Döring Dahmen Joeressen: Klares Bekenntnis gegen die Retrowelle in Düsseldorf

Bei den Architekten Döring Dahmen Joeressen treffen sich zwei Generationen. Das klare Votum für die moderne Architektur verbindet sie.

Düsseldorf. Der Pförtner am Eingang des Fabrikgeländes weist auf Gebäude 37. Keine umgebaute Industriehalle, wie man es auf dem Gelände der Heerdter Böhlerwerke erwarten würde, sondern ein eher nüchterner gründerzeitlicher Verwaltungsbau. In hohen unprätentiösen Altbauräumen residiert dort mit fünfzehn Mitarbeitern das Architekturbüro Döring Dahmen Joeressen, kurz DDJ.

„Eine freundschaftliche Arbeitsatmosphäre“, meint Wolfgang Döring beim Spaziergang durch die Bürogemeinschaft. „Kollegen, die uns verlassen, kommen auch schon mal wieder“, pflichtet ihm Elmar Joeressen bei. Entgegen der alphabetischen Ordnung steht Döring an erster Stelle im Namens-Trio.

Kein Zufall: Der heute 77-Jährige ist eines der Urgesteine der westdeutschen Architekturszene. Als Schüler von Egon Eiermann und Konrad Wachsmann galt er in den fortschrittsbegeisterten 1960er Jahren als einer der wichtigsten Protagonisten der Beton-Vorfertigung und des Systembaus.

Ob aus Beton- oder Holzelementen, oder alles gleich in Kunststoff gegossen — kein Material hat Wolfgang Döring ausgespart, um Gebäudetypen zu entwickeln, die sich präzise und schnell vor Ort montieren lassen. Kultstatus genießt unter Kennern ein ganz aus vorgefertigten Holzelementen konstruiertes Low-Budget-Einfamilienhaus in Bad Godesberg.

Aber auch Betonfertigbausysteme, wie sie bei Hochschulbauten in Dortmund und Wuppertal zum Einsatz kamen, stammen aus Dörings ehemaligem „Büro für Planung, Entwicklung und Forschung“. „Es war gut gemeint, aber es entgleitet einem“, gibt Döring heute offen zu. „Hinz und Kunz bastelt damit rum, und plötzlich werden wegen Kosteneinsparungen schrecklich monotone Kisten daraus.“

Mit seinen Juniorpartnern, die Döring als „vollkommen gleichberechtigt“ vorstellt, entwickelt das Büro heute Gebäude, die einem ganzheitlicheren Ansatz folgen. Minimalistisch in der Formensprache, antworten sie auf den besonderen Kontext des Ortes in schlichter, moderner Eleganz.

Die Retrowelle, die sich auch in Düsseldorf an vielen Orten breitmacht, sieht Döring kritisch: „Oberkassel wird verunstaltet von diesen fürchterlich kitschigen Bauten“, meint der Architekt, der auch in vielen Preisgerichten den Vorsitz geführt hat.

Für seine klare Haltung ist Döring bekannt — manchmal hat das seinen Preis: Von einer umfangreichen, von langer Hand vorbereiteten Wohnbebauung musste sich das Büro im letzten Jahr verabschieden. Ein Berater hatte dem Bauherren vorgerechnet, dass klassizistisches Retro bis zu 2000 Euro höhere Quadratmetererträge bringe. „Da waren wir den Auftrag los“, so Michael Dahmen.

Was die Bauaufgaben angeht, gibt sich das Büro betont generalistisch: „Alles, was kommt, es sei denn, der Bauherr ist ein Unsympath oder keiner guten Architektur verpflichtet“, erläutert Döring in seiner ganz eigenen Art.

Den Großteil generieren DDJ über direkte Kundenaufträge. Aber auch Wettbewerbe sind wichtig, allerdings müssen die Bedingungen dann auch stimmen: „Oft muss man schon im Vorfeld so viele Detailberechnungen zur Wirtschaftlichkeit nachweisen“, meint Dahmen. „Da zählt die eigentliche Idee manchmal nicht mehr.“

Aus einem Wettbewerb hervorgegangen ist auch das 19-geschossige Portobello-Hochhaus, das DDJ vor zehn Jahren gegenüber dem Stadttor entworfen haben. Dafür musste das denkmalgeschützte Studienhaus von Bernhard Pfau weichen.

„Der Wettbewerb hätte in dieser Form nicht stattfinden dürfen“, bedauert Joeressen den Abriss. Auch deshalb fordert das Büro einen sensibleren Umgang mit dem Tausendfüssler. „Wenn es technisch machbar ist, sollte die Hochstrasse saniert und stehen gelassen werden“, so Döring. Alles andere führe zu einem „städtebaulich unsinnigen Flickwerk“.

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