Die vielen Maschen der Trickdiebe

Täter denken sich immer neue Methoden aus, die WZ gibt einen Überblick über die krumme Touren.

Die vielen Maschen der Trickdiebe
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Düsseldorf. Karin Fountoukidis schüttelt den Kopf: „Die zwei Männer haben gar nicht lockergelassen“, sagt die 76-Jährige. Vor wenigen Tagen standen sie bei ihr vor der Wohnungstür: Das Fernsehen werde abgeschaltet, sie müssten wegen der Kabelverbindung etwas nachschauen. „Ich wusste sofort: Das kann nicht sein, wir empfangen über Satellit.“ Als die Männer darauf bestanden, sie müssten in die Wohnung, habe sie irgendwann die Tür zugemacht.

„Ich war ein kluges Mädchen“, sagt Karin Fountoukidis augenzwinkernd zur WZ und hat damit wahrscheinlich Recht. Solche angeblichen Mitarbeiter von Kabel-TV-Betreibern tauchen immer wieder bei Düsseldorfern an der Tür auf. Ihr Ziel: in die Wohnung kommen und dort den Bewohner ablenken. Gerade wenn sie zu zweit sind, macht sich dann der Komplize auf die Suche nach Barem und Wertgegenständen.

Die Tricks der Diebe sind vielfältig und wandeln sich, erläutert Polizeisprecher Jochen Schütt. Manches kennen er und seine Kollegen lange, andere Tricks sind erst in jüngerer Vergangenheit erstmals aufgetaucht wie der so genannte Antanztrick. Die WZ gibt einen Überblick über die Tricks und Maschen, mit denen die Ganoven arbeiten.

Antanz-Trick Viele schütteln den Kopf, wenn sie von der Masche hören: Warum sollte man an einen Fremden so nah an sich heranlassen, reicht da nicht ein klein bisschen Misstrauen? Das wissen auch die Täter und wählen die Bühne entsprechend: überwiegend die Altstadt zu vorgerückter Stunde in Wochenendnächten. Dort suchen sie betrunkene Passanten und hoffen, dass die Leutseligkeit hoch und die Aufmerksamkeit gering ist. Nach der spielerischen Einladung zu einem „spontanen Tänzchen“ ziehen sie ihrem Opfer Geldbörse oder Smartphone aus der Tasche.

Ronaldo-Trick Benannt nach dem portugiesischen Fußballstar handelt es sich hierbei um eine Variante des Antanztricks, diesmal benutzen die Täter einen kleinen Ball, den sie mit dem Fuß jonglieren, um nah an ihr Opfer zu kommen.

Zettel-Trick Erst vor wenigen Tagen haben zwei Frauen damit eine 93-Jährige in Benrath ausgenommen. Eine klingelte an der Tür und bat um Zettel und Stift, um angeblich einer Freundin im Haus eine Nachricht zu schreiben. Als sie in der Wohnung war, schlich sich ihre Komplizin unbemerkt hinein. Der Zetteltrick ist nur eine Variante von Tricks an der Haustür mit dem Ziel, in die Wohnung zu gelangen. Mal sind es angebliche Polizisten in Zivil, die behaupten, es habe einen Einbruch gegeben, mal Mitarbeiter der Wasserwerke, die den Wasserdruck kontrollieren wollen. Ihr Opfer schicken sie ans Waschbecken im Bad, um dann im Wohnzimmer freie Hand zu haben.

Der „Dog!“-Trick Auch der zählt zu den neuen Methoden, die in Düsseldorf zuletzt erfolgreich angewendet wurden. Jemand klopft an die Tür eines Autos, das zum Beispiel gerade an einer Ampel steht und ruft „Dog! Dog!“ oder Ähnliches. Der Fahrer soll annehmen, er habe ein Tier angefahren. Sobald er aussteigt, versucht ein Komplize, Wertsachen aus dem Wagen zu greifen.

Enkeltrick Die Masche gehört zu den Klassikern, oft haben Täter damit ihre Opfer um fünfstellige Summen erleichtert. Oft beginnt es mit einem Anruf bei einer meist älteren Person. Mit Fragen wie: „Rate mal, wer dran ist?“, erfahren die Täter den Namen eines nahen Verwandten. Dann tischen sie eine Geschichte auf, wieso ein Neffe oder Enkel in finanziellen Schwierigkeiten ist. Meist ist es „ein Freund“, der vorgeschickt wird, um das Geld abzuholen.

Spendensammler-Trick Falsche Spendensammler gibt es immer wieder, neu ist diese Masche: Junge Täter, die Spenden oder Unterschriften sammeln, legen beim Gespräch ein Klemmbrett auf den Tisch — an der Stelle, wo das Smartphone liegt. Das nehmen sie dann unauffällig mit.

Der Goldketten-Trick Eine weitere perfide Methode zielt darauf, arglose Menschen um wertvollen Schmuck zu erleichtern. In einem Fall wurde eine Fußgängerin von einer Gruppe mit einem Stadtplan angesprochen und nach dem Weg gefragt. Nach langem Hin und Her zeigten sich die angeblich Ortsfremden überschwänglich glücklich und legten der Frau zum Dank eine Kette um den Hals. Erst kurz darauf merkte die Frau, dass dabei ihre eigene Kette verschwunden war.

Bankomat-Trick Das Überrumpeln beim Geldabheben ist zuletzt bei Gaunern populärer geworden, die Sparkassen warnt inzwischen an ihren Automaten. Die Täter nähern sich, wenn der Bankkunde schon vorangeschritten ist beim Abhebevorgang und lenken mit einer Frage ab. So kann sich ein Komplize von der anderen Seite nähern und in dem Moment, wo das Geld ausgegeben wird, zugreifen.

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