Die Skatjugend soll wieder zurück an die Kneipentische

Skat fasziniert durch unendlich viele Möglichkeiten. Doch Vereine müssen um Nachwuchs werben.

Düsseldorf. Das erste Blatt im Leben eines Skatspielers ist einzigartig. Denn eher landet er einen Sechser im Lotto, als dass er genau diese Karten in genau dieser Konstellation noch einmal auf die Hand bekommt.

Ralf Brokus, erster Vorsitzender der Skatfreunde Eller, hat es ausgerechnet: „Es gibt fast drei Millionen verschiedene Varianten, was das Blatt betrifft.“ Diese Vielfalt, die Spannung, die sich zu Beginn eines jeden Spieles von neuem aufbaut, zieht ihn auch noch nach 30 Jahren in seinen Bann.

Als 18-jähriger Jungspund hat er damals angefangen, sich Opas Lieblingsspiel anzueignen, und mittlerweile juckt es ihm schon in den Fingern, wenn er irgendwo einen Stapel Spielkarten herumliegen sieht.

Mit diesem frühen Gehversuchen wäre Brokus heute eine regelrechte Ausnahmeerscheinung. Dem Skatsport nämlich geht der Nachwuchs aus. Mit seinen 48 Lenzen gehört Brokus zum Jüngsten, was die Skatfreunde momentan zu bieten haben.

Das Nesthäkchen der 15-köpfigen Gruppe hat gerade die 40 überschritten, die beiden ältesten Spieler sind 80 Jahre alt.

Woran das liegt? Manfred Willms, Stellvertreter des Vorsitzenden, macht nicht mangelndes Interesse der Jugend, sondern den Überfluss an Freizeitangeboten verantwortlich. Nachdem eine Skat-AG in der Fritz-Henkel-Hauptschule in Garath weniger erfolgreich war als erwartet, wird jetzt ein neuer Versuch in der Gesamtschule an der Brinkmannstraße gestartet.

Denn obwohl Theater-AGs, Computer-Kurse und Sportvereine Kartenspiele aus dem Bewusstsein der Kids drängen würden, gibt sich die Anhängerschaft des Kartenspiels nicht geschlagen.

Apropos Computer: Darin erkennen die beiden Skatspieler ein weiteres Grundübel. Im Internet gebe es mittlerweile unzählige Seiten und Programme, die Reizen, Grand ohne Vier und Null Ouvert perfekt simulieren können.

Oliver Buerst von den Düsseldorfer Damen und Buben dagegen hält gerade den Online-Skat für eine Möglichkeit, Nachwuchs für den Skat zu gewinnen. „Viele Anfänger tasten sich lieber erst alleine im Internet vor, bevor sie sich in die Kneipe setzen.“ In Wahrheit nämlich sei es oft so, dass die Veteranen eher abschreckend aufs junge Publikum wirken.

Kneipen sind die beliebtesten Treffpunkte für Spielrunden. Die Skatfreunde etwa finden sich jeden Montag um 18 Uhr in der Gaststätte Franz Ratte ein, die Damen und Buben samstags und sonntags im Hans-Reymann-Haus der Awo.

Dabei sind diese Abende neben der bloßen Belustigung vor allem eines: Intensives Training für regionale und überregionale Turniere. Als nächstes steht der Deutschlandpokal im Maritim Hotel auf dem Programm.

Und die lange Teilnehmerliste beweist, dass es sich mit dem Skat noch lange nicht ausgespielt hat. „Solche Turniere sind unglaublich spannend“, sagt Brokus. „Das muss gerade junge Menschen faszinieren.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort