Diebe entdecken die Friedhöfe

Nordfriedhof: Wo Tote ihre Ruhe finden sollen, treiben sich Kriminelle herum. Sogar eine Gruft wurde aufgebrochen.

Düsseldorf. Dass auf dem Nordfriedhof Blumen verschwinden, ist trauriger Alltag. Doch seit einiger Zeit häufen sich die Fälle von schwerer Kriminalität. Wie Polizeisprecher André Hartwich erklärte, gibt es allein aus diesem Jahr zehn Anzeigen. Ältere Damen werden während der Grabpflege bestohlen, immer öfter verschwinden auch teure Bronzeteile.

"Das hat am linken Niederrhein angefangen, als vor eineinhalb Jahren die Metallpreise in die Höhe gingen", weiß Manfred Krick, der Leiter des Garten- und Friedhofsamtes. Inzwischen haben die Gauner ihr Tätigkeitsfeld auf Düsseldorf ausgedehnt. Und der Nordfriedhof mit seinen besonders aufwändig gestalteten Gräbern bietet reiche Beute.

So verschwand zwischen dem 20. Februar und 4. März von einem Grab ein Bronzekopf, der mehrere tausend Euro wert ist. Außerdem sind im Frühjahr eine 350 Euro teure Skulptur und am 27. Februar eine Bronzekatze spurlos verschwunden. Auch die Stadt ist unter den Geschädigten. Krick: "Uns wurden ein Rasenmäher und eine weitere Maschine von einem Wagen gestohlen."

Andere Gauner haben sich auf ältere Damen spezialisiert. Sie lauern den Frauen auf und warten ab, bis diese zum Wasserholen sind oder den Müll wegbringen. Hartwich: "Am 12. Juni wurde eine 56-jährige Frau bestohlen. Sie hatte ihre Geldbörse mit 150 Euro im Fahrradkorb liegen lassen." Am 20. Mai hatte eine Dame ihre Handtasche mit 100 Euro am Grab abgestellt. Wenige Augenblicke genügten den Kriminellen für ihre Tat. Von ihnen fehlt jede Spur.

Friedhofsgärtner Josef Vell hört sich täglich die Beschwerden an: "Die Opfer sind besonders betroffen, weil sie nicht verstehen, dass es den Tätern um Geld geht. Sie fühlen sich ganz persönlich verletzt." Er wünscht sich, dass Stadt und Polizei mehr Präsenz zeigen: "Die Reiterstaffel war schon da und die Hundestaffel auch. Leider nur tagsüber. Aber nachts wird viel zu wenig kontrolliert. Der Friedhof sollte abends wieder abgeschlossen werden."

Denn nach Sonnenuntergang sind auch so genannte "Grufties" auf dem Nordfriedhof unterwegs. Vell: "Ich weiß von einem Fall, wo ein Grab aufgebrochen wurde." Die Täter hatten Marmorplatten zerstört und waren in die Gruft eingedrungen. Sie scheiterten allerdings daran, einen Zinksarg zu öffnen.

Das Problem: Bereits seit etwa drei Jahren werden die Düsseldorfer Friedhöfe nicht mehr abgeschlossen. "Das war der Wunsch der Politiker", so Manfred Krick, "man wollte Bürgern ermöglichen, auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten die Gräber zu besuchen." Außerdem seien die Parks ja auch nicht abgeschlossen.

Dunkelziffer: Polizei und Gartenamt schätzen, dass es eine hohe Dunkelziffer bei Straftaten auf Friedhöfen gibt. Nur selten werden Täter ermittelt. Gartenamts-Chef Manfred Krick: "Darum sollte in jedem Fall Anzeige erstattet werden."

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