Bürgeruniversität Diskussion an der Bürgeruni: Wem gehört das Wissen?

Düsseldorf · Forschungsergebnisse jedem frei zugänglich machen, das klingt nach einer guten Sache. Doch es gibt auch Kritik. Und was hat eigentlich der Bürger davon?

 Bürgeruni im Haus der Universität.

Bürgeruni im Haus der Universität.

Foto: ja/Hötzendorfer

Was machen die da eigentlich in ihren Forschungseinrichtungen und Instituten, hinter den Mauern von Universitäten und Hochschulen? Von Forschung und Ergebnissen daraus bekommen Bürger oft wenig mit. Denn der Zugang zu Veröffentlichungen ist häufig Wissenschaftlern vorbehalten - etwa, weil sie nur in teuren Fachmagazinen erscheinen. Mit „Open Access“, also offenem Zugang, soll sich das ändern. Und doch wird dieser Schritt, Forschung jedermann kostenlos und barrierefrei zugänglich zu machen, kontrovers diskutiert. Bei einem Streitgespräch der Bürgeruniversität der Heinrich-Heine-Universität stellten mehrere Akteure ihre Positionen dar.

Das Streitgespräch passt gut ins Programm der Bürgeruni. Denn das Grundprinzip der Veranstaltungen ist es, Wissenschaft und Gesellschaft anzunähern und ins Gespräch zu bringen. An der Diskussion, zu der das Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin eingeladen hatte, beteiligten sich Experten aus der Wissenschaft, von Verlagsseite und von Seiten der Bibliotheken. Einig waren sich die Experten, dass es Ziel der Wissenschaft ist, Ergebnisse von Forschung zu teilen und zu hoffen, dass möglichst viele sich dafür interessieren.

Dennoch habe das Thema „Potential zur Lagerbildung“, wie Moderator Dr. Nils Hansson vom Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin in seiner Einleitung ankündigt. Denn damit, wissenschaftliche Veröffentlichungen einfach irgendwo ins Internet zu stellen, ist es nicht getan. Die größten Diskussionspunkte im Gespräch: Qualitätssicherung und Finanzierung. Denn bei den großen Wissenschaftsverlagen durchlaufen Forschungsartikel einen aufwendigen Prozess, in dem die Ergebnisse etwa von anderen Wissenschaftlern geprüft und diskutiert werden. So versuchen die Verlage sicherzustellen, dass die Forschung stichhaltig ist. Und dieses Verfahren kostet Geld. Doch wer soll das bezahlen?

Ein Gedanke hinter Open Access ist auch, dass der Steuerzahler die Forschung ohnehin mitfinanziert - er deshalb also auch Zugang zu deren Ergebnisse haben sollte. Doch nützt ihm das überhaupt? „Es gibt Forschungsbereiche, an denen sich auch Bürger beteiligen können“, sagt Prof. Dr. Werner Müller-Esterl, der von 2009 bis 2014 Präsident der Goethe-Universität Frankfurt war. Zum Beispiel beim Naturschutz oder bei Feldern, bei denen es ums Beobachten geht, können Bürger mithelfen.

Selbst wenn Laien tatsächlich nicht alles verstehen, was veröffentlicht wird, könnten sie doch profitieren. Denn auch der eigene Hausarzt hat bisher per se keinen Zugang zu allen neuesten Veröffentlichungen. „Für Ärzte könnte Open Access durchaus Vorteile haben“, sagt Müller-Esterl. Denn viele lesen zu wenig. Ein unkomplizierter, freier Zugang zur Forschung könnte das ändern. Wenn durch Open Access Forscher davon ausgehen müssen, dass auch Laien ihre Texte lesen, könnte das auf lange Sicht auch dazu führen, dass sie noch öfter als bisher angehalten werden, ihre Ergebnisse zusätzlich zur Abhandlung in Kurzform und für jedermann verständlich zu formulieren. Und so Nicht-Forschern auch insgesamt mehr Einblick in das zu geben, was sie da hinter ihren Mauern so tun.

Noch bis Ende März gibt es Veranstaltungen im aktuellen Semester der Bürgeruniversität. Die Teilnahme ist in der Regel kostenlos. Das Programm liegt im Haus der Universität, Schadowplatz 14, aus und ist online abrufbar unter

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