Die Stadt der Kaufhäuser

In vielen Städten werden Kaufhäuser aufgegeben. In Düsseldorf funktioniert das Konzept – weil der Besucherandrang immer noch hoch ist.

Düsseldorf. Der U-Bahnbau setzt Düsseldorfs Einzelhändlern immens zu - aber der Düsseldorfer Handel und vor allem seine großen Kaufhäuser sind nicht in der Krise. Da sind sich die Top-Vertreter der Branche einig. "Schauen Sie sich viele Bereiche in der Innenstadt an - da merken Sie vom U-Bahnbau nichts, und da ist die Stadt auch voller Besucher", sagt Dirk Henckel, Saturn-Chef und Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes für die Stadt Düsseldorf.

Deswegen soll jetzt in einer Runde mit der städtischen Marketinggesellschaft DMT auch erreicht werden, dass in der Außendarstellung die Vorteile Düsseldorfs - und nicht die Baustellenprobleme - in den Vordergrund gerückt werden. "Wir wollen ja, dass die Leute kommen", sagt Henckel.

Tatsächlich ist nicht alles Gold, was glänzt - und als sich gestern Morgen die Nachrichten zum Arcandor-Konzern überschlugen, fragten sich Düsseldorfer Experten, ob wohl das zum Konzern gehörende Karstadt-Haus am Wehrhahn auf einer der möglichen Verkaufs- oder Ausgliederungslisten auftaucht. Dies geschah nicht.

Ein Grund dürfte in der Attraktivität Düsseldorfs liegen. Die Stadt zieht Einkaufswillige an, allerdings hat sich der Kaufkraftindex in den letzten Jahren von über 130 auf nun 120 verringert (siehe Kasten). Macht dies auch Düsseldorfs Kaufhäusern zu schaffen, schließlich schließen anderswo Kaufhäuser, wie das Beispiel Hertie zeigt?

"Anders als viele Schwarzseher sehe ich das Konzept Kaufhaus keinesfalls am Ende", sagt Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes NRW. "Es ist ja auch Frequenzbringer für ganze Standorte."

Wobei Konzept und Lage stimmen müssten. "Es ist fraglich, ob dauerhaft die Kaufhöfe am Wehrhahn und an der Berliner Allee Bestand haben", meint Marcel Abel, Chef von Jones Lang LaSalle und Kemper’s, die bis zu 20 000 Quadratmeter neue Handelsflächen im Kö-Bogen auf dem Jan-Wellem-Platz unterbringen werden. Der Kaufhof Wehrhahn verliert zudem mit dem Saturn-Markt, der 2010 zum Oronto-Gelände in Flingern umzieht, einen Magneten.

Unklar ist, ob es dort einen neuen Untermieter geben wird - oder der Kaufhof die Fläche wieder selbst übernimmt. "Ich habe da auch noch nichts gehört", sagt Bürgermeister Friedrich Conzen, der zugleich Präsident des Einzelhandelsverbands NRW ist.

Er macht sich - nicht nur deshalb - so seine Gedanken: "Wenn eines der Kaufhäuser an der Schadowstraße aufgeben sollte, hätten wir dort eine sehr schwierige Situation." Schließlich könne man ein solches Gebäude nicht mal eben umfunktionieren. Conzen meint daher: "Diese Ecke müssen wir uns ganz genau anschauen." Die im Kö-Bogen geplanten Geschäfte seien in dem Zusammenhang aber nicht relevant.

Das sehen Achten und Henckel ähnlich: Die Konkurrenz erhöhe die Attraktivität, heißt es unisono. Günther Knie vom Kaufhof Kö hingegen ist anderer Meinung: "Ich sehe keine Notwendigkeit, dort zusätzlichen Einzelhandel zu implementieren.

Idealerweise werden bestehende Sortimente ergänzt. Ich wüsste aber nicht, was uns noch fehlen sollte." Er fürchtet deshalb, dass die neuen Handelsflächen "zu einem Verdrängungswettbewerb führen könnten". Für sein eigenes Haus sieht er indes eine gute Zukunft: "Wir sind jetzt schon sehr gut aufgestellt." Zudem werde sich die Wehrhahn-Linie positiv auswirken: "Die bringt uns zusätzliche Frequenz."

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