Die Trainer werden knapp

Sport: Immer mehr Kinder und Senioren gehen in die Klubs, aber an 19- bis 40-Jährigen mangelt es. Der Beruf raubt vielen zu viel Zeit.

Düsseldorf. Die Gesamtzahlen klingen imposant: Rund 112000 Düsseldorfer sind Mitglieder in einem der 370 organisierten Sportvereine - das sind fast 20 Prozent der Einwohnerschaft. Bei den jungen Erwachsenen zwischen 19 und 40 Jahren allerdings sieht es gar nicht mehr rosig aus, in dieser Altersklasse nimmt die Vereinsmüdigkeit stark zu. Laut Erhebungen des Stadtsportbundes, der kommunalen Dachorganisationen der Sportselbstverwaltung, haben die Vereine da seit 1999 10000 Mitglieder verloren - ein Minus von fast 27 Prozent.

"Bei den Jüngeren haben wir ein Problem", konstatiert Uli Wolter, der Geschäftsführer des Stadtsportbundes, "vor allem an die Leute zwischen 30 und 40 kommen wir nicht mehr ran."

Den Hauptgrund sieht er ebenso wie Sportbund-Präsident Peter Schwabe in der beruflichen Beanspruchung der U40er: "Arbeitszeit und Belastung im Job nehmen ständig zu, darunter leiden auch Sportvereine", sagt Wolter. Denn ihnen fehlen nicht nur Aktive, sondern auch ehrenamtliche Übungsleiter, Betreuer und Organisatoren in dieser Altersklasse. Das ziehe sich im Prinzip quer durch alle Sportarten, nur beim Primus Fußball sehe es noch einigermaßen gut aus. Wolter: "Die Jüngeren machen spontaner Sport, deshalb zieht es so viele in die Fitness-Studios." Schwabe kündigt an, vermehrt zeitlich flexiblere Angebote nach Feierabend zu initiieren.

Problem Nummer zwei: Um weniger ehrenamtliche Übungsleiter konkurrieren mehr Institutionen, insbesondere die expandierende Offene Ganztagsschule (Ogata) saugt Personal ab. Wie will der Stadtsportbund gegensteuern? Wolter: "Wir bauen das Qualifizierungsangebot für Übungsleiter aus, auch in Kooperation mit Mettmann und Duisburg. Und wir fördern Zusammenarbeit im Stadtteil, etwa bei der Sportplatz-Pflege zwischen Vereinen."

Für die zeitaufwändige und ungeliebte Verwaltung der Mitgliederschaft, zum Beispiel den Einzug der Beiträge, könne man professionelle Hilfe organisieren. Wolter: "In Norddeutschland gibt es ein Unternehmen, das Lösungen für den Mitgliederservice im Paket verkauft." Außerdem soll mehr geworben werden fürs Mittun im Sportverein, eine denkbare Aufgabe für die städtische Sportagentur unter Mithilfe der Profivereine.

Bringt das alles nichts, droht zumindest vorübergehend eine starke Überalterung. Andererseits freut sich der Stadtsportbund, dass die Senioren so massiv im Verein sind - die Zahl der über 60-Jährigen stieg seit 1999 um 20000 (50 Prozent!) an. Zweite gute Entwicklung: Bei Kindern und Jugendlichen gab es einen Mitgliederzuwachs von 15 Prozent. Peter Schwabe: "Fast 36000 werden heute in den Vereinen betreut, ein Erfolg, der eindeutig auf dem Düsseldorfer Modell der Talent-und Bewegungsförderung basiert."

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