Die Suche nach Einzeller Nummer eins

Die Klüh-Stiftung hat ihren Förderpreis an William Martin verliehen, der an der Heinrich-Heine-Uni erforscht, wie und wo das Leben begann.

Die Suche nach Einzeller Nummer eins
Foto: obs/Klüh Service Management GmbH

Düsseldorf. Die Auszeichnung ist nicht nur wichtig für den Wissenschaftler William Martin, sondern auch für den Vater William Martin. Er erzähle seinen Töchtern immer wieder, was er für tolle Sachen in seinem Labor machen, und die fragten dann „Ja, und wo ist der Beweis?“, berichtete der in Düsseldorf forschende Professor bei der Verleihung, bei der die beiden Mädchen dabei sein durften. William „Bill“ Martin hat den mit 25 000 Euro dotierten Förderpreis der Klüh-Stiftung zur Förderung von Innovation in Wissenschaft und Forschung erhalten.

Im US-Bundesstaat Maryland geboren, in Texas wesentlich ausgebildet (auch als Schreiner), kam Martin nach Niedersachsen und 1999 dann an die Heinrich-Heine-Universität. Dort arbeitet der 61-Jährige am Institut für Molekulare Evolution. Das Ergebnis seiner Arbeit, für das Martin nun ausgezeichnet wurde, trägt einen schönen Namen: Luca. Das steht für Last Universal Common Ancestor und bedeutet übersetzt letzter gemeinsamer Vorfahre.

Dahinter steht die Theorie, woraus sich alle heutigen Lebewesen von der Bakterie bis zum Menschen entwickelt haben. Luca, Martin und sein Team haben weltweite Beachtung gefunden, der Biophysiker Dieter Braun aus München bezeichnete die Forschungsergebnisse als „die solideste Studie auf diesem Feld“. Vereinfacht ging es dem Düsseldorfer Forscher um die Frage, wie aus Nicht-Lebendigem etwas Lebendiges erwuchs, also wie das allererste Leben entstand. Martin erklärt seine hochkomplexe Antwort, indem er auf die Erde vor einigen Milliarden Jahren zurückkehrt.

Die war ein unwirtlicher Ort, unter ständigem Beschuss von Meteoriten und mit wilden Meeren, die etwa doppelt so tief waren wie die heutigen. „Die Bausteine des Lebens sind nicht aus dem All heruntergeregnet, sie waren hier auf der Erde“, sagt Martin. Die Entstehung von Leben sei ein chemischer Vorgang, für den es Energie brauche. Blitze scheiden nach Martin dafür aus, es geht um kontinuierliche Energie, damit sich der Vorgang immer wieder wiederholen kann.

Deshalb geht seine Theorie auf den Grund der beschriebenen Ur-Meere. Dort gibt es heiße Quellen. Die einen rauchen schwarz, die anderen weiß. Die schwarzen sind zu heiß, als das dort Leben entstehen könnte. Ihre Hitze wirkt aber auch in einiger Entfernung noch, dort eben reduziert, deshalb der weiße Rauch.

Und an dieser Stelle gibt es nach Martins Theorie die richtige Dosis Energie für die Entstehung des Lebens. Verschiedene Elemente von Wasserstoff bis Schwefel verbinden sich so, dass daraus der erste Einzeller wird. Entsprechende Spuren im Erbgut gibt es. Nun will Martin den Vorgang in seinem Labor nachahmen und so die Theorie bestätigen.

Der Vorsitzende des Beirats der Klüh-Stiftung, Coordt von Mannstein, erläuterte den Gästen der Preisverleihung den Rang dieser Forschung. Martin publiziere regelmäßig in den wichtigsten Wissenschaftsjournalen wie Science oder Nature. Die meisten Wissenschaftler seien froh, wenn sie dort einmal einen Aufsatz veröffentlichen dürften, der Forscher von der Heinrich-Heine-Universität tue dies jährlich.

William Martin zeigte sich in seiner Dankesrede als unterhaltsamer Erklärer und als demütiger Forscher. „Es gibt keine Fakten“, sagte er. „Es gibt nur Beobachtungen und ihre Deutungen. In 200 Jahren werden Wissenschaftler über das lachen, was wir heute für wahr halten.“

Jungen Kollegen gebe er daher gerne folgenden Rat: „Pass vor allem auf deine Familie und deine Kinder auf, denn eines ist sicher: Die Wissenschaft wird dich niemals lieben.“

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