

Dabei lernte Larbalette Viertel für Viertel besser kennen. Denn er besuchte die Händler persönlich. So gibt’s beispielsweise das Altstadt-Poster in einem Plattengeschäft, das Golzheim-Werk in einem Blumenladen und das neue Oberbilk-Motiv in einem Café. Larbalettes Philosopie: „Ich widme dem Stadtteil etwas sehr Lokales und kann vielleicht den Einzelhändler stärken.“ Die Resonanz sei gut: Durch den individuellen Verkauf der Plakatserie konnten die Geschäfte Neukunden gewinnen, die nun öfter vorbeischauen.

Für die erste Dorfdruck-Serie hatte der Student die Stadtteile Altstadt, Carlstadt, Stadtmitte, Pempelfort, Derendorf, Golzheim, Flingern-Nord, Düsseltal, Friedrichstadt, Unterbilk, Bilk sowie Oberkassel ausgewählt. Ausverkauft sind bereits die „Stadtteil-Silhouetten“ von Pempelfort, Derendorf, Bilk und Oberkassel. „Ich hätte mit Flingern gerechnet,“ gibt Larbalette zu. Insgesamt seien von den ersten 600 Postern gut zwei Drittel verkauft.

Eine Neuauflage dieser Stadtteile wird es aber nicht geben, es bleibt bei der limitierten Auflage von 50 Stück. Dafür hat er jetzt nachgelegt. Nach so vielen Nachfragen aus anderen Vierteln (“Wann gibt es endlich Oberbilk?“) werden nun auch die Dorfdruck-Poster für sechs weitere Stadtteile verkauft. Das sind Gerresheim, Kaiserswerth, Oberbilk, Kappes-Hamm, Benrath und Wersten. Wieder im Viertel, im Buchhandel, in Hamm gleich in zwei Läden, in einer Bäckerei und in einem Geschenkegeschäft.

Das ganze Projekt hat zudem noch eine karitative Seite. Jonas Larbalette stellt sie unter das Motto „von der Stadt, für die Stadt“: Pro verkauftem Plakat (sie kosten pro Stück 50 Euro) sind fünf Euro an Spenden für den Verein Vision:teilen bestimmt. 2000 Euro wurden ihm so bereits übergeben. Sie dienen der Finanzierung der Gutenachtbus-Arbeit für Obdachlose und nun – passend zum gesamten Dorfdruck-Charakter – für das Nachbarschaftsprojekt „Hallo Nachbar!“ des gemeinnützigen Vereins.

Nach den 18 Stadtteil-Drucken wird es noch in diesem Jahr einen weiteren geben. Aufgrund des großen Feedbacks wird ein auf 100 Stück limitiertes Düsseldorf-Gesamtmotiv erscheinen.

Jonas Larbalette hat als „Dorfdrucker“ sehr viele Stadtteile näher kennengelernt. Er betont deren eigenen Charakter, den er dabei oft spüren konnte. In seinem eigenen Kiez in der Stadtmitte ist er dabei auch sehr gut angekommen, fühlt sich als Teil, beispielsweise, wenn er in der Eisdiele die Frau von der Änderungsschneiderei wiedertrifft.

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